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Licht und Wärme

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Kein Fest ist sosehr auf künstliches Licht angewiesen wie Weihnachten. (Wobei natürlich auch die Kerze als künstliches Licht zu gelten hat.) Schon in der Vorbe-reitungszeit spielt die Kerze am Adventkranz geradezu eine Hauptrolle. Und erst die Vielzahl der Kerzen am Weihnachtsbaum. Man kann die abendländische Ausprägung des Weihnachtsfestes nicht verstehen, ohne die Bedeutung künstlichen Lichtes bedacht zu haben.

Das ältere Weihnachtsfest ist bekanntlich der 6. Jänner mit dem treffenden Namen Erscheinung des Herrn“. Ihm liegt die Weihnachtsgeschichte des Matthäusevangeliums mit den Sterndeutern aus dem Osten als ,JBei-denevangelium“ zugrunde. Erst später hat sich unser europäisches Fest nach dem Weihnachtstext von Lukas mit den Hirten als ,Jirmen-evangelium“ durchgesetzt. Ein weiterer Gegensatz liegt darin, daß es sich im ersten sozusagen um ein Nachtfest, im zweiten um ein Fest bei Tageslicht handelt.

Es liegt eine gewisse Logik darin, daß wir das Fest um die nächtliche Geschichte mit den Hirten auf dem Feld in der dunkelsten und kältesten Jahreszeit feiern. So läßt sich die Schutzlosigkeit und Verlassenheit des Kindes in der Krippe stärker nachempfinden als etwa in der Hitze des Sommers.

Bekanntlich haben die christlichen Missionare ein uraltes Fest des Sonnengottes (sol invictus) zur Wintersonnenwende solcherart zum christlichen Weihnachtsfest umfunktioniert, daß sie Jesus als jenes Licht der Welt predigten, das den Sieg über die finsteren Mächte des Bösen davonträgt. Was sich vielleicht wie ein raffinierter Trick schlitzohriger Missionare anhört, ist jedoch gute existentielle Theologie. Im durch Kälte und Vitaminmangel lebensbedrohenden Winter predigen sie eine Botschaft, die Licht und Wärme in das Leben der Menschen bringen will.

Die lebensnahe Katechese unter unseren Vorfahren hat Weihnachten zum wichtigsten Fest im Bewußtsein der Christen gemacht, obwohl genaugenommen Ostern der Vorrang gebührt. Dieses ungewollte Ablenkungsmanöver hat wenigstens bisher Ostern vor einer ärgeren Kommerzialisierung bewahrt.

Als Trost und wohl auch als zu bewahrender Schatz bleibt uns die reiche Lichtsymbolik rund um Weihnachten, die wir hoffentlich nicht nur als rührselige Kerzensentimentalität, sondern vor allem als Hinweis auf Jesus verstehen, der unser Leben hell und warm macht.

Fünfter Teil einer Serie über Zeichen und Symbole im Jahreskreis der Kirche.

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