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Digital In Arbeit

Liebe Leser!

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In den Stunden, in denen dieses Blatt durch die Rotationsmaschine läuft, übernimmt Hubert Feichtlbauer die Chefredaktion der FURCHE. Wir haben Ihnen diese Veränderung bereits angekündigt und begründet, eine Veränderung, die keinen Wechsel in Konzept und Linie bedeutet, sondern eine wertvolle Aufstockung der Redaktion, eine Bereicherung des Erfahrungspotentials unseres Blattes, neue Impulse zu seiner Entwicklung.

Es fehlt nur ein Monat bis zum zweiten Jahrestag meines Eintritts in die FURCHE, der Übernahme ihrer Leitung, auf die neun Wochen später die neue Konzipierung unseres renommierten Blattes folgte. In diesen zwei Jahren konnte die Redaktion merkbar ausgebaut und veijüngt werden, auch wenn sie noch lange nicht jene Stärke hat, die bei vergleichbaren Wochenzeitungen des In- und Auslandes als unentbehrlich erachtet wird. Wir müssen noch auf etliche Zeit mit einem kleinen Stab von besonders intensiver Produktivität und einer umso größeren

Schar regelmäßiger und fallweiser Mitarbeiter auskommen. Ich glaube aber, daß dieser Umstand, ich will ihn nicht Mangel nennen, durchaus dazu mitgeholfen hat, das Blatt lebendig zu gestalten, umsomehr als jedes Mitglied des Redaktionsstabes den Ehrgeiz hat, möglichst vielseitig zum Einsatz zu kommen.

In dieser Zeit ist es auch gelungen, den Kreis unserer Ausländskorrespondenten zu erneuern und zu erweitern, der Außenpolitik Schwerpunkte zu setzen, die unsere Leser in anderen österreichischen Zeitungen nicht finden. Dasselbe gilt von der Gewinnung einer großen Anzahl von Gastreferenten und Gastkommentatoren, die vor allem in Politik, Wissenschaft, Kirche und Kulturpolitik mitunter stark diskutierte Beiträge geliefert haben.

In dieser Zeit ist es gelungen, die Zahl unserer Leser fast zu verdoppeln und auch die Zahl unserer Abonnenten um ein schönes Stück zu steigern, wenn wir auch noch lange nicht unser Ziel erreicht haben; eine Abonnentenzahl, die uns von Zuschüssen unserer Trägerverlage oder der Bischöfe unabhängig machen könnte.

Gerade in diesem Zusammenhang möchte ich mich nun ganz besonders an Sie wenden. Keiner Zeitung ist es möglich, immer und in allen Fällen die Zustimmung aller ihrer Leser zu finden. Gerade dann, wenn eine Zeitung ihre Aufgabe darin sieht, ein eindeutiges Konzept zu vertreten und klar Stellung zu beziehen, wird sie mitunter den Widerspruch eines Teiles ihrer Leser in Kauf nehmen müssen. Diesen Widerspruch darzulegen, kontroverse Themen zu diskutieren, dazu ist das Leserforum da; mitunter werden strittige Themen auch im redaktionellen Teil abgehandelt. Wir sind stets bemüht, die Diskussion offenzuhalten und auch den Meinungen unserer Leser in geeigneter Form Raum zu geben.

Natürlich wird es gelegentlich Vorkommen, daß ein Leser glaubt, uns in einem bestimmten Punkt nicht mehr folgen zu können. Diese Feststellung jedoch in eine Abbestellung münden zu lassen, geht meiner Meinung nach an der Tatsache vorbei, daß wir in vielen anderen Punkten doch sehr wohl auch die Meinung jenes gerade unwilligen Lesers vertreten haben und weiter vertreten werden. Wenn aber in größerem Umfang unwillige Leser uns ihre Freundschaft aufkündigen, könnten wir in die Lage kommen, auch jene anderen, ihnen wertvollen Anliegen nicht mehr vertreten zu können.

Ich möchte aber auch eine Bitte an jene Leser richten, deren Beifall wir in diesen zwei Jahren gefunden haben, eine Zustimmung, die uns erfreulich oft direkt oder indirekt zugeht, die einzige Bestätigung dafür, daß wir auf dem richtigen Weg gehen. Es ist mir voll bewußt, daß der Leser viel eher zur Feder greift, um seinen Unwillen abzureagieren als um zu loben. Ich möchte Sie aber trotzdem bitten, es uns wissen zu lassen, wenn Sie mit uns einer Meinung sind, nicht damit wir uns wohlgefällig selbst auf die Schulter klopfen können, sondern weil das „feedback”, das Echo, neben unserem journalistischen Gewissen der einzige Peilton ist, nach dem wir uns rächten können. Und noch eine zusätzliche Bitte: Sagen Sie es auch ihren Freunden und Bekannten, machen Sie sie darauf aufmerksam, damit auch sie den Kreis unserer Freunde und Bezieher vergrößern.

Ich verabschiede mich nicht von Ihnen, da ich auch weiterhin als Herausgeber in der Redaktion mitarbeiten werde. Ich werde auch die von mir bisher betreuten Ressorts - Kirche, Wissenschaft, Kulturpolitik - weiter betreuen, wenn ich auch einen Teil meiner Arbeitszeit der Leitung der neuerrichteten Katholischen Medienakademie und damit der Heranbildung eines guten Journalistennachwuchses widmen werde. Ich bitte Sie nur, auch im Namen des neuen Chefredakteurs, uns weiterhin Ihre Freundschaft zu schenken.

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