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Liebe Leser!

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„Zeitaufgeschlossen, auf das aktuelle Geschehen gerichtet, parteimäßig nicht gebunden, eine gesunde Demokratie bejahend, durch katholische Grundsätze bestimmt, will unsere Wochenschrift,Furche1 in dem zu bestellenden Grunde sein.”

So das Geleitwort Friedrich Funders vom 1. Dezember 1945. Der Auftrag war groß. Chefredakteure, von Kurt Skalnik, dem steten Vorbild als Anwalt kompromißlosen österreicher- tums, über den großen Konservativen Willy Lorenz bis Hans Magenschab, dem zuwenig bedankten Grabenkämpfer in harter Zeit, haben versucht, das Erbe des Gründers zu wahren und zu mehren. Seit Männer um Hanns Sassmann, Wolfgang Schmitz und Bertram Jäger das Blatt auf eine breitere herausgeberische und wirtschaftliche Basis gestellt haben, ist starke Hoffnung für eine neue Zukunft der FURCHE aufgezogen. Felix Gamillscheg hat die Chance mit hartem Einsatz und Geschick zu nutzen gewußt. Das Erbe verpflichtet. Aber es macht auch froh.

Denn es gibt keinen Zweifel: In diesem Land besteht Bedarf an einer ge- sellschafts- und kulturpolitischen Grundsatzzeitschrift. Wenn wir uns auf Dauer nicht durchsetzen, liegt die Schuld an uns - nicht bei den Lesern.

„Zeitaufgeschlossen” soll sie , sein, wie schon Funder postulierte. Das heißt wohl: offen, tolerant, dialogbereit. Freilich setzt Dialog eigene Meinung und Offenheit eine innere Gefe- stigtheit voraus. Nur zwischen festen Ufern kann man Brücken bauen. Die FURCHE soll dem Gespräch in der und über die Kirche, aber auch über Geistesströmungen in anderen weltanschaulichen Gruppierungen dienen - aber niemals unter schamhafter Verbrämung oder gar Preisgabe des eigenen Standorts. Als Faktor in der Gesellschaft und als Gesprächspartner für andere ist die Kirche nur interessant, wenn sie deutlich sagt, was sie ist und was sie will.

Gewiß: Sie hat Artikulierungspro- bleme. Wir wollen zur Selbstfindung nach Kräften beizutragen versuchen. Das bedingt, daß es nicht Aufgabe der FURCHE sein kann, innerkirchliche Richtungskämpfe (oder persönliche Aversionen, die sich als solche tarnen) zu fördern. An einem „Publik”-Aben- teuer besteht kein Bedarf. Bei aller Wahrung des eigenen Standpunkts wird es unser Bemühen sein, Gemeinsames hervorzukehren, Trennendes zu mildern, Gegensätzliches sachlich, aber nie lieblos zu formulieren.

Das gilt für Gruppierungen innerhalb der katholischen Kirche, es gilt für das Verhältnis zu anderen christlichen Kirchen, aber auch zu nichtchristlichen Religionen - und es gilt für die Politik.

Keine Sorge: Hier ist nicht an Grundsatzverwischung, Werteverrat oder gar Anbiederung an die Mächtigen gedacht. Die achten uns im übrigen nur, wenn wir im Bedarfsfall einen gegensätzlichen Standpunkt hart und klar formulieren - nicht, wenn wir dienern. Aber parteipolitische Haxelbei- ßerei, kleinkarierte Polemik, tagespolitische Agitation haben in der FURCHE keinen Unterstand zu erwarten.

Kein Christ in der Politik soll sich von seinen weltanschaulichen Freunden in diesem Blatt verlassen.oder gar verraten fühlen. Aber die FURCHE ist kein Parteiorgan. Auch in diesem Punkt verpflichtet das Funder-Erbe. Natürlich wird hier auch Platz für die Formulięrung einer politischen Alternative zum sozialistischen Gesellschaftsmodell sein - aber nicht, weil wir Wählerstimmen sammeln, sondern weil wir mithelfen möchten, die Demokratie intakt zu halten. Demokratie lebt von Alternativen. Nichts wäre verheerender als die Dauerherrschaft einer Partei, gleich welcher.

Um Plattform für das „Zeitgespräch der Gesellschaft” sein zu können, bedarf es eines großen Stabes angesehener Mitarbeiter. Die FURCHE schätzt sich glücklich, seit Anbeginn auf einen solchen zählen zu können. Dessen Ausweitung und Bereicherung um NaiMfmiPtetlind’die man sucht, ist eine unserer vorrangigen Absichten.

Wer etwas zu sagen (und nicht nur Wörterberge zu produzieren) hat, ist als FURCHE-Autor willkommen: in Kirche, Politik und Wirtschaft, in Wissenschaft und Kunst. Agitatoren, Eiferern und Wölfen im Schafspelz freilich sei hier keine Hoffnung gemacht. Und auch nicht den Miesmachern, Zweiflern und Kleingläubigen, die über lauter Abgrenzen, Einigeln und Abwehren vergessen haben, was die eigentliche Aufgabe der Christen ist: bei einer richtig verstandenen Humanisierung der Welt den anderen voranzugehen.

Alte und neue Freunde der FURCHE sind zur Weggemeinschaft eingeladen.

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