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„Lieber rot als braun'

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FURCHE: Herr Landeshauptmann-Stellvertreter, Sie werden beim Landesparteitag imFebruar nicht mehr für den Landespar-teiobmann der Volkspartei kandidieren. Ist dieser Rücktritt Ausdruck der Resignation eines „ewigen Zweiten“?

STEFAN KNAFL: Zu meinen Erfolgen oder Mißerfolgen möchte ich doch zu bedenken geben, daß Landeshauptmann Leopold Wagner gerade bei den letzten Wahlen fast so viele Stimmen verloren hat wie die Volkspartei. Das war das schlechteste Wahlergebnis für einen amtierenden Landeshauptmann in den letzten Jahren.

FURCHE: Ist das nicht ein schwacher Trost, zumal Sie aus den SP-Verlusten ja kein politisches Kapital geschlagen haben?

KNAFL: Ich möchte ja gar nicht ausweichen. Es ist sicher bedauerlich, daß es mir aufgrund der Konstellation im letzten Herbst nicht gelungen ist, einen Erfolg gegen Wagner zu landen.

FURCHE: Zu welchem Zeitpunkt fiel Ihr Entschluß, zurückzutreten?

KNAFL: Zwei Tage vor der Landtagswahl habe ich dem Bun-desparteiobmann mitgeteilt, daß ich noch in dieser Legislaturperiode ausscheiden werde.

FURCHE: Sanften Druck von Seiten der VP-Bundesspitze gab's keinen? Erinnert sei nur an die wenig schmeichelhafte Bemerkung Michael Graffs, die Kärntner Volkspartei sei ein „müder Haufen“.

KNAFL: Nein. Der Generalsekretär soll sich im übrigen um sein eigenes Image und seine eigenen Probleme kümmern. Davon gibt's genügend.

FURCHE: Ihre wahrscheinlich letzte Aktion als Parteivorsitzender war der Vorschlag, ein Volksbegehren für die Objektivierung bei der Postenvergabe im öffentlichen Dienst zu starten.

KNAFL: Es geht uns darum, daß sich alle drei im Landtag vertretenen Parteien endlich um objektive Kriterien bei Personalentscheidungen bemühen.

FURCHE: Durch ein Volksbegehren?

KNAFL: Dann, wenn die Sozialisten keine Bereitschaft zeigen, in den Verhandlungen einzulenken.

FURCHE: Kritiker könnten Ihnen entgegenhalten, es gehe Ihrer Partei nur darum, mehr als bisher mitzunaschen. In allen zehn landwirtschaftlichen Schulen Kärntens zürn Beispiel gehören die Direktoren der OVP an.

KNAFL: In keinem dieser Fälle ist parteipolitischer Druck ausgeübt worden. Offensichtlich ist die politische Heimat all jener, die sich für diesen Schulbereich entscheiden, die Volkspartei.

FURCHE: Dem Obmann der Kärntner Freiheitlichen, Jörg Haider, haben Sie das Du-Wort entzogen, weil er Ihnen vorgeworfen hat, Sie ließen sich allzusehr von den Sozialisten umarmen. Sie haben daraufhin auch gemeint, Sie würden lieber mit einem roten als mit einem braunen Kopf herumlaufen. Duzen Sie Haider inzwischen wieder?

KNAFL: Nein. Ich habe keinen Grund, Haider wieder das Du-Wort anzubieten.

FURCHE: Und wie „braun“ ist Haiders Kopf tatsächlich?

KNAFL: Das war damals eher ein Wortspiel als der Vorwurf der nationalsozialistischen Gesinnung. Tatsache aber bleibt, daß Haider aus opportunistischen Motiven das nationale Wählerpotential in Kärnten bewußt geködert hat.

Mit dem Obmann der Kärntner Volkspartei und Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Knafl sprach Hubert Patterer.

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