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Linke, Nationale und...?
Die Hoffnung der Polen hält die Regierung Mazowiecki. Die Hoffnung ist auch Grundlage des Zusammenhaltens der Solidarnos'c-Plattform im Parlament (Sejm). Trotzdem überlegen nicht wenige Polen, ob das Fehlen von Parteien, von klaren Fronten auch innerhalb der Solidarität, nicht doch eine großes demokratiepolitisches Manko darstellt.
Drei große politische Trends kristallisieren sich momentan in Polen heraus: Stark ist der linke Flügel in der Solidarnos'c-Plattform mit Bronislaw Geremek, Jacek Kuron und Adam Michnik an der Spitze. Diese Leute liebäugeln mit der Sozialdemokratie, allerdings nicht in Zusammenarbeit mit den gewendeten Kommunisten, wobei es persönliche Kontakte in diese Richtung allerdings schon gibt.
Am rechten Rand des Polit-Spek-trums bildet sich eine Art Nationalpartei heraus. Dem polnischen Primas, der immer wieder für die Heranbildung einer christdemökra-tischen Partei eintritt, wird eine eher nationaldemokratische Gesinnung nachgesagt. Viele Solidarnosc-Anhänger fordern auf diesem Hintergrund eine deutliche politische Profilierung der Gewerkschaftsbewegung Solidarität. Lech Walesa, der Gewerkschafter bleiben möchte, hat bereits erste Schritte gesetzt und ein Komitee zur Konstituierung einer starken Zentrumspartei mit christlichsozialer Ausrichtung gebildet. Die Solidarnosc muß sich entscheiden: Entweder eine Gewerkschaft bleiben oder eine politische Partei werden. Manche Solidarnos'c-Vertreter befürchten, daß man die Plattform zu sehr mit den großen Namen (Kuron, Geremek, Michnik) der Solidarität identifiziert und übersieht, daß diese in Kürze eine sozialdemokratische Partei gründen werden.
Eine zentrale Kraft unter Einschluß der verschiedenen Bauernparteien wird für Polen notwendig. Noch braucht das Land den Konsens, der Mazowiecki hält. Aber mittlerweile versuchen sich etwa 20 Parteien zu etablieren. Da braucht man schon ein Zentrum, das - wie die Bischöfe wünschen -der Katholischen Soziallehre verpflichtet ist, wenngleich man der Meinung ist, daß sich die neue Volkspartei nicht unbedingt christlich nennen müßte.
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