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LKW-Blockade

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Kein Staat kann sich, soll seine Souveränität mehr als eine Floskel sein, durch eine LKW-Blockade erpressen lassen. Selbst dann nicht, wenn diese zu Versorgungsschwierigkeiten und Unangenehmerem führt. Die Haltung der österreichischen Bundesregierung zur Blockade der Grenzübergänge ist daher kein besonders zu erwähnender Fall von Rückgrat, sondern eine Selbstverständlichkeit.

Eine Selbstverständlichkeit hätte es freilich auch schon seit Jahren sein können, Österreich besser auf diese Transitbelastung vorzubereiten. Sprich, die unangenehmen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt durch vorausschauende Maßnahmen einzudämmen. Weder ist die Transitlawine völlig unerwartet über unser Land hereingebrochen noch gibt es erst jetzt die technischen Möglichkeiten der Lärm- und Schadstoffreduktion. Oder ist etwa die „Rollende Landstraße“ eine Erfindung der letzten Monate?

Wie wenig sich die für die Verkehrspolitik anfangs der achtziger Jahre Verantwortlichen in Wahrheit mit der Problemlösung beschäftigt haben, zeigt nichts besser als der Umstand, daß selbst jetzt, wo die LKW-Verladung ein Muß-Geschäft wäre, die ÖBB keine ausreichenden Waggon-Kapazitäten anbieten können.

Statt der Kfz-Industrie und deren Kunden durch eine langfristige Terminsetzung die Chance zu geben, hinsichtlich der verkehrspolitischen Zielsetzungen optimierte Fahrzeuge zu entwickeln beziehungsweise anzuschaffen, greift man, wenn der Hut schon brennt, zu wenig überlegten Maßnahmen wie dem Nachtfahrverbot, das möglicherweise ein innenpolitisches Placebo ist, der geplagten Bevölkerung entlang der Transitrouten aber nur wenig helfen wird.

Wie Mercedes-Benz vor zwei Wochen in Innsbruck in Anwesenheit von Verkehrsminister Streicher in großangelegten Versuchen nachgewiesen hat, kommt die entscheidende Lärmbelästigung im Transitverkehr vom Reifen-, nicht vom Motorgeräusch. Das heißt, daß auch der „Flüster-LKW“ bestenfalls auf dem Prüfstand, nicht aber auf der Brenner-Route eine Lärmreduktion bringt.

Beim Abrollgeräusch der Reifen wiederum gibt es Dezibel(=Schalldruck)-Unter-schiede, die weit über dem liegen, was mit der Motordämmung heute erzielbar ist. Um wieviel sinnvoller war es also gewesen, auf diesem Gebiet rechtzeitig Normen zu verfügen? Während es Jahrzehnte dauern wird bis der gesamte LKW-Fuhrpark auf moderne Fahrzeuge mit Flüstermotoren umgestellt ist, könnte die Kombination Flüsterreifen mit Flüsterasphalt schon in wenigen Monaten eine hörbare Erleichterung bringen.

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