7208542-1992_22_01.jpg
Digital In Arbeit

Lösung nach dem Golfkrieg-Modell?

19451960198020002020

Auf den fanatischen Serbenführer Vojislav Seselj wurde am Montag ein Attentat verübt. Ausdruck einer serbischen Spielart von Opposition? Zu wenig ist im Westen von anti-kommunistischen Strömungen im selbsternannten „Neu-Jugoslawien" bekannt.

19451960198020002020

Auf den fanatischen Serbenführer Vojislav Seselj wurde am Montag ein Attentat verübt. Ausdruck einer serbischen Spielart von Opposition? Zu wenig ist im Westen von anti-kommunistischen Strömungen im selbsternannten „Neu-Jugoslawien" bekannt.

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn kritische Stimmen laut und geduldet werden - heißt es aus Belgrad - wird sogar dies vom Regime propagandistisch als Beweis für die demokratische Gesinnung der national-kommunistischen Führung dargestellt. Trotzdem gibt es eine sich immer deutlicher artikulierende Opposition in Serbien. Der Dichter und Führer der nationalistisch angehauchten Ser-bischenErneuerungspartei, VukDras-kovic, ist ein Symbol dafür.

Er hat Europa unlängst aufgefordert zwischen Serben und serbischer Regierung zu unterscheiden. Nicht die Serben seien Kriegstreiber, betonte er. Es schwebt ihm - nach Beendigung des Krieges - eine Art Konföderation der früheren Teilrepubliken vor, obgleich er erkennt, daß momentan sowohl Slobodan Milosevic als auch Kroatiens Präsident Franjo Tudjman diese Lösung verspielt haben. International zeichnet sich seit etwa zwei Wochen ein großer Stimmungsumschwung gegen Serbien ab. Seit wichtige US-Zeitungen darüber schreiben, wird auch der militärische Einsatz von europäischen, US- oder UNO-Truppen in Bosnien-Herzegowina diskutiert. Es sei ein Fehler Amerikas gewesen, den serbischen „Anschluß" nicht zu stoppen, hieß es vor einer Woche in der „International Herald Tribüne", in der auch auf die Rolle der NATO bei der Organisation eines Roll-back-Kommandos aufmerksam gemacht wurde. Diese Woche sind die Kommentare noch deutlicher: Die ehemalige UNO-Botschaf-terin der USA, Jeane Kirkpatrick, erteilt dem Reden von einer „neuen Weltordnung" eine Abfuhr solange noch solche Furcht in Brüssel und Washington vor der Anarchie in Jugoslawien herrsche. Jim Hoagland wirft US-Außenminister James Baker vor, die CIA-Erkenntnisse über Jugoslawien seit 1990 geflissentlich ignoriert zu haben, und William Pfaff verweist auf den Golfkrieg als Modell für eine militärische Intervention in Bosnien.

UNO - so am Montag Generalsekretär Boutros Ghali - und USA halten sich sehr zurück. Außer „peace keeping forces" in Kroatien ist zur Beendigung des Tötens und gezielten Vertreibens international noch nichts vorgesehen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung