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Lorbeer für die Forscher

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Die Beratungen und Beschlüsse der Akademie der Wissenschaften in Stockholm werden alljährlich von Wissenschaftlern aus aller Welt mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Und auch heuer wieder hat die Entscheidung des Nobelpreis-Komitees unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.

Im Bereich der Medizin kamen dieses Jahr Roger Sperry, David Hubel und Torsten Wiesel (USA) zum Zug. Univ.-Prof. Astrid Kafka vom Institut für allgemeine und vergleichende Physiologie der Universität Wien zu den Verdiensten der Prämierten: „Sper-rys Auszeichnung wurde völlig zu Recht vergeben."

Er entdeckte Ende der sechziger Jahre die unterschiedlichen Aufgaben der beiden Hirnhälften: So befaßt sich die eine Hälfte des Gehirns (meistens links) mit der Sprache, während die andere Hälfte -die taktile Wahrnehmungsfähigkeit innehat.

Hubel und Wiesel gehen in eine andere Richtung der Gehirnforschung. Die beiden Wissenschaftler der Harvard-Universität kommen zu dem Schluß, daß „ keine einzelnen Lichtreize oder Tatsachen wahrgenommen werden, sondern, weil die einzelne Gehirnzelle so spezialisiert ist, daß durch die komplexere Verschaltung des Gehirns nur ganz bestimmte Ef-

fekte oder Bildkonfigurationen bemerkt werden" (Kafka). Das Gehirn und dessen Zellen nehmen also keine einzelne Reizeigenschaft wahr, sondern registriert gleich ganze Muster.

Für den Wiener Wirtschaftswissenschaftler Univ.-Prof. Erich Streissler ist Nobelpreisträger James Tobin kein Unbekannter. Tobins Leistung besteht in den „Überlegungen zur bestmöglichen Wahl von Finanzanlagen".

Tobin fragt sich also, wie eine Kapitalwertssteigerung oder -Veränderung Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt erzielen könnte. Wie also ein geänderter Kapitalwert nicht nur auf die wirtschaftliche Preisgestaltung, sondern auch auf Güternachfrage, Produktion und vor allem auf die Beschäftigung Einfluß nimmt.

Die Verleihung hat politische Aspekte, denn Tobin gilt als linker Demokrat und (5egner der Reaganschen Wirtschaftspolitik. Seine Thesen über die Möglichkeiten eines’ staatlichen Eingriffes auf die Wirtschaft werden von Professor Streissler als „vor allem für die USA von erheblicher Bedeutung" kommentiert, da Europa seit dem Krieg mit staatlichen Eingriffen im Wirtschaftsleben häufiger konfrontiert ist als die USA.

Roald Hoffmann (USA) und Kenichi Fukui (Japan) bekamen den Nobelpreis für Chemie. Hoffmanns Grundlagenforschung über den Verlauf gewisser chemischer Reaktionen ermöglicht Vorhersagen über den Erfolg von chemischen Versuchen. Fukui ist für Univ.Prof. Karl Schlögl vom Institut für organische Chemie (Universität Wien) „kein Begriff", aber auf ähnlichem Gebiet tätig.

Die drei Physik-Preisträger sind die Amerikaner Nicolaas Bloembergen und Arthur Schaw-low sowie der Schwede Kai Siegbahn. Alle drei, erklärt Univ.-Prof. Peter Weinzierl vom Institut für Experimentalphysik, Universität Wien, befassen sich mit der Spektroskopie, also der Erforschung der Eigenschaften von Atomen und Molekülen durch Zuhilfenahme von Licht.

Schawlow war etwa 1960 Miterfinder des Laserstrahls, .bekam aber damals deh Nobelpreis nicht zuerkannt, der diesbezüglich an einen - älteren - Kollegen ging. Eine Vermutung Weinzierls: „Eine Verlegenheitslösung, eine Wiedergutmachung von damals."

Bloembergen befaßt sich mit kernmagnetischen Fragen und nichtlinearer Optik. Letztere kann einfach mit dem Effekt von Kristallen erklärt werden: Mit einem Laserstrahl durchleuchtet, entstehen im Mineral hohe Frequenzen, ähnlich der Quarzuhr.

Siegbahn schließlich ebnete genauso wie Bloembergen den Weg zum Verständnis für den Kernbau. Ebenfalls durch Lichtstrahlen konnte er feststellen, welche magnetischen Momente Atomkerne besitzen. Weinzierl: „Seine Arbeit ist bahnbrechend."

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