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Macht Ostern Lust aufs Leben?

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Wer wirklich gläubig Ostern feiert, dem müßte voller Dankbarkeit neu die Lust zum Leben kommen.

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Wer wirklich gläubig Ostern feiert, dem müßte voller Dankbarkeit neu die Lust zum Leben kommen.

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Rund um Ostern scheint sich die Lebenslust zu steigern. In der Natur beginnt vieles zu treiben und zu blühen. Der „klassische Osterspaziergang" kennt viele Varianten: von der zünftigen Wanderung über Schiurlaub bis zur kleinen Weltreise. Die weltlichen Ostersymbole, Ei und Hase, weisen auf Fruchtbarkeit hin.

Christen feiern Ostern in ihren Kirchen. Es kommen mehr als sonst. Aber nur wenige nehmen Impulse für das Leben mit. Die einen feiern mehr das Gedächtnis vergangener Ereignisse. Andere denken bei der Feier der Auferstehung Christi nur ans künftige Leben. Sollte Ostern nicht jetzt mehr Lust am Leben wecken?

Der auferstandene Jesus hatte seine Mühe, die verschreckten Frauen und Männer, die ihn bei den Toten suchten, ins pulsierende Leben zurückzuführen. Er ist kein „Geist", kein Gespenst, wie sie meinten. „Faßt mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht." (Lk 24,39)

Er will mit ihnen essen, als Zeichen der Gemeinschaft, aber auch des Lebens. Erst mit dem langsam wachsenden Osterglauben kehrten die Lebensgeister zurück. Und es bildete sich eine so lebensfrohe, lebensnahe Gemeinschaft, daß alles Volk staunte und sie lieb gewann und Menschen (die wohl auch das Leben suchten) sich scharenweise ihnen anschlössen. (Apg 2,47)

Eigenartig, daß ungläubige Menschen das Leben oft mehr lieben als fromme Beter. Haben diese noch nicht im Glauben erfaßt, welch wunderbares Geschenk Gottes das Leben ist? Zeichen seiner Weisheit, Güte und Liebe? Aber mitten in aller Lebenslust befällt jeden Menschen einmal Angst. Wie lange währt das Glück? Bleibt man gesund? Was kommt danach?

Uns ist einer vorausgegangen, der auch das Leben liebte. Und als er es am Kreuz zu verlieren schien, hat er es neu gewonnen. Den andere vernichten wollten, und der verherrlicht wurde. Den das Grab nur drei Tage hielt, bis er das Siegel aller Gräber brach.

Zu Ostern feiern wir nicht nur das Gedächtnis von all dem. Wir feiern voller Zuversicht, daß wir in dieses Geschehen alle mit hineingenommen wurden. In der Taufe sind wir mit Christus im Wasser begraben worden. Aus der Taufe gehoben wurden wir schon mit ihm auferweckt. Wer aus diesem Glauben lebt, liebt das Leben noch viel mehr. Er weiß sich mit Christus in Gott geborgen in Freud und Leid, in der Blüte der Jahre und im Tod.

Wer wirklich gläubig Ostern feiert, dem müßte voller Dankbarkeit neu die Lust zum Leben kommen. Jenen aber, die noch nicht glauben können, würde er bezeugen, daß das Leben in Fülle nur findet, wer auch über das Grab hinaus zu hoffen wagt.

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