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Madeleine Petrovic rechnet mit Konkordatsdebatte im Wahlkampf

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Nach dem Liberalen Forum wollen nun auch die Grün-Alternativen das Verhältnis zwischen Staat und Kirche diskutieren.

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Nach dem Liberalen Forum wollen nun auch die Grün-Alternativen das Verhältnis zwischen Staat und Kirche diskutieren.

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Kein Ende der Konkordats-Debatte (dazu auch Seite 8). Im furche-Gespräch kündigt Grünen-Klubobfrau Madeleine Petrovic an, daß nun auch ihre Partei das Verhältnis zwischen Kirche und Staat diskutieren wird: „Ich möchte diese Frage auf jeden Fall in unseren Gremien diskutieren. Und zwar noch vor der Nationalratswahl, weil das scheint mir ein ganz wichtiges Thema zu werden.” Sie habe den Punkt Konkordat bereits seit längerem „auf der Tagesordnung der internen Besprechungen”.

Die grüne Spitzenkandidatin kann sich einen Seitenhieb auf das Liberale Forum nicht verkneifen: „Ich will aber bei der Debatte nicht auf der ,Ja-Nein-Ebene' stehen bleiben. Das ist mir zu platt. Mir geht es um fundierte Alternativen.” Ihrer Ansicht nach habe die bisherige Debatte „das Gegenteil von dem bewirkt, was auch ich möchte. Nämlich einen profanen Staat, der Religionsfreiheit gewährleistet.” Hingegen seien alte Vorurteile wieder aufgewärmt worden: „Entweder man ist religiös, oder man ist ein guter Christ. Ich hatte gehofft, daß das überwunden ist, daß man einer Partei angehören - wahrscheinlich nicht jeder - und gleichzeitig ein guter Christ sein kann.”

Nicht ausklammern will die Parlamentarierin Reizthemen wie die Abtreibungsfrage: „Wenn sich eine Frau dafür entscheidet, ein Kind nicht zu bekommen, dann steht es mir nicht zu, sie zu verurteilen.” Diese „Freiheit” für die Frauen dürfe aber nicht mit „Vogelfreiheit” verwechselt werden: „Indem man Freiheit gewährt, darf damit die Fürsorgepflicht der Öffentlichkeit nicht beendet sein.” Es sei auch zuwenig, wenn in Notfällen bloß finanzielle Hilfe geleistet werde.

Diplomatisch äußert sich Petrovic zum Thema Kirchenbeiträge: „Wenn ich mir den Bauzustand mancher öffentlicher Bauten anschaue, dann habe ich den Eindruck, daß der Staat Baudenkmäler zumindest nicht besser erhalten kann, als die Kirche. Und wahrscheinlich auch nicht kostengünstiger.” Wenn eine Religionsgemeinschaft den Schutz und die Erhaltung von Baudenkmälern übernehme, die für sie mehr als bloß Bauwerke darstellen, sondern auch religiösen Wert haben, dann sei das durchaus positiv.

Gegen ..Anmelde-prinzip”

Grundsätzlich positiv steht die grüne Spitzenpolitikerin auch dem Religionsunterricht gegenüber: „Es ist mir ein Anliegen, daß sich junge Menschen mit Religion auseinandersetzen. Ich finde es einfach absurd, daß es mittlerweile zur Allgemeinbildung gehört, sich mit irgendwelchen technischen Geräten auszukennen, aber so grundlegende Bereiche wie Philosophie oder Reliogion im Unterreicht einen immer kleineren Stellenwert einnehmen.” Ablehnend steht Petrovic einem „Anmeldeprinzip” anstelle der „Abmeldemöglichkeit” beim Religionsunterricht gegenüber: „Da für Schüler noch nicht einmal die 40-Stunden-Woche gilt, wäre wohl klar, wozu das führt. Der Religionsunterricht ist sicher nicht das geeignete Fach, um mit der Stundenplan-Reduktion zu beginnen.” Damit meine sie aber nicht einen konkret konfessionellen Religionsunterricht: „Es gibt in unserer Schule ganz allgemein ein großes Defizit bei der Wissensvermittlung über die Rereiche Philosophie und Religion. Das zeigt die allgemeine Leere, wenn von Werten die Rede ist, ebenso wie der große Zulauf zu einem Sektenunwesen, das immer mehr totalitären Charakter annimmt.” Sie wolle zwar kein Kind „dazu vergattern, katholisch zu sein oder zu werden”, aber es gehe um die Vermittlung von persönlichen Entscheidungsgrundlagen.

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