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Das Ergebnis der Untersuchung der Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern (FURCHE 49/1981), die von Staatssekretärin Franziska Fast in Auftrag gegeben wurde, ist deprimierend. Der Ist-Zustand kann auf eine Kurzformel gebracht werden: Frauen sind in der immer noch vorrangig von Männern beherrschten Arbeitswelt erheblich benachteiligt.

Lag 1959 das Durchschnittseinkommen der Männer um 48 Prozent höher als das der Frauen, so stieg die Differenz 1979 auf 58 Prozent. Noch größer ist die Kluft im Angestelltenbereich, wo die Männer 1953 um 34 Prozent, 1979 aber um 68 Prozent mehr als Frauen verdienten.

Aber nicht nur Staatssekretärin Fast nahm sich dieses Problems an, auch Alois Kehrer, Assistent am Institut für Wirtschafts- und Verwaltungsführung der Universität Wien, untersuchte das Thema Frauen in der Arbeitswelt. Seine Feststellung: „Es ist in den allermeisten Betrieben kein besonders beneidenswertes Schicksal, Frau zu sein. Frauen gelten noch immer als billigere Arbeitskräfte, die sich besonders für die Erledigung einfacher und monotoner Arbeiten eignen.“

Kehrer untermauert dies mit Zahlen: Bei den Einkommen zwischen 10.000 bis 12.000 Schilling ist der Anteil der Männer 91 Prozent und jener der Frauen 9 Prozent, während bei den unteren Einkommen (4.000 bis 5.000 Schilling) das Verhältnis genau umgekehrt ist. Durch das 1979 in Kraft getretene Gleichbehandlungsgesetz sollte Gerechtigkeit geschaffen werden, trotzdem ist die Realität noch immer so, „dass Frauen bei weitem nicht gleich entlohnt werden“ (Kehrer).

Trotz der Möglichkeit der Beschwerde bei der zuständigen Kommission im Sozialministerium nehmen viele Frauen aus Angst vor Repressalien die geringe Bezahlung auf sich. Sind aber nicht auch noch andere Gründe maßgebend? Im Dezember 1980 erschien eine Broschüre über „Die Situation der Fabriksarbeiterin in Oberösterreich“ als zusammengefasstes Ergebnis verschiedener Gesprächsgruppen. Diese Gespräche wurden von Mitarbeitern des Arbeitskreises „Betriebspastoral“ der Diözese Linz und der Katholischen Frauenbewegung geführt.

Daraus geht hervor, dass dem Großteil der Frauen diese echten Benachteiligungen wohl bewusst sind, sie es aber nicht gelernt haben, ihre Wünsche und Forderungen zu artikulieren.

Den Grund dafür sehen die Frauen selbst

• im traditionellen Rollenbild,

• in der unterschiedlichen Erziehung von Buben und Mädchen

• sowie in der mangelnden Eigeninitiative und Solidarität

Ein wesentlicher Faktor ist aber auch in der mangelnden Ausbildung der Mädchen zu suchen.. Noch immer vertreten Eltern (verschiedenster sozialer Schichten) die Meinung: „Ein Mädchen heiratet ja sowieso.“ Es gibt zwar durch das Arbeitsmarktförderungsgesetz die Möglichkeit, im zweiten Bildungsweg die Facharbeiterausbildung zu machen, doch nehmen Frauen diese Chance erst wenig wahr. In Wien haben 1980 bei der Firma Siemens wohl 24 Absolventen diesen Lehrgang beendet; darunter waren aber nur drei Frauen, die den Facharbeiterbrief erhielten, wobei sich insgesamt sieben zu Beginn gemeldet hatten. Ist es einerseits „mangelndes Selbstvertrauen“ (Meinung einer Lehrgangsabsolventin), so ist es auch oft die Familie, der Ehepartner, der nicht mitspielt und nicht hilft, die Frau von den familiären Pflichten während dieser Zeit (zehn Monate) weitestgehend zu entlasten.

Ist der Mann selbst ungelernter Arbeiter, verkraftet er es oft schlecht (aus dem traditionellen Rollenverständnis heraus), wenn seine Frau die qualifiziertere und besser verdienende Arbeiterin ist. So würgt er ihre Ambitionen durch betontes Pascha verhalten ab. Eine Betroffene: „Er wollte auf keinen Fall abends, wenn ich lernen sollte, die Kinder versorgen.“ Außerdem toleriert die Umwelt wohl, dass der Mann im Zuge der Ausbildung für einige Tage fern der Familie ein Seminar besucht, bei der Frau wird dies aber noch immer mit scheelen Augen betrachtet. Situationen, für die viele Frauen nicht die Kraft haben, sie durchzustehen.

Aus der Fast-Studie über mögliche Gründe für die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern geht hervor, dass sich bereits 89 Prozent der Österreicher (Männer und Frauen) der Problematik bewusst sind. Als Ursachen dafür hält man

• die Familie (Frauen müssten sich zuerst der Familie widmen),

• Vorurteile (13 Prozent der Männer meinen, Frauen leisten weniger),

• mangelnde Emanzipation (Meinung von 55 Prozent der Facharbeiterinnen),

• die untergeordnete Stellung der Frau

• so wie die Muskelkraft: Männer leisten schwerere Arbeit.

Wurden die Frauen bisher „nur“ durch ungleiche Entlohnung und mangelnde Ausbildungsmöglichkeiten benachteiligt, so werden sie nun auch noch zusätzlich von der zunehmenden Arbeitslosigkeit ebenfalls wieder vorrangig betroffen. 1980, so der Bericht über die soziale Lage, kamen auf einen arbeitslosen Mann bereits drei arbeitslose Frauen. Damit wird nur folgendes bekräftigt: „Die Frau gehört zu einem stillen und flexiblen Arbeitskräftepotential, das man zur Zeit der Rezession hinter den Herd zurückschickt und bei neuer Konjunktur wieder hervorholt“ (Josef Lange in: Leiden an der Gesellschaft).

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