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Märtyrer nach dem Bild Jesu

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Der Augustiner-Chorherr Roman Karl Scholz, dichtender und sprachengewandter Theologe des Stiftes Klosterneuburg, war ab 1938 in einer Widerstandsgruppe mit dem Ziel der Wiederherstellung eines freien Österreichs tätig. Von einem Mitglied der Gruppe verraten, wurde Scholz 1940 verhaftet und im Februar 1944 wegen Hochverrates zum Tode verurteilt.

Das ist eines der Schicksale, deren sich eine Fernsehdokumentation zum Jahrestag des Einmarsches Hitlers in Österreich am 13. März 1938 zum Thema „Widerstand der Kirche“ annimmt. Ungefähr 100 Priester oder Ordensleute aus Österreich wurden in diesen Jahren hingerichtet oder kamen schon während der Haft in Konzentrationslagern ums Leben, weitere 800 Personen geistlichen Standes waren inhaftiert, ungefähr 1500 von ihnen hatten Predigtverbot oder Gau verweisung.

Im Gegensatz zum Aufruf des damaligen Erzbischofs von Wien, Kardinal Theodor Innitzer, bei der Volksabstimmung am 10. April 1938 für den „Anschluß“ Österreichs an Deutschland zu stimmen, und lange vor der Erklärung der deutschen Bischofskonferenz in Fulda im Jahre 1943, das NS-Regime verstoße insbesondere gegen das Menschenrecht der Glaubensfreiheit - lange vor ihren Oberen also sind einfache Priester und Ordensleute ihrem Gewissen gefolgt und haben einer unmenschlichen Regierung Widerstand geleistet, der sie ihr Leben kostete.

Dr. Karl Lampert war 1939 Provikar von Innsbruck, zog sich durch seinen Widerstand gegen kirchenfeindliche Maßnahmen des zuständigen Gauleiters Franz Hofer und durch sein Eintreten für den im KZ Buchenwald den Märtyrertod gestorbenen Pfarrer von Götzens, Otto Neururer, den Haß des Gauleiters zu.

Nach der Gestapohaft 1940 in Innsbruck kam Lampert nach Pommern, wo er auf Aussagen eines Gestapo-Spitzels hin der Wehrkraftzersetzung und der Spionage angeklagt und trotz Gnadengesuchen seines Bischofs Paulus Rusch im November 1944 enthauptet wurde. In der Nacht vor der Urteilsverkündung an Karl Lampert sah der zuständige Senatsvorsitzende Generalrichter Lüben seinen Ausweg nur mehr im Selbstmord.

Den Tiroler Pallotinerpater Franz Reinisch traf der Bereitschaftsbefehl zum Eintritt in die Wehrmacht 1941 als Anruf zur Entscheidung. Seiner persönlichen Gewissensentscheidung folgend könnte er den Eid nicht leisten; deswegen und wegen Zersetzung der Wehrkraft wurde Pater Reinisch im August 1942 in Berlin hingerichtet.

Unter den für die Fernsehdokumentation .ausgewählten Einzelschicksalen ist auch eine Ordensfrau des Krankenhauses in Mödling, Schwester Restituta vom Dritten Orden des hl. Franziskus, Helene Kafka mit bürgerlichem Namen. Gegen sie wurde 1942 Anklage erhoben wegen der Vervielfältigung und Verbreitung von Flugschriften staatsfeindlichen Inhaltes - ein Spottgedicht über die deutsche Wehrmacht wurde ihr zum Verhängnis.

Dem Tiroler Jesuiten Johann Steinmayr wurden als Konvertiten eingeführte Gestapo-Agenten zum Verhängnis. Provokatorische Fragen und verfälschte Antworten reichten für eine Verhaftung im Oktober 1943, wegen Wehrkraftzersetzung wurde er 1944 in Berlin - trotz Gnadengesuchen des Ordens und der Angehörigen - hingerichtet.

Ebenfalls auf Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung lautete die Anklage gegen den steirischen Pfarrer Heinrich Dalia Rosa, der abfälligen Äußerungen über Christus und das Christentum in der Öffentlichkeit entgegengetreten war.

Dem noch im Jänner 1945 hingerich- teten Pfarrer von St. Georgen in Judenburg stand im Wiener Landesgericht als Zellengenosse sein Mitbruder Pater Josef Zeininger, nunmehr Bischofsvikar in der Erzdiözese Wien, in seinen letzten Stunden bei.

Die Fernsehdokumentation basiert in erster Linie auf dem 1966 in München erschienenen Werk „Priester vor Hitlers Tribunalen" von Benedicta Maria Kempner, weiters auf Archiv- material des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes und des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien. Die Unterlagen der Diözesanarchive sind leider bis 1990 unter Verschluß.

(Drehbuch: Heribert Holzer, Regie: Imre Lazar. Ausstrahlung in der Sendung „Orientierung“ am 16. und 23. März jeweils 18.30 Uhr).

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