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Marshalls Comeback

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Mancher Österreicher überlebte nicht zuletzt dank dem Marshall-Plan, über den Wilfried Mähr dissertierte. Nun geht es um einen neuen Marshall-Plan-für Osteuropa, dessen Hauptprobleme er lösen könnte.

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Mancher Österreicher überlebte nicht zuletzt dank dem Marshall-Plan, über den Wilfried Mähr dissertierte. Nun geht es um einen neuen Marshall-Plan-für Osteuropa, dessen Hauptprobleme er lösen könnte.

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Seit die dramatischen Veränderungen in Osteuropa eingesetzt haben, vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein neuer Marshall-Plan für Osteuropa vorgeschlagen wird.

Das Angebot General Marshalls vom Juni 1947 sollte ein wirtschaftliches Wiederaufbauprogramm für Gesamteuropa einleiten (FURCHE 23/1987), führte aber zur wirtschaftlichen Ost-West-Blockbildung, die durch die militärische Formierung 1949 nur noch konsolidiert wurde. Könnte ein neuerliches großzügiges Offert des Westens für einen wirtschaftlichen Wiederaufbau Osteuropas Europa wieder zusammenführen?

Anfang Juli 1947 marschierte in Paris der sowjetische Außenminister Molotow mit einer 89-Mann-Delegation aus den europäischen Beratungen demonstrativ aus und signalisierte damit den Boykott des amerikanischen Wiederaufbauprogrammes für Europa. Stalin oktroyierte den Satelliten Nichtteilnahme. Im Zeichen des sich erhitzenden Kalten Krieges stellte der US-Kongreß im April 1948 rund 13 Milliarden Dollar für das auf vier Jahre anberaumte „European Recovery Program“ - ERP - zur Verfügung.

Wie durch ein Wunder landete Österreich vollständig im Kreis der 16 am ERP teilnehmenden Nationen. Wie es dazu kam, schildert Wilfried Mähr in „Der Marshallplan in Österreich“. Gerald Stourzh, der Wiener Ordinarius für Geschichte, der Mahrs Dissertation betreute, behauptet nicht zu Unrecht im Vorwort, daß sich Mähr mit dieser Arbeit „als fundiertester Kenner der Geschichte der amerikanischen Finanz- und Wirtschaftshilfe in Österreich nach 1945 ausgewiesen hat“.

Der Vorarlberger Historiker Mähr erlag im vergangenen Jahr 31-jährig einem schweren Herzleiden. Das Buch zeigt, welchen Verlust dies für die österreichische Zeitgeschichtsforschung bedeutet. Die FURCHE hat die wichtigsten Hauptergebnisse der Dissertation noch vor der Fertigstellung abgedruckt (FURCHE 30, 33, 35/1985).

Mahrs Arbeit beschäftigt sich aber nicht so sehr mit dem Marshallplan und den Details seiner Auswirkungen für Österreich (1948 bis 1952) wie mit den Ursprüngen des Marshallplanes in der unmittelbaren Nachkriegszeit und der Einrichtung der komplizierten administrativen Mechanismen des ERP in Österreich (1945-49), mit der immerhin beinahe eine Milliarde Dollar in die österreichische Wirtschaft gepumpt wurde.

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