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Man braucht viel Disziplin

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Ein anspruchsvolles System getrennter Sammlung

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Ein anspruchsvolles System getrennter Sammlung

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Im Jahr 1978 übernahm der Verband für Umweltschutz und Abgabeneinhebung im Bezirk Melk die Zuständigkeit für die Müllabfuhr von den Gemeinden. Es wurde eine einheitliche Gebühr eingehoben und für alle Haushalte eine Anschlußpflicht eingeführt. Die positive Folge dieser Maßnahme war, daß die wilde Deponierung der Abfälle in der Landschaft beinahe vollständig aufhörte. Der gesammelte Müll wurde in Pöchlarn kompostiert. Wasunverrottbarwar, außerhalb des Bezirks in Purgstall deponiert.

Knapper werdende Deponiekapazitäten, die mangelnde Bereitschaft der Bürger, der Errichtung neuer Deponien zuzustimmen, die schlechte Kompostqualität bei Kompostierung des Gesamtmülls (er läßt sich weder in der Landwirtschaft noch im Gartenbau verwerten) zwangen zu einem Umdenken.

Regionaler Abfallverbund

Das Ergebnis: 1990 wurde der Beschluß gefaßt, ein neues System getrennter Müllsammlung einzuführen. Der regionale Abfall wirt-schaftsverbund Mostviertel (RAM-GesmbH) umfaßt die Bezirke Am-stetten, Melk und Scheibbs, sowie die Stadt Waidhofen an der Ybbs. Hier wohnen rund 250.000 Personen. Die RAM ist eine Dachorganisation über den Bezirksmüllverbänden. Anliegen dieser neuen Konstruktion ist die Einführung einer möglichst getrennten Erfassung des Mülls. Dafür wurde ein mehrstufiges System entwickelt:

• Beim einzelnen Haus wird der Abfall in drei Behältern gesammelt. Eine Biotonne soll alle organischen Abfälle aufnehmen. Sie wird überall dort aufgestellt, wo nicht Ei-genkompostierung stattfindet und sie wird alle 14 Tage entleert. In einer Papiertonne sammelt der Haushalt das anfallende Altpapier. Es wird alle acht Wochen entsorgt. Der übrigen Abfall wandert in die Restmülltonne, die alle vier Wochen entleert wird - soweit es sich nicht um Metall oder Glas handelt. Denn dieses

• soll in eigene Behälter in Sammelzentren für jeweils 15 bis 20 Haushalte geworfen werden. Dort stehen drei Behälter (sie werden alle acht Wochen geleert), die Metall, Weiß-, und Buntglas aufnehmen werden.

• Darüber hinaus wird den Haushalten nahegelegt, die Restmülltonne weder mit alten Textilien, noch mit Sperrmüll zu beschicken. Denn zweimal jährlich gibt es dafür Sammlungen. Auch für Problemstoffe richten die Gemeinden eigene Sammlungen ein.

Eine getrennte Erfassung von Kunststoffen ist derzeit nicht vorgesehen, da beim heutigen Stand derTechnik eine Wiederverwertung von gemischten Kunststoffen aus dem Haushalt nicht möglich ist.

Eine eigene Brochüre gibt detaillierte Hinweise darauf, wie die einzelnen Tonnen zu beschicken sind: Was hineindarf und was nicht. Besondere Sorgfalt ist bei der Handhabung der Biotonne geboten, dient sie doch der Erfassung verrottbarer Stoffe. Schon im Haushalt müssen die organischen Abfälle getrennt erfaßt werden. Um Geruchsbelästigung zu vermeiden, ist möglichst häufiges Entleeren

angebracht. Zur Einschränkung der Geruchsbildung in der Tonne, die ja nur alle 14 Tage abgeholt wird, wird das regelmäßige Bestreuen der Abfälle mit Düngekalk oder Holzasche ebenso empfohlen wie das schattige Aufbewahren der Tonne. Nur bei wirklich sorgfältiger Trennung entsteht hochwertiger Kompost.

Auch die Altpapiersammlung erfordert einige Disziplin. Wirklich unerwünscht ist in dem entsprechenden Behälter nämlich alles, was nicht der Papierwiederverwertung dient: Büroklammern, Klebebänder, Plastik (etwa von Fensterkuverts), folienbeschichtetes Papier oder Tiefkühl-Milch- oder Getränkeverpackungen, Tapeten, Zementsäcke...

Hochgesteckt sind auch die Erwartungen bei der Glassammlung, wird doch der Wunsch geäußert, man möge die Glasbehälter von Kapseln, Schraubverschlüssen oder Bleischleifen befreien. Jedenfalls aber sollten die Flaschen nicht zerschlagen, sondern so eingeworfen werden, daß sie ganz bleiben. Das erleichtert nämlich das Entfernen der Fremdstoffe in der Aufbereitungsanlage.

Achtung Problemstoffe

Unbedingt zu vermeiden ist jedenfalls die Vermischung von Problemstoffen mit anderem Müll. Was zu den problematischen Stoffen zählt?

Da gibt es eine sehr lange Liste: Fette, Farben, Lacke, Kleber, Kosmetika, verschiedenste Putz-, Lö-sungs- und Schutzmittel, verschiedenste Chemikalien (Säuren, Laugen...), gifthaltige Abfälle, Medikamente und gashaltige Behälter (Spraydosen, Feuerlöscher...).

Noch besser als Abfalltrennung ist aber Abfallvermeidung. Sie wird daher den Bewohnern des Bezirks wärmsten ans Herz gelegt. Auch dazu ein paar Tips: Möglichst Waren ohne Verpackung einkaufen. Wo es ihrer aber bedarf, sollte man versuchen, wenn immer dies möglich ist, sie wiederzuverwenden (das bedeutet vor allem: Mehrwegbehälter statt Einwegbehältern).

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