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Man hat sich grün und blau geärgert

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Die an dieser Stelle in der Vorwoche ausgesprochene Prognose hat gehalten: ÖVP-Gewinne und SPÖ-Verluste in Salzburg, für die Freiheitlichen Zwangsverzicht auf den Regierungssitz, nicht jedoch auf die Landtagsvertretung.

So ist es auch gekommen. Aber wenn die Vermutungen einmal in statistische Endgültigkeit gegossen sind, sehen sie doch viel bestimmter, deutlicher aus. An Deutlichkeit ließen die Salzburger Wähler nichts zu wünschen übrig (schon mehr so manche Kommentatoren, die wieder einmal Prozente und Prozentpunkte nicht unterscheiden wollten).

Gemessen an den Ergebnissen der Landtagswahlen 1979, hat die ÖVP knapp 14 Prozent an Stimmen dazugewonnen (das sind 4,7 Prozentpunkte). Die Verluste der SPÖ machten 7,2 Prozent oder 3,8 Prozentpunkte aus. Die FPÖ aber verlor 32 Prozent (4,3 Prozentpunkte).

Die Niederlage der Freiheitlichen ist demnach viel größer, als der Verlust eines Landtagssitzes dies signalisiert. Freilich darf man sich nicht täuschen: Bildete die FPÖ eine Bundeskoalition mit der ÖVP, verlöre sie das linke Drittel ihrer Wähler. Aus diesem Dilemma dürfte die Partei nie herauskommen. \

Der Erfolg der Haslauer-Partei ist groß, echt und durch harte Arbeit verdient. Aber nichts trüge rascher zu seiner Verschleuderung bei als Ubermut. Haslauer hat sich schon im Wahlkampf und noch am Wahlabend eifrig davon wegtrainiert. Er ist gut beraten, wenn er bei dieser Linie auch in der weiteren politischen Praxis bleibt.

Nicht zuletzt sollte man in Salzburg den Blick auf das grüne Lager heften. Nach dem Auftrumpfen der Bürgerliste bei der Gemeinderatswahl 1982 gab es diesmal eine herbe Enttäuschung für die Stadtbildverteidiger und Landschaf tsver schönerer. Allein in der Stadt Salzburg wurde ihr Wählerstock mehr als halbiert. Ein Unterbleiben der Separatkandidatur der „Grünen" hätte der grün-alternativen Bürgerliste vermutlich das Grundmandat, aber auch nicht den erhofften Triumph beschert.

Viele Salzburger sind vom ersten Amtsjahr des Bürgerlistenstadtrats Voggenhuber offenbar enttäuscht. Mit einer eigenen Parteigründung wird er der Bundes-FPÖ keinen Schrecken mehr ein-j agen können. In Salzburger Wählerkreisen war des öfteren der Kommentar zu hören, man habe sich Bürgermitbestimmung anders als in Form einer „Verordnung des Voggenhuber-Ge-schmacks" vorgestellt.

Eine Lehre daraus: Grüne Kritik ist leichter als grüne Mitverantwortung. Dem • Umweltanliegen wird durch vernünftigen Interessenausgleich in allen Partein vermutlich besser als mit Alleingängen gedient.

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