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Man will Unabhängigkeit

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Roland Hofwiler (FURCHE 10/ 1991) behauptet: „Schon jetzt sind die Köpfe von Skopje bis Ljublja-na/Laibach auf Krieg eingestellt." - Nun, in Skopje kenn' ich mich nicht aus; ganz sicher sind die Slowenen nicht auf einen Krieg eingestellt - es war ja unter anderem die slowenische Forderung nach einem zivilen Wehrersatzdienst, die für die südlichen „Helden" ganz unannehmbar war (und die darin sich manifestierende mentale und kulturelle Distanz ist ja der eigentliche Hintergrund der jugoslawischen Desintegration).

Nein, in Ljubljana will niemand einen Krieg, aber man will die Unabhängigkeit von einem Staatswesen, dessen nach wie vor bestehende „sozialistische" Verfassung mit ihrer unglaublichen Privilegierung der Armee (mitsamt der Festschreibung der Armee-Funktion des Schutzes ebendieser kommunistischen Gesellschaftsordnung) kein geeigneter Rahmen für eine demokratische Entwicklung auch nur der nördlichen Teilrepubliken sein kann. Da aber Serbien an dieser Gesellschaftsordnung und an diesem Rahmen für Gesamt-Jugosla-wien festhalten will, sehen die Demokraten im Norden keine Alternative (mehr) zum Auszug aus dieser sozialistischen Föderation.

Herr Hof wiler setzt ganz einfach „alle jugoslawischen Völker" gleich. Nun, auch wenn man nicht das Klischee von den „bösen" Serben nachbeten will, so existiert doch der kleine, aber bemerkenswerte Unterschied, daß sich Serbien (und Montenegro) in (vielleicht) einigermaßen freien Wahlen für eine (na-tional-)kommunistische Ordnung entschieden haben, während alle anderen jugoslawischen Völker

demokratische Ordnung wünschen. Das sagt sicher nichts über die „Bosheit" einer Nation, wohl aber über vorherrschende Mentalitäten - und daß diese Mentalität gegenüber den Kosovo-Albanern auf absolute Unterdrückung abzielt, empfiehlt ihre Träger eben kaum als Hauptträger für irgendeine „demokratische" Organisation Gesamt-Jugoslawiens. Univ.-Prof. Dr. Ernst Bruckmüller 1200 Wien, Hellwagstr. 15/3/17

Zentrale Inhalte

Seit fast zweitausend Jahren ringen die Christen darum, aber Dr. Heinz Keinert hat es laut eigener Aussage in seinem Leserbrief (FURCHE 11/1991) geschafft, die vier „zentralen Inhalte katholischer Glaubens-und Sittenlehre" zu ergründen, die da seien: „Gottheit Christi, Auferstehung dem Fleisch nach, Jungfrauengeburt, absolute Unauflöslichkeit der christlichen Ehe."

Ich habe mich bisher immer auf das gute alte Credo gestützt, aber ich spreche doch sicher im Namen vieler jetzt endlich beruhigter Gläubigen, wenn ich Herrn Dr. Keinert bitte, auf dieser Basis nun auch ein neues Glaubensbekenntnis zu formulieren, damit wir endlich wissen, worum es in unserer Kirche wirklich geht.

Dr. Wynfrid Kriegleder 1110 Wien, Pretschg. 21/8

Ein Spiegelbild

Ich möchte als ein besonderes Positivum der FURCHE die Vielfalt der Meinungen und auch die Gegensätzlichkeit von Anschauungen hervorheben. Hierin ist die FURCHE Ausdruck und Spiegelbild unserer pluralistischen Gesellschaft und lebendiger Kirche.

Man möge sich aber davor hüten, den Träger einer anderen Meinung als der eigenen persönlich zu verunglimpfen. Doch fühlt sich wohl jeder Leser aufgefordert, einen gegnerischen Standpunkt wenigstens für sich zu widerlegen, den eigenen aber zu konkretisieren und zu fundamentieren. Das ist echte Meinungsbildung!

Prof. Franz Strieder 9020 Klagenfurt, Jahrmarktg. 3

Gerade umgekehrt

Zu Bischof Kräutlers Plädoyer (FURCHE 11/1991) für die Theologie der Befreiung: Nicht ihr Einsatz für die Armen - das hat die Mission immer gemacht - wird ihr zum Vorwurf gemacht, sondern, daß sie diesen an die erste Stelle setzt. Das widerspricht dem, was Jesus gelehrt und vorgelebt hat, daß nämlich das Heil der Seele wichtiger ist als das Wohl des Leibes. Jesus war kein politischer Messias: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Er hatte ein Herz für die Armen, aber er warkein Sozialrevolutionär. Sein Leben und sein Tod galten der Erlösung der Menschheit von Sünde und Tod, der Versöhnung der Menschen mit Gott. Die Kirche hat von ihm den Auftrag und ist in erster Linie dazu da, alle Völker zu lehren und zu taufen. Das muß auch die Hauptaufgabe der heutigen Mission sein. Den Armen zu helfen und sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen kommt dazu und fließt daraus. Das haben die Missionare zu allen Zeiten getan. Aber bei der Befreiungstheologie ist es gerade umgekehrt...

Maria Weber 3424 Wolfpassing, Dammg. 22

„Frauen-Olympiade"

Als am 24. März 1921 -vor 70 Jahren - in Monte Carlo die ersten (und einzigen) „Olympischen Spiele für Frauen" eröffnet wurden, galt dies als Protest dagegen, daß Frauen nur in wenigen Disziplinen zu den Olympischen Spielen zugelassen waren.

1896 in Athen waren überhaupt nur Männer am Start. 1900 (Paris) durften Frauen im Tennis mitkämpfen, 1904 (St. Louis) im Bogenschießen, seit 1908 (London) im Eiskunstlauf, seit 1912 (Stockholm) im Schwimmen.

Als dann 1920 in Antwerpen neu begonnen wurde, waren Frauen wieder nur dort zugela-sen, wo sie sich bereits vor dem Krieg durchgesetzt hatten.

Vor allem die Leichtathletik war ihr Wunschziel. Aus England, den USA, der Schweizund Frankreich kamen die Sportlerinnen 1921 in Monte Carlo zusammen, um zu beweisen, daß auch Frauen sportliche Spitzenleistungen erbringen konnten.

1924 in Paris gab es schon 34 Teilnehmerinnen. Bei den ersten Winterspielen in Chamo-nix wurde die Wienerin Herma Planck-Szabo Siegerin im Eiskunstlauf der Damen.

Der Durchbruch erfolgte 1928 mit fast zehn Prozent Teilnehmerinnen, die auch in der Leichtathletik ihre Frau stellen durften.

FELIX GAMILLSCHEG

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