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Mangelndes Profil
(Wiener Festwochen, Internatio- nales Musikfest im Musikverein) Das Musikfest setzte diesmal auf Schwerpunkte, aber auch - mehr als sonst - auf die bunte Mischung. Man feierte Peter Iljitsch Tschai- kowskys 150. Geburtstag, sein Werk wurde in ein Panorama russischer Symphonik und Kammermusik gerückt, von Nikolai Rimski-Kor- sakow bis zu Igor Strawinski. Und zu Dimitrij Schostakowitsch, der schon im Eröffnungskonzert Sir Georg Soltis und der Wiener Phil- harmoniker mit einer minuziös und hysterisch grell musizierten IX. Symphonie vertreten war.
Als „russische" Paradeproduk- tion - und als klingenden Kommen- tar zur Ausstellung des Musikver- einsarchivs, „Mozart und Salieri" - führte Pinchas Steinberg Rimski- Korsakows Einakter „Mozart und Salieri" auf, ein Werk voll Pathos
und wilder Theatralik (perfekt das Sängergespann Jewgenij Nesteren- ko und Sergej Larin).
Einen anderen Schwerpunkt bil- dete der 90. Geburtstag Ernst Kre- neks. Neben dem Orchesterstück „Horizont umkreist", dem 2. Vio- linkonzert, der „Ballade von den Eisenbahnen" und viel Kammer- musik bildete die Uraufführung des Krenek-„Opus sine nomine" (op. 238), den Höhepunkt. Es ist dies eine Welttheatervision, in der Kre- nek intellektuell brillant den Or- pheus-Mythos mit der Genesis und Prometheus und Zitaten von Goe- the bis Karl Kraus verknüpft und in splittrigen Motivltombinationen klanglich aufbereitet.
Prominente Namen wie Nikolaus Harnoncourt, Georges Pretre(mit Verdis Requiem und der Urauffüh- rung des Jean-Francaix-Concerto) Edita Gruberova, Marjana Lipov- sek, Margaret Price, Alf redo Kraus, Samuel Ramey, Maurizio Pollini, das Artis-Quartett gaben bisher den Ton an. Das Festivalprofil wäre freilich interessanter ausgefallen, wenn die Stars weniger auf Wohl- bekanntes gesetzt hätten. (Muß sich etwa Carlo Maria Giulini mit der Aufführung von Brahms' Dritter und Schumanns Dritter begnügen?)
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