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Man(n) geizt bei Frauen

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Seit Jahrzehnten wird die Erwerbstätigkeit der Frauen weniger geschätzt als die der Männer. Daß dem so ist, beweist eine Einkommensstudie des Institutes für höhere Studien.

Bisher wurden Klagen der unselbständig erwerbstätigen Kolleginnen ob ihres geringeren Verdienstes häufig genug mit dem

Hinweis zurückgewiesen, Frauen bildeten sich nur ein, daß sie schlechter bezahlt wären, da sie alles mehr gefühlsmäßig sehen. Weniger freundlich meinte man: „Frauen raunzen immer!“

Darüber hinaus war man vielfach auch der Meinung, die Frau verdiene nur dazu, der Mann sei der Familienerhalter und müsse auch mehr verdienen.

Dabei wird nur zweierlei übersehen: Erstens gibt es rund 400.000 Frauen, die für sich und ihre Familie allein sorgen müssen; und zweitens erlaubt unser Rechtsstaat keine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts.

Nun liegt eine wissenschaftliche Untersuchung vor, aus der eindeutig hervorgeht, daß neben sachlichen Gründen auch Vorurteile dazu geführt hahen, daß die Einkommen der Frauen um mehr als ein Drittel geringer sind als die der Männer. Zur Erklärung dafür, warum Frauen weniger als Männer verdienen, ist etwa die kürzere Arbeitszeit der Frauen einer der sachlichen Gründe.

Wie das Statistische Zentralamt in einer Mikrozensuserhebung 1979 feststellte, gibt es derzeit 213.000 Beschäftigte mit einer Normalarbeitszeit von 14 bis 35 Stunden, davon sind 185.000 Frauen, also 15 Prozent aller weiblichen Beschäftigten.

Auch der Ausbildungsunterschied von Frauen und Männern ist ein weiterer sachlicher Grund: Jeder zweite Bub, aber nur jedes vierte Mädchen erhalten eine Lehrausbildung; dazu kommt, daß die Mädchen Berufe lernen, die ungünstige Arbeitsbedingungen aufweisen.

Alle bis jetzt vorgebrachten Erklärungen reichen aber nicht aus, um die wirklichen Einkommensdifferenzen zu begründen. Der Abstand der Fraueneinkommen gegenüber dem der Männer hat sich in 25 Jahren sogar noch vergrößert: Er betrug 1953 bei den

Durchschnittseinkommen 48,1979 jedoch 58 Prozent.

Die Frage: Sind die Frauen weniger fleißig? Oder haben es sich die Männer gerichtet?

Die Studie zeigt, daß die Frauen einen Anteil erhalten, der deutlich unter ihrem relativen Beitrag zu ihrer gesamtösterreichischen Arbeitsleistung liegt.

Frauen nehmen in der Arbeitshierarchie meist eine untergeordnete Stellung ein und erhalten selbst in vergleichbaren beruflichen Positionen weniger Bezahlung als Männer.

Hier ist sowohl bessere Berufsausbildung als auch eine innerbetriebliche Überprüfung der Einstufung der von Frauen ausgeübten Tätigkeiten notwendig.

Weiters muß eine Vermehrung der Mädchenausbildung in allen Berufen, vor allem auch bei den technischen erfolgen. Zudem muß die schulische Ausbildung der Mädchen besser werden. Die innerbetriebliche Berufsweiterbildung muß gefördert, Aufstiegschancen für Frauen müssen eröffnet werden.

Das alles sind nicht Frauenfragen, es sind gesellschaftliche Probleme die von Frauen und Männern gelöst werden müssen.

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