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„Masse und Macht — ein alter Hut?

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Elias Canetti, eher als Dichter denn als Philosoph bekannt, wurde kürzlich unter dem Titel „Canettis Masse und Macht’ oder Die Aufgabe des gegenwärtigen Denkens“ in den Mittelpunkt eines Symposions gestellt.

Der französische Soziologe Serge Moscovici betonte eigenwillig, es gebe heutzutage keine durch Gewalt und Macht sichtbare Masse, so wie sie Canetti gesehen hat, sondern nur eine unsichtbare in der Gestalt von besonders über Medien vermittelten Werten. Das philosophische Hauptwerk Canettis bedürfe daher einer Neuinterpretation. Für Gerald Stieg, Dozent für neuere deutsche Literatur an der Sorbonne, stellt ,Masse und Macht“ den Entwurf einer neuen Ethik der Gesellschaft dar. Stieg, leidenschaftlicher Verteidiger Canettis und von geschliffener Wortwahl, blieb aber inhaltlich vieles schuldig.

Der Wiener Psychiater Hans Georg Zapotoczky entwickelte eine geistreiche Analyse von ,Masse und Macht“ im Umfeld der massenpsychologischen Untersuchungen Alfred Adlers und Hermann Brochs. Durch die Erläuterungen zur entfesselten Macht von Juan Rivano aus Chile wurde die schon von Canetti betonte Gefahr aktualisiert, daß Menschen als Masse durch paranoische Potentaten irregeleitet werden könnten.

John Patillo-Hess, engagierter Veranstaltungsleiter, möchte ein solches Canetti-Symposion jährlich durchführen.

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