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Maßstab bleibt die Natur

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Wohlbefinden, Gesundheit, Lebensfreude und Leistungsfähigkeit werden durch die Art unserer Ernährung entscheidend beeinflußt. Qualität und Quantität der Nahrung wirken auf alle Lebensfunktionen ein und können den Lebensablauf positiv oder negativ verändern.

Die Nahrung liefert das Material für den Betrieb des Körpers. Weist dieses Material Mängel auf, kommt es zu Störungen, Krankheiten, irreparablen Schäden und oft sogar zum Tod. Die Zusam-

menhänge zwischen Ernährung und Krankheit sind deshalb so schwer erkennbar, weil zwischen Beginn und Ausbruch der Krankheit oft Jahrzehnte liegen. Erst mit der beinahe seuchenhaften Zunahme der sogenannten „ernährungsbedingten Krankheiten“ setzten eine gezielte Forschung und ein Wissen um diese Zusammenhänge ein. Nun wurde auch die Bevölkerung sensibilisiert, und es begann und beginnt ein neues Gesundheitsbewußtsein zu wachsen. Dies um so nachhaltiger, da allzu viele unter solchen Ernährungsschäden leiden. Rund 80 Prozent aller Erkrankungen sind ernährungsbedingt. Dazu zählen

- der Gebißverfall - Karies, Pa- rodentose, Kiefermißbildung

- Erkrankungen des Bewegungsapparates

- Stuhlver stopfung

- Erkrankungen des Stoffwechsels

- Gefäßerkrankungen

- Mangelnde Infektabwehr

- Einflüsse der Fehlernährung auf das werdende Kind - Mitverursacher von Krebs

Die moderne Medizin kann trotz neuer, therapeutischer Erkenntnisse nur die Auswirkungen, nicht aber die Verursacher bekämpfen. Von uns selbst und unseren Ernährungsgewohnheiten hängen zum großen Teil Gesundheit und Wohlergehen ab; wie alt und wie wir alt werden.

Sich gesund ernähren heißt ja nur, den Weg zurück zum Natürlichen zu gehen. Und so soll mit diesen Anregungen keine extreme Kostform vertreten werden, sondern nur auf die Fehlerquellen unserer Alltagskost hingewiesen und die Grundsätze einer gesunden, natürlichen Kost aufgezeigt werden.

Hauptverursacher von Ernährungsschäden sind:

• Die gesundheitsschädliche Produktion der pflanzlichen und tierischen Nahrungsmittel. Die Art der Pflanzenernährung, des Pflanzenschutzes, die Art der Fütterung und Haltung der Tiere bestimmen die ernährungsphysiologische Qualität der Nahrungsmittel.

• Die Lebensmitteltechnologie und die Denaturierung der Lebensmittel. Beinahe jede industrielle Verarbeitung, Aufbereitung und Haltbarmachung führt zu einer ernährungsphysiologischen Wertminderung. Es entstehen Produkte, welche mit dem ursprünglichen Lebensmittel nur mehr wenig gemein haben. Beste

Beispiele sind der Fabrikszucker, die Auszugsmehle und Kunstfette — Grundnahrungsmittel der täglichen „Zivilisationskost“. Die industrielle Aufbereitung zerstört vor allem die Gruppe „der Vitalstoffe“, den Schlüssel zu einer gesunden Ernährung, und trägt einen großen Teil Schuld an der Ballaststoffarmut der Nahrungsmittel.

• Eßgewohnheiten, welche die geänderten Lebensformen nicht berücksichtigen:

Wir essen zu viele Nährstoffe, vor allem tierisches Eiweiß und zu viele Fette.

Wir essen zu viel Kochkost, das heißt tote Nahrung, und zuwenig Rohkost, das heißt lebendige Nahrung.

Der Getreideverzehr wurde zugunsten tierischer Nahrungsmittel stark zurückgedrängt, und bevorzugt werden denaturierte Auszugsmehle verwendet.

Die natürlichen Lebensmittel werden durch künstliche verdrängt.

Die Nahrung ist an Darmreizstoffen verarmt.

Wir ernähren uns richtig, wenn

1. die Nahrung alle Stoffe in genügender Menge enthält, die der menschliche Organismus zum Aufbau und zur’Erhaltung benötigt.

2. Die Nahrung so zusammengesetzt ist, daß der Organismus in der Lage ist, die benötigten Nahrungsstoffe zu assimilieren und Überschüsse und Abbaustoffe auszuscheiden.

In einer biologischen Voll wertkost erhält der Organismus nicht mehr •

Nährstoffe, als er tatsächlich verbrauchen kann. (Geheimnis der Schlankheit.)

Beim Fleischverzehr ist neben der Qualität auch die Dosierung wichtig. Ein ein- bis zweimaliger Verzehr von Fleisch in der Woche ist ausreichend. Auf Schweinefleisch ist wegen seines hohen Gehaltes an Purinstoffen ebenso zu verzichten wie auf Fleisch und Wurstwaren, welche sich durch Salz- und Fettreichtum auszeichnen.

Allein der sparsame Verbrauch von Fett und eine gezielte Verwendung von Kaltpreßölen und hochwertigen Reformmargarinen würden die Ernährungssituation verbessern. Wir verbrauchen durchschnittlich das Zwei- bis Dreifache der benötigten täglichen Fettmenge.

So helfen Spezialgeschirre, gesunde Kochmethoden wie „Dämpfen statt Dünsten“, Fettbeigabe am Kochende, Verwendung von Sauerrahm statt Butter und so weiter die Fettmenge reduzieren, ohne daß wir einen Mangel empfinden.

Das Kochen der Nahrung erleichtert dem Darm die Aufschließung oder ermöglicht erst die Verdauung. Es vernichtet aber auch die hitzeempfindlichen Vitamine, die nahrungseigenen Fermente und Aromastoffe. Diese Stoffe sind für die Gesundheit unentbehrlich. Kochkost ist daher eine Mangelkost, die unbedingt einer reichen Ergänzung durch Frischkost bedarf, in ihrer Vielfalt an Vitalstoffen und nahrungseigenen Fermenten.

So beträgt der Frischkostanteil in einer gesunden Ernährung mindestens 30 Prozent in Form von Rohkostspeisen, Salaten, Fruchtbreien, Säften und so weiter. Jedem Essen ist ein Rohkostteil voranzustellen.

Für den Organismus sind Kohlenhydrate wichtigster Betriebsstoff-, Nahrungs- und Ballaststofflieferant. Im Vollkorn sind alle Inhaltsstoffe, welche wir zur Aufrechterhaltung unserer Le bensfunktionen benötigen, in harmonischer Zusammensetzung vorhanden, wie sich diese natürliche Einheit nur noch in der Muttermilch findet. Die Randschichten des Korns — Ballaststoffe — machen den Nahrungsbrei schlüpfrig, sättigen lang anhaltend, verringern die Durchgangszeit des Speisebreies durch den Darm und binden Giftstoffe im Darm. In der biologischen Vollwertnahrung nimmt der tägliche Frischkornbrei, das Müsli, eine wichtige Stellung ein. Allein der Brei aus drei Eßlöffel frisch vermahlenem Getreide deckt den Tagesbedarf an seinen Inhaltsstoffen.

Der Wert der Nahrung wird auch an ihrem naturbelassenen Zustand gemessen. Entwertete Nahrung wie Auszugsmehle und so weiter besitzt eine hohe Konzentration an Energiestoffen, sättigt rasch, vermittelt jedoch keine echte Befriedigung und führt zu einem Überangebot an gesundheitsschädigenden Massenstoffen. Der Wert des Gemüses liegt nicht an seinem Nährstoff-, sondern seinem Vitalstoffgehalt und der Impulsierung des Stoffwechselprozesses. Biologisch gezogenes Gemüse besitzt eine hohe Wertigkeit.

Obst regt nicht nur den Stoffwechsel an, es beschleunigt und aktiviert auch die Erneuerungs- Vorgänge im Zellgewebe und wirkt durch seinen Mineralstoffgehalt, so wie das Gemüse, einer Übersäuerung der Gewebe entgegen. Verwenden wir möglichst die Produkte unseres Landes, sie sind zumeist weniger schadstoffbelastet. Die Natur bietet zu jeder Jahreszeit ihre Gaben planmäßig an. Eine ganzjährige Versorgung mit allen Früchten und Gemüsen ist nicht nur teuer, viel weniger wertvoll als wir denken, da es häufig Glashausware ist und für die Erhaltung der Gesundheit nicht notwendig.

Unpasteurisierte Milch, Milchprodukte, vor allem Sauermilch und Topfen, Kartoffeln und Sojabohnen sichern uns die ganzheitliche Struktur der Nahrungsmittel, so wie die Natur sie uns darbietet, und runden unseren Speisezettel ab.

Die Autorin ist Oberschulrat in der Haushaltungsschule Rotholz in Tirol.

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