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Meciar hat noch Spielraum

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Ein buntes Bild von der Vielfalt der politischen Ansichten und Haltungen innerhalb der Katholiken der Slowakei zeichnete im Anschluß an das Referat von Kardinal Korec der ehemalige Parlamentspräsident Frantisek Miklosko - ein „Ziehsohn" Korec.

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Ein buntes Bild von der Vielfalt der politischen Ansichten und Haltungen innerhalb der Katholiken der Slowakei zeichnete im Anschluß an das Referat von Kardinal Korec der ehemalige Parlamentspräsident Frantisek Miklosko - ein „Ziehsohn" Korec.

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Er und der Kardinal ließen keinen Zweifel aufkommen, daß beide in vielen politischen Fragen unterschiedliche Meinungen vertreten (vor allem hinsichtlich der Nutzung des slowakischen Nationalismus, Miklosko vertritt einen äußerst moderaten Nationalismus). Auch die Tatsache, daß in der Slowakei zwei christliche Parteien existieren (siehe FURCHE-Dossier 3/1993) wurde von Miklosko und vom Kardinal, der auch die Funktion eines Vorsizenden der Bischofskonferenz der Slowakei innehat, unterschiedlich beurteilt.

In einem lockeren Gespräch informierte Mikloäko - für manchen Zuhörer fast zu offen, undiplomatisch und unkonventionell - über die wirtschaftliche und politische Situation der Slowakei. Auch über den geringen politischen Stellenwert der beiden christlichen Parteien ließ Miklosko keine Zweifel aufkommen. So wies MiklosTco daraufhin, daß selbst weitere Spaltungen der Regierungspartei HZDS (Bewegung für eine demokratische Slowakei; vor kurzem versagte eine Gruppe unter Ex-Außenminister Knazko der Bewegung die Gefolgschaft) von Ministerpräsident Vladimir Meciar diesem noch genügend Spielraum aufgrund von möglichen und wahrscheinlichen Koalitionen mit den ehemaligen Kommunisten und Linken ließen.

Eingehende Zwischengespräche mit den slowakischen Gastgebern machten auch deutlich, daß sowohl Kirche als auch Staat in der Slowakei noch wenig zur Vergangenheitsaufarbeitung unternommen haben. Das hat auch die frühere CSFR-Botschaf-terin in Wien, Magda Vasaryova, vor ihrem Abschied aus Österreich vor Journalisten beklagt (FURCHE 4/ 1993). Vor allem die Frage der Mitarbeit von Priestern und Laien als Spitzel des staatlichen Geheimdienstes StB wurde eingehend erörtert.

Besondere Erschütterung habe die Tatsache ausgelöst, so Miklosko, daß der Ex-Kommunist Meöiar bald nach seinem Eintritt in die Regierung insbesondere gegen den slowakischen Metropoliten Jan Sokol (Erzbischof von Trnava/Tyrnau) - mit Erfolg, wie man inzwischen weiß - ermitteln ließ. Slowakische Gesprächspartner zeigten sich erneut erschüttert über den hohen Prozentsatz der Priesterspitzel und den mangelnden Konsequenzen gegenwärtig.

Diese Konsequenzen vermißte auch Meciar (er stattete am Montag und Dienstag dieser Woche Österreich einen offiziellen Besuch ab), der wiederholt die Meinung vertreten haben soll, daß der Vatikan den slowakischen, nun nicht mehr genehmen Metropoliten umgehend ablösen soll.

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