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Medien-Anschluß

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Im Schachspiel um die „Krone“ des österreichischen Leservolkes ist jetzt endlich ein deutscher Verlag zum Zug gekommen.

Nachdem Bauer wie Springer trickreich aus dem Feld geschlagen und sogar Läufer von Bertelsmann ins Leere gelaufen waren, vollzog Wiens Zeitungskönig Di-chand quasi eine Rochade mit einer Art Turm — der WAZ: Deutschlands größte Regionalzeitung —, breit, kräftig und stabil wie westfälischer Schinken.

Im Bereich der Illustrierten, Magazine und der Regenbogenblätter beherrschen ohnehin längst bundesdeutsche Produkte den österreichischen Markt. Da muß man sich sowieso wundern, daß die starke Konzentration der Tagespresse bisher fast ganz ohne deutsche Beteiligung abgelaufen ist.

Den Herrn Dichand kann man verstehen, denn er hat unter allen Bewerbern sicher den passendsten erwählt: Ein konservativer Partner mit wenig politischen Ambitionen, aber viel Geld, mit hohem drucktechnischem Know-how und reicher Erfahrung.

Aber was drängt eigentlich so viele deutsche Großverlage in einen Wettkampf um diese Art von großdeutschem Medien-A nschluß ?

Das Geschäft mit dem auflagen- und meinungsstarken Boulevardblatt mit ebenso kleinem Format wie Informationswert ist sicher nicht schlecht. Aber dennoch handelt es sich hier vermutlich noch nicht um die Flucht vor der Quellensteuer.

Vielleicht liegt es daran, daß in der Bundesrepublik der weiteren Machtkonzentration durch Zeitungsaufkauf von Cartell-Gesetzen Grenzen gezogen sind? Vielleicht liegt es auch daran, daß in der Bundesrepublik die regionalen Verlage und sonstigen Anbieter sich beim Einstieg in die privaten elektronischen Medien mit allen gesetzlichen Mitteln gegen die Ubermacht der überregionalen wehren?

Da schauen sich dann halt die Verlagsgiganten nach deutschsprachigen Märkten um, wo es noch kein Cartell-Gesetz dieser Art gibt. Und wo die Startlöcher für die privaten neuen Medien erst gegraben werden.

Wer da lange genug auf der Landkarte herumfährt, muß irgendwann Österreich finden. Und wenn da ein deutscher Verleger noch rechtzeitig auch österreichischer Verleger wird — dann liegt er doch schon gut im künftigen Rennen.

Schließlich ist es ja überall wichtig, daß die Zeitungsverleger auch in den neuen Medien gleich wieder die Macht haben. Die so heiß geforderte Meinungsvielfalt durch Privatradio und-fernsehen kann doch nur heißen, daß die gleichen Leute ihre Meinung jetzt noch vielfältiger verbreiten können.

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