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Medien-Hat

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Dieser Tage kam eine Kollegin aus London zu mir in die Redaktion. Sie sollte für ihre Zeitung eine Reportage über den in der Steiermark filmenden Arnold Schwarzenegger machen. Da teilte ihr der Chefredakteur mit: Machen Sie doch auch gleich etwas über die Waldheim-Geschichte.

Also machte sie. Ich weiß nicht, mit wem sie sonst noch geredet hat. Ich begrüßte sie lächelnd mit den Worten: „Sie glauben sicher, daß ich auch ein Nazi bin?“ Sie schüttelte etwas verwirrt den Kopf. Sie war ziemlich jung und wollte dann von mir wissen, was das denn für ein Gefühl sei, wenn der gute Nachbar von nebenan möglicherweise ein Kriegsverbrecher sei...

Inzwischen habe ich erfahren, daß Arnold Schwarzenegger von einer britischen Zeitung als Hitler-Anhäng er entlarvt wurde. Ich hoffe, es war nicht die Londoner Kollegin, sonst möchte ich nicht lesen, was ich ihr angeblich gesagt habe.

Was jetzt in ausländischen Zeitungen an Inkompetenz, Bösartigkeit und Dummheit aufgeboten wird, um uns Österreicher zu diskreditieren, entbehrt freilich nicht einer gewissen Medien-Logik, die nach folgendem Schema abläuft: Zunächst wurde Waldheim zum Kriegsverbrecher ernannt. Als diese Behauptung nicht einmal durch Fälschungen bewiesen werden konnte, konzentrierte man sich auf den Bundespräsidenten als Lügner, und weil Waldheim der österreichische Bundespräsident ist, wurden alle Österreicher zu Lügnern — und ein bisserl auch zu Verbrechern, weil sie den Bundespräsidenten nicht abservieren: Von der Blutschuld des einzelnen über die moralische Schuld zur Kollektivschuld.

Was in den letzten Monaten an Verwüstungen angerichtet wurde, ist entsetzlich. Und es gehört durchaus zu diesen Gesetzmäßigkeiten, daß kalmierende Stimmen, die es auch im Ausland gibt, die zur Differenzierung aufrufen und zu einer richtigen Gewichtung der Probleme — daß diese Stimmen im Gegröle einer primitiven Medi-en-Hatz untergehen.

Das heißt nicht, daß wir völlig unschuldig sind an dem, was jetzt mit uns geschieht.

Es ist nur so, daß uns der Trotz und die Wut und die Verbitterung, ungerecht behandelt zu werden, nicht weiterhelfen. Die Aggression nach außen ist immer ein probates Mittel, von den eigenen Problemen abzulenken. Und die gibt's auch im Medien-B ereich.

Das aber ist ein eigenes Kapitel, und es könnte etwa so anfangen: ,Zur JKronen-zeitung' fällt mir nichts ein.“

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