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Medienzentrum Deutscher Hof

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Dem Wort Pressekonzentration haftet ein recht unangenehmer Beigeschmack an. Wenn es aber nur um ein räumliches Zusammenrücken geht, wird niemand den Vorzug bestreiten wollen. Dadurch, daß im Haus Wien 1, Singerstraße 7, im Schatten von Sankt Stephan, nun ein kleines katholisches Medienzentrum entstanden ist, können die dort tätigen Journalisten gewiß besser zusammenarbeiten.

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Dem Wort Pressekonzentration haftet ein recht unangenehmer Beigeschmack an. Wenn es aber nur um ein räumliches Zusammenrücken geht, wird niemand den Vorzug bestreiten wollen. Dadurch, daß im Haus Wien 1, Singerstraße 7, im Schatten von Sankt Stephan, nun ein kleines katholisches Medienzentrum entstanden ist, können die dort tätigen Journalisten gewiß besser zusammenarbeiten.

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„Es ist eben möglich, daß man jemand auf dem Hof trifft und ein paar Minuten mit ihm plaudern kann", erläutert FURCHE-Geschäftsführer Walter Schaffelhofer die menschlichen Vorteile der Ubersiedlung der FURCHE in ihre neuen Räumlichkeiten. Dort, wo er seit dem 20. Dezember sein Büro hat, war früher ein Speicherbau des Deutschen Ordens.

„Man kann von einer echten Revitalisierung sprechen!" freut sich Architekt Walter Ramsdorfer, der die Umgestaltung der in den letzten Jah-

ren leerstehenden Gebäudeteile leitete.

Denn schließlich gehe es, kommentiert er, bei Revitalisierungsbe-mühungen vor allem darum, wieder Menschen in alte Gebäude zu bringen - denn auch die Arbeit, die in Büros geleistet wird, gehört zum Leben und trägt zur Wiederbelebung alter Bausubstanz bei, zumal dann, wenn - wie im Falle des „Deutschen Hofes" - es sich um Räume handelt, die „in den letzten zehn Jahren keine konkrete Nutzung hatten".

Die Nutzung der alten Gemäuer ist folgerichtig modern. Das bezieht sich nicht nur auf die Adaptierungsarbei-ten, die einem Teil der Benutzer der alten und entsprechend engen Stiegenhäuser Aufzüge als bequemere Alternative bescherten, sondern auch auf die Tätigkeit der verschiedenen nun unter einem Dach vereinigten Medienunternehmen.

Am stärksten zeitbezogen sind dabei wohl die Ziele des „Club (M)". Unter dem Motto „Christen machen Medien" widmet sich die Klubarbeit

vor allem den sogenannten neuen Medien. Konkret geht es dabei um die Wahrnehmung der Interessen der Christen bei der Entwicklung des Kabelfernsehens und bei der Aufbauarbeit neuer Fernsehformen.

Vorhandene gute Programme sollen in einer ersten Ausbauphase als Videoverleihangebot zur Verfügung gestellt werden. „Jeder", verheißt die Klubschrift „TV-Zukunft", soll „sein eigener Programmdirektor" sein können. „Damit wir Christen auch hier von vornherein dabei sind", erklärt Walter Schaffelhofer (er ist auch Vorsitzender des Club M) die Ziele des Vereins, die auf eine Überwindung des öffentlichen Rundfunkmonopols hinauslaufen.'

Wenn die Statuten von einem „Studium der Bedingungen für die Schaffung und Verbreitung von Bild-und Tonträgern (Bildplatten, Bildkassetten)" sprechen, dann werden damit technische Möglichkeiten berücksichtigt, die heute erst Insidern bekannt sind, morgen aber wohl zu unser aller Alltag gehören werden.

Eine andere Forderung des Club (M) will die ebenfalls in der Wiener Singerstraße 7 beheimatete Katholische Medienakademie erfüllen. Ihre Aufgabe besteht in der Aus- und Weiterbildung christlich engagierter Journalisten. Diese sollen dann, mit dem nötigen Know-how versehen, als Sauerteig in verschiedenen Medien tätig sein.

Ebenfalls in der Nachbarschaft der FURCHE befindet sich das schon längere Zeit hier angesiedelte Katholische Zentrum für Massenkommu-nikatjon Österreichs und die Medienstelle der Erzdiözese Wien.

Die vom „Zentrum" herausgegebene „Zeitschrift für kritische Medienarbeit" („multimedia") beobachtet und reflektiert Vorgänge in der heimischen Medienlandschaft.

Parallelen gibt es schließlich auch zwischen der FURCHE und der zweiten katholischen Wochenzeitung, dem „präsent", deren räumlicher Nachbar sie jetzt geworden ist. Daß beide Blätter sich deutlich voneinander unterscheiden sollen, ist den Chefredakteuren ein Anliegen.

„Zwei Wochenblätter, die verschiedene Schichten in verschiedener Gestaltung ansprechen, können mehr Leser als e"in Einheitsblatt erreichen", umreißt Hubert Feichtl-bauer die Position der FURCHE, und Benedikt Posch vom „präsent" meint, daß „sich FURCHE und präsent' nicht schrittweise ähnlicher werden, sondern im Gegenteil stärker differenzieren sollten".

Zusammenarbeit also auch hier, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise. Vielleicht auch im technischen Bereich.

So erinnert Walter Schaffelhofer daran, daß etwa die Beschaffung und der Betrieb eines Fernschreibers rentabler werde, wenn ihn mehrere Unternehmen gleichzeitig benützen -noch dazu, wenn ohnehin die Katholische Presseagentur Kathpress erfreulicherweise ihr Büro jetzt auch gleich einen Stock höher hat.

Keinesfalls darf man aber eine Gleichschaltung von Meinungen und Aussagen erwarten: „Das kann sicher nicht das Ziel unserer Ubersiedlung sein", betont Schaffelhofer, in dessen neuem Büro nach eigener Aussage „nur noch ein echter Botticelli an der Wand" fehlt.

Das wird - so schön es in der Singerstraße auch sein mag - noch „etwas dauern".

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