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Mehr als ein Erdrutsch
Seit Sonntag sitzen erstmals grüne Abgeordnete in einem österreichischen Landtag. Der Durchbruch gelang auf allen Linien und auf Kosten aller etablierten Parteien.
Seit Sonntag sitzen erstmals grüne Abgeordnete in einem österreichischen Landtag. Der Durchbruch gelang auf allen Linien und auf Kosten aller etablierten Parteien.
Der Aufschwung der grün-alternativen Gemeinschaftsliste bei den Vorarlberger Landtagswahlen zur drittstärksten politischen Kraft ist in fast allen größeren Städten und Gemeinden gelungen.
So liegen die Frauen und Mannen rund um „Kaspanaze" Simma etwa in Bregenz, Dornbirn, Blu-denz, Hohenems, Wolfurt oder Höchst um mehrere hundert Stimmen vor den Freiheitlichen.
In Feldkirch zum Beispiel erhielten AL/VGÖ auf Anhieb doppelt so viele Stimmen wie die FPÖ.
Ganz allgemein war der grüne Trend in den Städten mit industrieller Struktur stärker. Dort mußten auch die Sozialisten Verluste von an die und über 15 Prozent ihrer Wähler zur Kenntnis nehmen.
Insgesamt bedeutet der SP-Verlust von 5 Prozentpunkten gegenüber der letzten Landtagswahl, daß den Sozialisten seit 1979 rund 17 Prozent ihrer ehemaligen Wähler den Rücken zugekehrt haben. Einbußen in etwa gleichem Ausmaß, nämlich um 16 Prozent, gab es landesweit für die FPÖ.
Die Volkspartei verlor rund 10 Prozent Wähler in den letzten fünf Jahren bei einem Minus von 5,9 Prozentpunkten Stimmenanteil.
Interessant, daß die SPÖ gerade in Industriegemeinden am weitaus stärksten verlor, weit mehr als im Landesschnitt. So gab es für die Ländle-Sozialisten in Dornbirn satte minus 8 Prozentpunkte, was dem Verlust eines guten Drittels ihrer Wähler gleichkommt.
Noch stärker abgebaut als im Landtagswahlvergleich hat die Volkspartei, nimmt man ihr Traumergebnis bei den Nationalratswahlen zum Vergleich (Stimmenanteil 60,4 Prozent). Danach büßte die Keßler-Partei innerhalb eines Jahres 8,8 Prozentpunkte ein, das entspricht einem Verlust von fast 15 Prozent ehemaliger Bundes-VP-Wähler. Bemerkenswert auch, daß im
Gegensatz zum grün-alternativen Spitzenkandidaten Simma, der auch in seiner Heimat Andelsbuch reüssierte, zumindest die Granden der SPÖ und FPÖ in ihrer Heimatgemeinde empfindliche Niederlagen einsteckten.
In Bregenz mußte der SP-Bür-germeister und Landesparteiob-mann einen Stimmenrückgang um 5,4 Prozentpunkte hinnehmen. Und in der freiheitlichen „Hochburg" Lustenau — übrigens die Heimatgemeinde von FPÖ-Gene-ralsekretär Walter Grabherr-Mayer — gab es für die Blauen gleichfalls empfindliche Stimmenverluste.
Auch in Lustenau rückten die Grün-Alternativen auf Platz drei vor: allerdings überholten sie dort die Sozialisten und liegen nun hinter Volkspartei und Freiheitlichen. Nimmt man die Nationalratswahlen 1983 her, wird der Erfolg der grün-alternativen Gemeinschaftsliste noch eklatanter: denn seit Sonntag gibt es in Vorarlberg dreimal so viele Grün-Wähler wie noch ein Jahr zuvor.
Der politische Erdrutsch im Ländle — nimmt man das Landtagswahlergebnis alles in allem — war mehr als ein gewaltiger...
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