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Mehr als ein Schattengewächs

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Noch am Dienstag letzter Woche wußte VP-Parlamentarier Heinrich Neisser nur, daß er auch in der kommenden Legislaturperiode mit einem fixen Platz in Alois Mocks Bereichssprecher- Mannschaft rechnen darf. Welche Rolle er darin spielen soll, erfuhr Neisser dann spätestens nach dem Parteivorstand am Donnerstag: Neisser wird — so wie bisher — für Wissenschaft zuständig sein.

Insgesamt 27 Namen umfaßt die Liste jener VP-Politiker, die den Parteiobmann als Bereichsspre-

eher oder Betreuungsmandatare bei seiner „konstruktiven Oppositionspolitik“ unterstützen sollen.

Überraschungen in personeller Hinsicht enthält die Namensliste kaum. Am meisten überrascht hat noch die Nominierung des Sozialexperten der Industriellenvereinigung Günter Stummvoll als neuer Gesundheitssprecher.

Zum harten Kern der Mock- Mannschaft zählen außerdem Robert Graf (Wirtschaft), Josef Riegler (Landwirtschaft), Walter Schwimmer (Soziales), Marga Hubinek (Familie), Walter Hein- zinger (Umwelt), Michael Graff (Justiz), Fritz König (Verkehr und Energie), Robert Lichal (Sicherheit), Felix Ermacora (Verteidigung), Ludwig Steiner (Außenpolitik), Otto Keimei (Bauten), Heribert Steinbauer (Medien) und Josef Höchtl (Sport).

Ohne Sitz im Nationalrat sind Bereichssprecher der Wiener Vizebürgermeister Erhard Busek (Kultur), der neue Salzburger Landesschulratspräsident Gerhard Schäffer (Schule), VP-Bun- desrat Herbert Schambeck (Fö deralismus) und der niederösterreichische Landeshauptmann- Stellvertreter Erwin Pröll (Regionalpolitik).

Zu dieser Bereichssprecher- Riege kommen noch sogenannte Betreuungsmandatare für verschiedene Teilbereiche, insgesamt acht an der Zahl, darunter so prominente Namen wie Josef Taus (Industrie), Wolfgang Schüssel (Klein- und Mittelbetriebe), aber auch nur in ihren Ländern bekannte Mandatare wie der Steirer Hans Georg Fuchs (Innovation) oder der Oberösterrei- cher Konrad Landgraf (Fremdenverkehr).

Selbst für Steuerfragen (Albert Steidl), für Behinderte (Gottfried Feurstein) und für „Flexible Arbeitszeit“ (Helga Rabl-Stadler) wurden Plätze im Mock-Team vorgesehen.

Womit sich jede Spekulation über „Schattenminister“ und „Schattenstaatssekretäre“ erübrigt — allein auf Grund des Umfangs der Namensliste.

Genau hier setzt auch die parteiinterne Kritik an: Das personelle Ausufern des seit 1975 bestehenden Sprechersystems läßt kaum eine — auch personalpolitische— Profilierung gegenüber der rot-blauen Koalition zu.

OVP-Vize Erhard Busek fand mit seinem Ratschlag, anstelle einer umfangreichen Bereichssprecherliste lediglich fünf bis sechs zentrale Bereiche mit attraktiven Persönlichkeiten der Partei zu besetzen, kein Gehör.

Und in der VP-Zentrale selbst ist man mit dem personell wie regional breit gestreuten Mock- Team auch nicht besonders glücklich: Schon bisher war es mitunter schwierig, die langfristig konzep- tive Arbeit mit den Aussagen der Bereichssprecher zu tagespolitischen Themen zu koordinieren.

Daß Parteiobmann Mock selbst mit der Abstimmung zwischen Tagespolitik und Grundsatzarbeit seiner Partei nicht ganz zufrieden ist, beweist sein Auftrag an die Parteiarbeiter, über ein Modell nachzudenken, das gewährleistet, daß die Bereichssprecher, die politischen Büros in Parteizentrale und Parlamentsklub, die Vordenker-Runde des „Forum 90“ und auch die Politische Akademie besser harmonieren.

Welche harte Arbeit da noch auf Mock wartet, beweist die parteiinterne Aufregung rund um die jüngsten Vorschläge der Bundeswirtschaftskammer zur Sanierung des Pensionsversicherungssystems: Während einerseits die Volkspartei eine Renten- und Pensionsgarantie abgibt, deponiert eine VP-dominierte Interessenvertretung kurz darauf genau gegensätzliche Vorschläge.

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