7029403-1989_24_11.jpg
Digital In Arbeit

Mehr Budgetmittel für Kultur

Werbung
Werbung
Werbung

Ein Hoffnungsschimmer offenbart sich der maroden österreichischen Kleinverlagsszene. Neue Strategien der Förderung von seiten des Bundes sollen ihr finanziell den Rücken stärken. Das wünscht sich zumindest Unterrichtsministerin Hilde Hawlicek, dife vor einigen Wochen dieses Programm vorgestellt hat. Es ist ein Programm der Einzelaktionen, dessen finanzielle Basis durch das aufgestockte Kulturbudgetgegeben ist (siehe Kasten).

Die bedeutendsten, darin enthaltenen Pläne umfassen die Einrichtung eines PR-Büros der Arbeitsgemeinschaft Privatverlage in München um die österreichische Belletristik weniger populärer Autoren besser als bisher vermarkten zu können, und eine verstärkte Präsentation bei Buchmessen im In- und Ausland, zum Beispiel bei der Frankfurter Buchmesse.

Auch die neu gegründete - allerdings in ihrer ersten Nummer völlig einseitig orientierte - Literaturzeitschrift „Buchkultur" kümmert sich um die Kleinverlagsszene und wird zu einem Großteil vom Unterrichtsministerium subventioniert.

All diese Ambitionen von ministerieller Seite äußern sich auch in der Erweiterung des Literaturbeirats (Wendelin Schmidt-Dengler, Walter Weiss, Adolf Haslinger, Germanisten; Johannes Twaroch, Kurt Kahl, Hans Heinz Hahnl, Josef Haslinger und Wolfgang Kraus, Schriftsteller und Publizisten) zu einem Beirat für „Literatur- und Verlagsangelegenheiten“, dessen Vertreter Gerhard Ruiss von der Interessengemeinschaft österreichische Autoren, Erhard Locker von der ARGE Privatverlage, Gerhard Trenkler vom Verlag Styria und Otto Mang, Vorsitzender des Verlegerverbandes, sind.

Die österreichische Koalitionsregierung hat trotz der angestrebten Budgetkonsolidierung „der Förderung von Kunst und Kultur eine gewisse Priorität eingeräumt“ (Zitat Kunstbericht). Die nunmehr vermehrt vorhandenen Mittel (aufgrund des Kunstförderungsgesetzes vom 25. Februar 1988 wurde auch für „Sozial- und Rechtsangelegenheiten“ mehr denn je zur V erfügung gestellt) werden, so scheint es, für innovative Förderungsmaßnahmen verwendet.

Ihre Dringlichkeit ist besonders in der Filmförderung deutlich zu erkennen. Ziel ist eine intensivere Drehbuchförderung - denn das Drehbuch ist ein besonders neuralgischer Punkt der österreichischen Filmkultur -, die konzentrierte Subvention von Videokunst und die Förderung der Programmkinos, die gegenüber den großen Kinoketten einen bekannt schweren Stand haben.

Ansonsten sind vor allem Erfolgsmeldungen zu verbuchen: Die österreichische Filmförderung hat mehr Geld als je zuvor (siehe Kasten), was eine Belebung der Filmkultur bewirkt: Michael Syneks „Die toten Fische“, Michael Hanekes „Dersieb- te Kontinent“ und Michael Schottenbergs „Caracas“ sind in Cannes bereits erfolgreich gelaufen. In Blickrichtung gesamteuropäischer Filmförderung nach der Errichtung desEG-Binnenmarktes 1992 solider Zug auch nicht ohne Österreich abfahren. Deshalb werden sowohl der Beitritt zum „Europäischen Filmbüro ef do“ als auch die Beteiligung am sogenannten Eurimage- Projekt (Förderung von Großprojekten) des Europarates erwogen.

Die Sektion „Musik und darstellende Kunst“ konnte 1988 über den höchsten Anteil am Kulturbudget verfügen (siehe Kasten). Vergleichsweise gering nimmt 6ich die an Orchester- und Konzertveranstaltungen vergebene Summe im Vergleich zu Groß-, Mittel- und Kleinbühnen aus. Hier will man von ministerieller Seite in Zukunft ansetzen. Honorarzuschüsse für neue Kompositionen und die Unterstützung musikalischer Projekte zum Mozartjahr 1991 scheinen interessante und verwirklichbare Ideen zu sein.

Eine quantitative Verbesserung der Bedingungen ist auch im Bereich „Bildende Kunst“ festzustellen (siehe Kasten). Dabei wird insbesondere die Unterstützung österreichischer Kunst im Ausland forciert: In Rom und Paris wurden bereits zwei Ateliers gekauft, in New York und Chikago sollen zwei weitere erworben werden.

Schließlich kommt erstmals ein Stipendium unter dem Motto „Architektur rmd Design in konzeptionellem Sinn“ zur Ausschreibung. Angesprochen sind vor allem junge Künstler, deren Hauptanliegen das Experimentelle ist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung