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Mehr Freizeit durch weniger Fahrzeit

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Verkehrswege schaffen Verbindung, ermöglichen Kontakte von Menschen, sichern Nahversorgung und sind für die wirtschaftliche Entwicklung einer Stadt lebensnotwendig.

• eine explosionsartige Zunahme des Individualverkehrs (1964-74 hat sich der Pkw-Bestand verdoppelt),

• Unattraktivität und Bedeutungsverlust öffentlicher Verkehrsmittel (so nimmt etwa die Streckenlänge der Straßenbahn seit 1938 um mehr als ein Drittel kontinuierlich ab, ebenso die Zahl der Fahrgäste).

Die öffentlichen Nahverkehrsmittel sind deshalb zumeist wenig attraktiv, weil:

• der U-Bahn-Bau viel zu spät begonnen wurde,

• das gut ausgebaute Wiener Eisenbahnnetz nicht ausgenützt ist,

• viele Straßenbahnlinien gekürzt wurden,

• die Intervalle des öffentlichen Verkehrs zu lang sind.

Die Sicherung eines reibungslosen Verkehrsablaufs ist für Wien eine Lebensfrage. Andernfalls würde Wien seinen Wohnwert verlieren, wichtige Wirtschaftsbetriebe würden aus Wien verlagert werden. Gesundheit und Sicherheit der Menschen würden gefährdet sein.

Die Wiener Volkspartei will daher:

1. Weniger Verkehr durch gezielte Stadtplanung

Durch die Förderung der Entwicklung von Bezirkszentren und anderen Subzentren sowie durch Vorrang der Stadterneuerung vor der Stadterweiterung soll die Notwendigkeit, weite Wege innerhalb der Stadt zurückzulegen, reduziert werden. Wenn Projekte der Stadterweiterung realisiert werden müssen, ist vorher für eine verkehrsmäßige gute Anbindung, insbesondere an das öffentliche Verkehrssystem zu sorgen.

2. Die Lebensqualität nicht opfern Durch die Verkehrsinfrastruktur

und den darauf ablaufenden Verkehr darf die Lebensqualität in der Stadt nicht unzumutbar verschlechtert werden. Die Wohngebiete sind deshalb insbesondere vom Durchzugs-, verkehr freizuhalten.

3. Mobilität sichern

Jeder Wiener hat das Recht auf Mobilität in seiner Stadt, unabhängig davon, ob er ein privates Fahrzeug besitzt oder nicht. Die Stadt hat für ein funktionierendes öffentliches Verkehrssystem und zweckentsprechende Straßen zu sorgen.

4. Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer

Durch umfassende verkehrstechnische Maßnahmen ist für alle Verkehrsteilnehmer, ob Fußgänger, Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel oder Autofahrer, eine größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Dabei muß insbesondere auf Kinder und Senioren Bedacht genommen werden.

5. Freiheit in der Wahl der Verkehrsmittel

Jeder Wiener hat das Recht, im Einzelfall das seinen Bedürfnissen gerechtwerdende Verkehrsmittel zu wählen. Einer den Interessen der Gemeinschaft widersprechenden Benützung von Privatautos ist deshalb durch ein attraktives Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln als echte Alternative entgegenzuwirken.

6. Koordination 'aller Verkehrsmaßnahmen

Im Rahmen eines Gesamtverkehrsplanes sind alle den Verkehr betreffenden Maßnahmen aufeinander abzustimmen. Funktionsfähige Verknüpfungspunkte zwischen dem öffentlichen Verkehr und dem Individu-alverkehr (Park-and-ride-System), die verkehrsmäßig notwendige Aufschließung von Fußgängerzonen, die Schaffung ausreichender Garagen und ähnliches sind Maßnahmen, die gezielt aufeinander abgestimmt werden müssen.

7. Mit der Bevölkerung planen Die Planung der Verkehrsmaßnahmen soll stets im engen Kontakt mit der betroffenen Bevölkerung erfolgen. Sie ist daher über die beabsichtigten Maßnahmen rechtzeitig zu informieren und an der Planung zu beteiligen.

-8. Die Attraktivität öffentlicher Verkehrsmittel erhöhen

Durch vermehrte Investitionen sollen die öffentlichen Verkehrsmittel schneller und so attraktiv werden, daß sie eine echte Alternative zur Benützung des privaten Pkw bieten. Diesem Ziel muß im Rahmen der Verkehrspolitik erhöhte Priorität zukommen.

Diese Grundsätze sind konkret umzusetzen. Es ist sonst zu befürchten,daß die Stadt allmählich ausstirbt. 1955 wollten noch 45 Prozent der befragten Wiener auf jeden Fall innerhalb der Stadtgrenzen Wiens wohnen, 1976 nur noch 8 Prozent, vor 21 Jahren sprachen sich nur 18 Prozent für eine Wohnung am Stadtrand (außerhalb der Stadtgrenzen) aus, heute bereits 82 Prozent. Der Trend zur Suburbanisie-rung hat Wien bereits erfaßt.

Eine Alternative zur fortschreitenden Asphaltierung unserer Umwelt ist der Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel Aus dem Verkehrskonzept der Wiener Volkspartei sei daher - das Wichtigste zuerst - das herausgegriffen, was dringlich sofort in Angriff zu nehmen ist!

Rascher Ausbau des öffentlichen Verkehrs

Wien hat aus der Zeit der Monarchie ein großzügig angelegtes Bahnnetz (205 km Linienlänge), das für den Personenverkehr nur ungenügend verwendet wird. Der überforderten Straße steht die schlecht genützte Schiene gegenüber. Daher schlagen wir vor:

• Ausbau eines umfassenden Bahnnetzes unter Verwendung vorhandener Gleisanlagen:

Verlängerung der Schnellbahn von Meidling bis Speising,

Schnellbahnverkehr auf der Ver-bindungs- und Vorortelinie (West-Ring),

Schnellbahnverkehr vom Südbahnhof über Stadlau, Kagran zur Großfeldsiedlung nach Floridsdorf (Ost-Ring),

Schnellbahnverkehr vom Bahnhof Landstraße über Simmering und Oberlaa, Inzersdorf nach Meidling (Süd-Ring).

• Ausbau des Netzes der U-Bahn: Verlängerung der U 1 über die

Reichsbrücke nach Kagran und im Süden bis Rothneusiedl, Bau der U 3.

• Beschleunigungsprogramm und Verlängerung von Linienführungen der Straßenbahn.

Der Verkehr in der Stadt darf weder durch lange Wege von und zum Arbeitsplatz die Freizeit rauben, noch den Raum zwischen unseren Wohnhäusern zu einer Blech- und Asphaltwüste werden lassen.

Die Wiener Volkspartei hat ein Konzept zur Lösung der Verkehrsprobleme in Wien vorgelegt. io)u 6mu fiiu enitt \.)iov tößinwiioi)

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