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Mehr Mütterlichkeit in die Politik!

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Politik halten die meisten Frauen für Männersache. Männer bedauern zwar offiziell, daß zuwenig Frauen politisch aktiv sind - im Grunde sträubt sich jedoch alles in ihnen, wenn Frauen sich für öffentliche Angelegenheiten engagieren. Zu lange haben Männer Gesetze für Männer und gegen Frauen gemacht. An diesem Erbe werden wir noch lange tragen. Trotz mancher Nachteile, die die Emanzipation der Frau mit sich gebracht hat, ist es unumgänglich, dem weiblichen Geschlecht so viel Verstand zuzugestehen, daß auch Frauen politisch mitdenken und agieren dürfen. Die Zeiten sind vorbei, in denen man keine weiblichen Schreibkräfte einstellen wollte, weil man befürchtete, daß sie die Schreibmaschinen ruinieren würden. Frauen stellen im allgemeinen das Leben über vermeintlichen Fortschritt. Sie denken bei Entscheidungen und Entwicklungen zuerst an das Wohl ihrer Kinder und Enkel. So gesehen, müßte die Politik vornehmlich durch Mütter beeinflußt werden.

Um mehr Mütterlichkeit, mehr Verantwortung zugunsten des Lebens in das öffentliche Leben zu bringen, bedarf es keiner Parteikarriere. Vom „heimischen Herd” aus können Frauen politisch wirken, wenn sie sich dessen bewußt sind. Sicherlich ist der holden Weiblichkeit aufgefallen, wie sehr sie vor Wahlen umworben wird. Das Wahlrecht ist jedoch nur eine der Möglichkeiten, zu politischen Beschlüssen beizutragen. Der Stimmzettel darf nicht unterschätzt werden, aber wichtig ist, nicht auf „Wahlzuckerl” hereinzufallen. Gesellschaftspolitische Veränderungen werfen ihre Schatten voraus. Frauen müssen lernen, sich im Labyrinth der Informationsflut zurechtzufinden und ein reales Weltbild zu schaffen.

Zugegeben, es ist mühevoll, nach den Verpflichtungen im Haushalt und der Stillung der Bedürfnisse von Ehemann und Kindern genügend Kraft aufzubringen, um Zustände zu analysieren oder Änderungen herbeizuführen. Berufstätige Frauen, die erst am Feierabend ihren Haushalt führen können, werden wenig Lust verspüren, sich über das öffentliche Gemeinwohl Gedanken zu machen. Auch schwierige familiäre Verhältnisse, die kleineren und größeren Sorgen des Alltags und mangelndes Selbstvertrauen halten davon ab, sich für Dinge zu engagieren, die über die Familie hinausgehen.

Mütter müßten sich jedoch im klaren sein, daß es für ihre Familie keine heile Welt im Hause geben kann, wenn die Außenwelt lebensfeindlich ist. Es ist zuwenig, wenn die Wohnung vor Sauberkeit blitzt und mit heimeligen Handarbeiten ausstaffiert ist. Die Frauen siiid gefordert, auch außer Haus „mit Besen und Staubtuch” für Ordnung zu sorgen.

Sich für das Geschick eines Landes, für eine saubere Umwelt (auch die geistig/seelische) einzusetzen, ist nicht nur Sache von Politikern und wenigen Politikerinnen. Von der Basis her, über die öffentliche Meinung, müßten Frauen verstärkt kundtun, daß sie bereit sind, für eine menschlichere Gegenwart und eine hoffnungsvolle Zukunft ihrer Kinder zu arbeiten.

Würden Mütter nach ihren Möglichkeiten verstärkt politisch handeln, es stünde in vielen Dingen besser. Die Regierung sollte das Gefühl haben, nicht nur mit der Opposition, mit kritischen Pressestimmen und diversen Verbänden rechnen zu müssen. Sie sollte immer wieder erfahren, daß wichtige Entscheidungen nicht mehr ohne die Mütter zu machen sind Auch den maßgebenden Medienmachem sollte immer wieder klargemacht werden, daß auch Frauen überlegen, was besser gemacht werden könnte. Es muß nicht überall bei Null begonnen werden. Es gibt zahlreiche Organisationen, die sich in den Dienst des Gemeinwohles stellen. Jede Mitgliedschaft, jede aktive Mitarbeit stärkt Vereinigungen in ihren Bemühungen. Durch Idealismus, Dienst am Guten und an der Wahrheit, Bereitschaft zum Verzicht entfalten sich intakte Familien. Vor allem Mütter sind es, die diese Eigenschaften pflegen. Warum nicht auch in der großen Landesfamilie?

Zugunsten des Lebens und der kommenden Generationen müßten sich noch mehr verantwortungsvolle Männer mit mütterlichen Frauen zusammentun, um gemeinsam zu überlegen, was positiv verändert werden oder was an altem Bewährtem erhalten bleiben sollte. Es bedarf keines Matriarchats, nur mehr mitdenken, mitreden und mitarbeiten müßten die Frauen.

Ginge es nach den Hausfrauen, die Müllberge müßten nicht so hoch werden, denn die meisten Frauen würden die Waren lieber weniger aufwendig verpackt kaufen. Könnte man nicht einmal in dieser Richtung werben?

Die Berufstätigkeit der Frau bringt höheren Lebensstandard - sie wird jedoch oft teurer bezahlt, als man annahm. Wenn Mütter in erster Linie Mütter sein dürften, es gäbe weniger Scheidungen, Alkohol und Drogensüchtige, weniger Kriminalität Frauen sind zwar billigere Arbeitskräfte, doch wenn schon von Arbeitsplatzschwierigkeiten gesprochen wird, dann redet den Frauen nicht immer ein, daß sie in der Wirtschaft mehr gebraucht werden als zu Hause!

Hätten Mütter mitentscheiden können, es hätte in zivilisierten Ländern keine Kriege gegeben. Mütter sind dafür, daß man die Jugend zum Frieden und nicht militärisch erzieht Mütter würden das Brot der Ärmsten nicht in die Rüstung stecken. Allein schon um den Frieden zu fördern, sollten sich Mütter ihrer politischen Verantwortung nicht entziehen und vermehrt Impulse setzen.

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