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Digital In Arbeit

Mehr Mut statt Angst

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Eine Welle von Furcht und Angst geht über uns Mitteleuropäer hinweg. Wir sorgen uns um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, verbunden mit einer ständig wachsenden Zahl von Arbeitslosen. Immer mehr Betriebe gehen in Konkurs, und selbst die staatlichen Betriebe brauchen große Subventionen, um nicht zusperren zu müssen.

Im Umkreis von Großprojekten wie AKH und Wohnbau gibt es Bausümpfe, in denen auf kriminelle Weise Milliarden spurlos verschwinden. Das Vertrauen des Volkes ist erschüttert. Wer verhindert in Zukunft solche Mißstände?

Nicht nur in den großen, sondern auch in den kleinen Bereichen der Gesellschaft zeigen sich Auflösungserscheinungen. In vielen Ehen und Familien kriselt es. Konflikte Und Spannungen gibt es nicht nur zwischen den Ehegatten und Kindern, zwischen Lehrern und Schülern, sondern auch zwischen Verwandten, Bekannten und Nachbarn. Die Scheidungszahlen steigen schon bis zu einem Drittel der abgeschlossenen Ehen. Die Scheidungswaisen haben darunter am meisten zu leiden.

Allgemein verbreitet ist die Angst vor neuen Kriegen, die durch den atomaren Vernichtungsschlag apokalyptische Ausmaße anzunehmen drohen. Die Angst davor treibt die Friedensbewegungen an, in denen sich ver-

schiedene Richtungen, auch gegensätzliche, sammeln. Ein Teil sieht die Rettung in einem möglichen Gleichgewicht des Schrek-kens, andere verlangen als Vorgabe eine totale Abrüstung und nehmen auch einen mehr oder weniger langen Leidensweg dafür auf sich. /

Bedrohlich ist auch die sich ausdehnende Resignation und Glauben smüdigkeit. Viele suchen die Verbindung mit Gott im Gebet und Liturgie nicht mehr, finden dafür Befriedigung im Konsum oder bei Sekten.

Dennoch bricht immer wieder mit Vehemenz die Frage nach dem Sinn durch, versteckt im Ruf nach Vertrauen, Treue, Anständigkeit, Freundschaft und Liebe. Die Sehnsucht nach Erlösung gibt sich im Streben nach Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden kund.

Darin liegt auch das Heil, das die Kirche den Menschen bringen will. Sie leitet den Menschen an, zunächst Frieden zu suchen mit Gott. Sünde bedeutet Abfall von Gott, Umkehr und Buße wieder Aussöhnung. Damit bauen wir

den Frieden von unten her auf. Eine Basis des Verstehens, des An-nehmens, Helfens und der Freundschaft entsteht da in den kleinen Gemeinschaften, die ein harmonisches Zusammenleben ermöglichen.

In der Botschaft Christi finden solche Menschen wieder einen Halt und eine Hoffnung. Er ist für sie Weg, Wahrheit und Leben. In der Meditation, im Gebet und in der Feier des Gottesdienstes wächst der Glaube und die Hoffnung, daß Gott uns in den Gefahren unserer Zeit beistehen wird. Denn er hat ja die Welt so geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab zur Rettung dieser Welt.

Damit werden die drei Dimensionen des Friedens sichtbar: Frieden mit Gott, Frieden des Menschen mit sich selbst und Frieden mit den Menschen. Nur so entsteht Frieden im eigenen Volk und unter den Völkern ja auch Frieden und Harmonie in der Na-tur und im Kosmos. Das ist nicht etwas selbstverständliches. Wo dieser Frieden von Gott her fehlt,

da wird die Schöpfung und auch der Mensch in seinem Sein getroffen und in Frage gestellt.

Friede ist die heile Ordnung dieser Welt. Er umfaßt auch Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe. Dieser Friede muß von Gott erbeten werden, er ist immer ein Geschenk Gottes, wie Nikolaus von der Flüe sagte: Frieden ist allwe-gen nur in Gott. Gottesferne und Gottlosigkeit bedeuten daher Friedlosigkeit.

Unfrieden und Feindschaft führen zur Entfremdung unter den Menschen. Als Schuld, Neid, Bosheit und Unzufriedenheit herrscht sie im Menschen und bringt Haß, Feindschaft und Krieg unter die Völker. Christus ist der leibhaftige Friede. In tiefer Gemeinschaft mit ihm haben Mönche die Regel: Ora und labora ins Leben übertragen und sind so zu den Baumeistern Europas geworden. Sie hat auch für uns heute noch ihre volle Gültigkeit.

Müssen wir nicht mit mehr Gottvertrauen an unsere Arbeit gehen, mehr auf unsere Fähigkeiten vertrauen? Schon mehrmals haben Arbeiter nach dem Zusammenbruch ihrer Firma die Initiative ergriffen, um den Betrieb wieder aufzubauen. Jeder sollte mit ganzer Verantwortung seinen Beruf ausfüllen und in guter Zusammenarbeit das Beste leisten.

Der Autor ist Vorstand des Institutes für Pastoraltheologie an der Universität Graz.

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