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Mehr Platz für K. K. Schätze

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Die Geschichte des MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst - ist reich bewegt: Auf der Fünften Weltausstellung, die 1873 Wien als Veranstaltungsort hatte, fanden die „Bodenprodukte und Früchte des Gewerbefleißes" des Orients dank der Initiative der österreichischen Regierungsstellen großen Anklang. Der Erfolg veranlaßte die orientalischen und asiatischen Staaten, ihre Exponate dem österreichischen Staat zu schenken. 1874 wurde das „K. K. Orientalische Museum" gegründet, das erste seiner Art, das sowohl die Schenkungen als auch Eigenerwerbungen in seiner Sammlung umfaßte. 1881 wurde die erste Orientteppichausstellung der Welt in Wien im „K. K. Österreichischen Handelsmuseum", so der neue Name, veranstaltet. Auf dieser Schau waren die Bestände des Museums und die wertvollen Teppiche des Kaiserhauses zu sehen. 1906 wurde das Handels-Museum aufgelöst, die Sammlung ging an das „K. K. Österreichische Museum für Kunst und Industrie" über. Die wertvollsten Stücke gelangten erst nach dem Ersten Weltkrieg aus dem habsburgischen Kaiserhaus in den Besitz des Museums.

Vor sieben Jahren begann die Neuorientierung des MAK unter seinem neuen Leiter Peter Noever, der auch eine bauliche Umgestaltung in die Wege leitete. Der beauftragte Architekt Sepp Müller beschreibt seine Arbeit als zweigeteilt. Einerseits galt es, bestehende Objekte „herzurichten", andererseits waren Neubauten nötig, um den geänderten Erfordernissen musealer Arbeit zu entsprechen. Dabei sollte das Neue in keiner Weise überdeckt werden, sondern der Besucher sollte das Gefühl haben, daß sich die bewegte Geschichte des Hauses in der Architektur niederschlägt. Zeitgenössische Materialien wie Stahl, Beton und Glasflächen stehen in unübersehbarem Kontrast zum Neorenaissancebau Heinrich von Fer-stels.

7.200 Kubikmeter Beton und 900 Tonnen Baustahl wurden verbaut, 1.700 Quadratmeter Sattelglasober-lichten neuverglast und 25.000 Kubikmeter Erdreich ausgehoben. Müller beschreibt diese Renovierungstätigkeit als mühsam, da in dem städtischen Gebiet mit widersprüchlicher Nutzung auch Fehler früherer Bautätigkeit korrigiert werden mußten.

Ein Teil des alten Gebäudes steht als Pfahlbau auf Betonträgern. Zwei davon waren von Jahren wegen der Errichtung eines Kanals gekappt worden, was zur Absenkung des Hauses geführt hatte. Die nunmehrige Restaurierung erfolgte in der Weise, daß die Verschiebungen im Haus (beispielsweise leicht schiefe Fenster) erhalten blieben.

Unter dem Haus befindet sich außerdem ein Überströmkanal für den naheliegenden Wienfluß, der zehn Sekundenkubikmeter Hochwasser aufnehmen kann. Dieser mußte erhalten bleiben. Baulich wurde das Museum so angepaßt, daß - sollte dieser Kanal nicht mehr gebraucht werden - ein Anschluß möglich würde, um die Speicherräume zu vergrößern.

Der Gesamtrahmen der nunmehrigen Baukosten beläuft sich auf 340 Millionen Schilling (inklusive Finanzierungskosten) und bringt dem Haus an die 5.000 Quadratmeter Fläche zusätzlich. Der neue zweigeschossige Tief Speicher hat 3.400 Quadratmeter Fläche, hier können die Bestände des Hauses nach neuesten konservatorischen Erkenntnissen gelagert werden.

Durch die Ausbaggerung unter der Säulenhalle wurde noch ein weiteres Stockwerk dazugewonnen, in dem auf 1.960 Quadratmetern nun auch die Studiensammlung präsentiert werden kann. Insgesamt verfügt das Haus nun über 142.000 Kubikmeter umbauten Raumes.

Für die Schausammlungen im Gebäude am Stubenring stehen nach dem Umbau nunmehr 2.400 Quadratmeter zur Verfügung. Die neue Ausstellungshalle in der Weiskirchnerstraße gehört mit 2.494 Quadratmetern (Erd-und Obergeschoß) heute zu den größten in Wien.

Nachdem die Bausubstanz in Ordnung gebracht worden ist, stehen als weitere Maßnahmen die Personalaufstockung und die zeitgenössische Inventarisierung an. Ob der Staat dafür nochmals tief in die Tasche greift, bleibt abzuwarten. Sollte das nicht der Fall sein, dann wird sich das in neuem Glanz strahlende Haus am Ring nicht so entwickeln können, wie sich das Direktor Peter Noever und seine Mannschaft vorstellt.

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