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Mehr wirtschaftliches Selbstbewußtsein!

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1980 wird das Leistungsbilanzdefizit 42 Milliarden Schilling ausmachen; selbst wenn man die gesamte statistische Differenz der Leistungsbilanz zurechnet, was umstritten ist, werden es noch immer 25 Milliarden Schilling sein. Damit hat Österreich aber eine Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben von 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und steht diesbezüglich unter den OECD-Ländern am fünfschlechtesten Platz!

Eine Sanierung dieser Situation kann natürlich keineswegs durch Importrestriktionen erfolgen, denn das Ausland würde das stark abhängige Österreich sofort durch Re-torsionsmaßnahmen in ärgste Schwierigkeiten bringen. Der richtige Weg sind sicher vermehrte Exportanstrengungen, denen freilich entsprechende Maßnahmen der Strukturpolitik vorhergehen müssen. Sehr aktuell ist aber auch der Appell an die österreichische Bevölkerung, wie'er wieder im Mittelpunkt der traditionellen Österreich-Woche der Bundeswirtschaftskammer steht: sich darauf zu besinnen, wie reich und qualitativ hochwertig das heimische Angebot ist, sodaß der Griff nach der ausländischen Ware absolut nicht zwingend erscheint.

Im Jahr des Staatsvertragsjubiläums kann man nämlich dem Österreicher zwar sicher ein selbstverständliches nationales Österreich-Bewußtsein bescheinigen -ob er dieses aber auch auf wirtschaftlichem Gebiet besitzt, ist weniger gewiß.

.Immer noch zu wenige Österreicher wissen von den vielfältigen Leistungen auf dem Investitions- und Anlagensektor, mit denen Österreichs Wirtschaft auf allen Kontinenten präsent ist: LD-Stahlwerke und Pelletieranlagen, Brücken, Straßen, Eisenbahnen, Hafenanlagen, Spitäler, Aufzüge, Seilbahnen, Beregnungsanlagen, Fertigungsstraßen, schlüsselfertige Fabriken oder Planungen für diese und andere Projekte, dazu eine Unzahl von Maschinen, Traktoren, Spezialfahrzeugen, Pumpen, Turbinen, chemische Produkte und Industriebedarf mannigfacher Art, nach Möglichkeit zugeschnitten auf den individuellen Bedarf des Auftraggebers. Denn nicht mit Serienfertigung, sondern nur mit „maßgeschneidertem" Angebot kann sich die österreichische Exportwirtschaft gegen die Konkur-

ganz persönlich angeht, im Bereich der Konsumgüter, würde manchen Österreicher die österreichische Leistungspalette überraschen.

So ist es beispielsweise einer alteingesessenen österreichischen Textilfirma gelungen, mit einem neuartigen Spezialitätenprogramm in ganz Europa Fuß zu fassen; mit Textiltapeten, Markisenstoffen und synthetischen Planenstoffen.

lien konnten auch auf dem besonders verwöhnten skandinavischen Markt blendend verkauft werden. Die textilen Aktivitäten österreichischer Firmen reichen aber auch in medizinische und technische Bereiche. So führte die Forschungstätigkeit eines Unternehmens zur Entwicklung von Quellfasertypen für den Sanitäreinsatz und zu hochfesten Materialien für den technischen Bereich. Neue Acrylfasern made in

reicher, aber weiß er auch, daß von der Gesamtproduktion 90 Prozent im Ausland abgesetzt werden? Ein Hauptakzent liegt dabei auf Sicherheit, und das gilt für den ganzen Bereich des Wintersports. Nicht nur Wohlbefinden, auch Unfallverhütung hatte eine österreichische Firma im Auge, als sie ein neues An-paßsystem für Skischuhe entwik-kelte. Im Gegensatz zu den bereits bekannten Aufblas- und Auf-

schäum-Systemen wird dabei in eine Silikonkautschukmasse, die sich in drei Hohlräumen des Innenschuhs befindet, während des Anprobierens ein Härter eingespritzt, wodurch sich der Schuh dem Fuß des Trägers genau anpaßt.

Neue Schleppliftanlagen mit speziellen Sicherheitsvorkehrungen gegen Entgleisungen, ein auf alle Sesselliftanlagen anzupassender Kindersicherheitssitz, ein Rettungssessel für Skilifte sind weitere Leistungen österreichischer Erzeuger im Wintersportsektor, die gezielt den Sicherheitsbedürfnissen dienen.

Bei der sommerlichen Variante des „weißen Sports", dem Tennis, ist die österreichische Produktion auch längst kein Newcomer mehr. Die auf der Monster-Sportartikelmesse in München vorgestellten und sehr beachteten Aluminium-Tennisschläger sind bereits vorgebohrt und müssen nur mehr mit Griff und Bespannung versehen werden. Internationale Sportexperten meinen, daß mit diesem neuen Produkt produktions- und kostenmäßig neue Leistungskriterien gesetzt wurden. Zur Freude von Tennisaspiranten mit schmaler Börse hat übrigens eine österreichische Firma ein Tennistrainer-Gerät entwickelt, das viele teure Übungsstunden erspart und sich auf kleinstem Raum installieren läßt.

Als international vorbildlich gilt Österreich auch im Bau von Spezial-möbeln für Alte und Behinderte. Um Gehbehinderten das Reisen mit der Bahn zu erleichtern, entwickelte ein Österreicher einen klapp- und faltbaren Tragsessel, der von der ÖBB kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Eine Firma baut Spezialbetten für Altersheime, die mehrfach verstellbar sind und auch mit einer Fernsteuerung versehen werden können, mittels deren sich der Patient selbst in die für ihn optimale Lage bringt.

Aus dem Bereich der Medizin wäre auch ein neues österreichisches Unterwasser-Druckstrahlmassagegerät zu nennen, das zur individuellen hydrotherapeutischen Behandlung dient.

Ein aktuelles Kapitel bilden auch die energiesparenden Entwicklungen der österreichischen Industrie und des Gewerbes. Ein Unternehmen entwickelte eine neue selbstklebende Folie, die, hinter Heizkörpern an der Mauer angebracht, Wärme reflektiert und damit bis zu 15 Prozent der Heizkosten einspart. Das auch als Dachbaufolie bestens geeignete Produkt wird bereits in die BRD, die Schweiz und nach Skandinavien exportiert.

Zehn fenstererzeugende österreichische Betriebe arbeiten in der „Gütegemeinschaft Holzfenster", zusammen und fertigen ein Produkt, das optimalen Wärmeschutz, Schallschutz, Witterungsschutz und Widerstand gegen mechanische Beanspruchung garantiert. Mit einem jährlichen Marktpotential von rund 4000 Warmwasserbereitungs-anlagen, 1600 Raumzusatzheizungen und 100 Schwimmbadheizungen kann die 150 Firmen umfassende Arbeitsgemeinschaft für Solartechnik bereits auf schöne Erfolge hinweisen. Eine mobile Heizzentrale, in der Braunkohle, Stroh, Holzabfälle und Sägespäne zum Heizen verwendet werden können, wurde ebenfalls von einem österreichischen Unternehmen entwickelt.

Vielleicht bietet gerade dieser Sektor ein anschauliches Bild für das ständige Bestreben der heimischen Erzeuger, durch Innovation und Qualität auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Wer mit offenen Augen durch Märkte und Messen geht, wird im qualitativ hochwertigen Angebot aller Sparten das „Made in Austria" jedenfalls kaum übersehen können.

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