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Mehrheit für Maßnahmen

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Eigentlich dürfte es doch gar nicht so schwer sein, sich wenigstens über Detailfragen zu einigen: Etwa über Hilfsmaßnahmen für Mütter, wenn dadurch ein Schwangerschaftsabbruch abgewendet werden kann. Denn 56 Prozent der Antwortenden bei einer Umfrage unterstützten diese

Forderung - und sogar 60 Prozent jener Menschen, die die Fristenregelung bejahen.

Das Fessel-Institut hatte eine Reihe von Fragen zur Abtreibungsthematik in eine allgemeine Umfrage eingepackt und präsentierte kürzlich einige der daraus abgelesenen Ergebnisse:

Bei einem Durchschnitt von 56 Prozent Ja zur Frage nach Hilfsmaßnahmen hielten sich die beiden Großparteien fast die Waage — die (befragten) SPÖ-Anhänger stimmten mit 55, die ö VP- Wähler mit 58 Prozent zu. Dieses Ergebnis unterstreicht die Forderung nach Einrichtung eines Hilfsfonds für Schwangere in Not, den die Aktion „Geborene für Ungeborene" in ihrer Petition ans Parlament aufführt.

Auch die ebenfalls dort enthaltene Forderung nach verbesserter Sexualerziehung findet breite Zustimmung: Auch hier wieder 58 Prozent der Fristenregelungs-Be-fürworter; 58 Prozent der Sozialisten, 55 Prozent der ÖVP-Anhän-ger.

Mit noch größerer Mehrheit wird der Ausbau der Beratung über mögliche Alternativen gefordert. Fast drei Viertel aller Befragten sprachen sich dafür aus — unter den Befürwortern der Fristenregelung stieg die Quote sogar auf 78 Prozent! Ebensosehr wird für die Verpflichtung zum Besuch dieser Beratungsstellen vor der möglichen Durchführung eines Abbruchs plädiert.

Woran liegt es, daß die Wellen plötzlich wieder nochschlagen, zu einem Problem, das die vor zehn Jahren durchgepeitschte „Lösung" keineswegs gelöst hat?

Liegt es nicht zu einem guten Teil an der Unwissenheit breitester Bevölkerungsschichten - sowohl was die physiologischen

Vorgänge während der Schwangerschaft, wie was die Inhalte des betreffenden Gesetzes angeht? Bei einer Umfrage von 1980 lagen die richtigen Angaben durchwegs unter zehn Prozent!

Und selbst die Fachleute tappen im Dunkeln, wenn man sie fragt, wie viele Abtreibungen überhaupt jahrein-jähr aus durchgeführt werden. Primarius Alfred Rockenschaub, einer der Vorkämpfer der straffreien Abtreibung und heute einer der härtesten Kritiker der durch das Gesetz von 1975 eingerissenen Praxis, kalkuliert mit 90.000 Abbruchen pro Jahr. Primarius Adolf Beck kommt auf nur 30.000 - weil in den (öffentlichen) Spitälern nur 21.000 registriert worden seien. Entfielen dann auf die Privatpraxen und vor allem auf die spezialisierten Privatkliniken wirklich nur 9.000?

Familienministerin Elfriede Karl greift beruhigt nach dieser Zahl, statt mitzuhelfen, durch verpflichtende Meldungen Klarheit zu schaffen.

Aber 51 Prozent der Befragten fordern die Verpflichtung zur Statistik und 63 Prozent die Uberprüfung der Einkünfte von Abtreibungskliniken ...

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