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Miklosko für „positiven Nationalismus"

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Der slowakische Parlamentspräsident hofft auf eine richtige Synthese mit Weltbürgertum

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Der slowakische Parlamentspräsident hofft auf eine richtige Synthese mit Weltbürgertum

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Die zunehmende nationalistische Aggressivität in der Slowakei erklärt der slowakische katholische Parlamentspräsident Frantisek Mikloäko in einem Gespräch mit der FURCHE (Seite 3) mit drei Faktoren: Erstmals - abgesehen vom unabhängigen „Slowakenstaat von Hitlers Gnaden" - stehe die Slowakei vor der Ausarbeitung einer neuen Verfassung. West- und Mitteleuropäer könnten nicht begreifen, daß die slowakische Nation auch die staatliche Dimension erleben wollten. Zunehmend soziale und ökonomische Probleme schüfen zudem Unsicherheit und Angst. Schließlich gehe es um die Erfahrung eines Vakuums des geistigen Lebens, das der Kommunismus hinterlassen habe.

Alle drei Faktoren - so Mikloäko - führten dazu, daß Menschen einfache und schnelle Lösungen suchten. Und eine einfache Lösung liege immer in der Schaffung eines Feindbildes, wonach andere - Minderheiten etwa - am eigenen Schicksal schuld seien. In dieser Situation befürchtet Miklosko die Rückkehr eines Totalitarismus anderer Art, den Ruf „nach einem Führer" oder

verstärkten Nationalismus mit Haß gegenüber Minderheiten.

Der slowakische Parlamentspräsident wendet sich gegen ein gewisses Unverständnis westlicher Politiker, die die Völker Osteuropas vor Nationalismus und Kleinstaaterei warnten: „Die Dimension der Nationalität war in Osteuropa ganz unterdrückt - und man muß sie j etzt positiv zum Zug kommen lassen. Eben positiv und nicht aggressiv. Daß wir das einfach unter den Tisch fallen lassen sollen, ist keine Lösung. Das würde nur neue Aggressivität auslösen."

Mikloäko bezeichnet im FUR-CHE-Interview den seinerzeitigen Präsidenten des Slowakenstaates während des Zweiten Weltkriegs, den katholischen Prälaten Jözef Tiso, als „ewiges Problem". Die Judendeportationen während dieser Zeit sind nach den Worten Miklos-kos eine nationale Tragödie der Slowakei. Der seinerzeitige katholische Aktivist im Untergrund hofft, daß es in der Slowakei - auch mit Hilfe der Kirche - zu einer richtigen Synthese von Nationalismus und Weltbürgertum kommen wird.

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