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Milosevic Spiel mit dem Bürgerkrieg
Kroatiens Jugendliche kritisieren „zu geduldige Haltung" ihrer Regierung gegenüber Serben
Kroatiens Jugendliche kritisieren „zu geduldige Haltung" ihrer Regierung gegenüber Serben
Serbiens Präsident Slobodan Milosevic" braucht den Krieg, um politisch überleben zu können. Das ist die gängige Auffassung in Kroatien zu Serbiens „Spiel mit dem Bürgerkrieg". Kroatiens Demokraten, aber auch Serbiens demokratisehe Erneuerungsbewegung eines Vuk Draskovich hoffen, daß Jugoslawiens Teilrepubliken dieses Spiel durchschauen und nicht darauf hereinfallen.
Die jüngsten blutigen Unruhen im kroatischen Mischgebiet des Plitvica-Nationalparks haben - so kroatische Beobachter - eindeutig gezeigt, daß die Bundesarmee Serbiens Politik mitträgt. Das Eingreifen der Bundesarmee zur Eindämmung der kroatisch-serbischen Auseinandersetzungen trägt damit nach kroatischer Auffassung „einseitige Züge". „Dort, wo die kroatische Bevölkerung des Mischgebietes bedroht ist, greift die Armee nicht ein", heißt es in Zagreb.
Der Gesprächspartner verweist auf das kroatische Dorf Kiewo unweit des serbischen Ortes Knin, dessen Bevölkerung auf dem Weg zur Arbeit,nach Sibenik, Knin oder Zadar von serbischer Miliz ständig schikaniert, manchmal nicht einmal mehr durchgelassen werde. „Wo bleibt da die Armee?", fragen Zagreber Beobachter entrüstet. Zudem habe man bei den Aufständischen Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände der jugoslawischen Armee gefunden, was auf eine direkte Unterstützung der serbischen Aufständischen in Kroatien durch die Bundesarmee schließen lasse.
Jetzt befürchtet man in der Region der Plitvicer-Seen ein Ausbleiben der Touristen in der Frühjahrs- und Sommersaison. „Die Unruhen sind der wirtschaftliche Tod dieser Region", gibt sich ein politischer Beobachter aus Zagreb illusionslos. Er vermittelt auch die Stimmung der Jugend in Kroatien,
die der Ansicht sei, daß die Zagreber Regierung „zuviel Geduld" mit den Serben in Kroatien habe. Besonders kritisiert wird der führende serbische demokratische Politiker Hodid aus Vucovar (Ostkroatien), der erst kürzlich als Mitglied einer serbischen Delegation Kroatiens Präsident Franjo Tudjman die Bereitschaft zu Verhandlungen signalisierte, jetzt aber an der Spitze der serbischen Aufständischen gegen die kroatischen Ordnungskräfte vorging.
Die Medien in Serbien berichten von Zusammenstößen zwischen kroatischer und serbischer Polizei. Dabei - so kroatische Beobachter -habe es sich auf serbischer Seite um eine Gruppe ziviler Leute der serbischen Bevölkerung aus Titova Korenica und aus Knin gehandelt. Das Eingreifen der kroatischen Polizei sei durch eine vorangegangene Suspendierung der Führungsmannschaft der Hotelbetriebe in der Plitvicer-Region durch serbische Behörden notwendig geworden.
Die im Fremdenverkehr tätigen
Serben im Naturpark Plitvica hätten sich geweigert, sich politisch für die serbischen Autonomiebestrebungen der ostkroatischen serbischen Orte vereinnahmen zu lassen. Deswegen habe man sie entlassen, wodurch eine Aufrechterhaltung des wirtschaftlich so wichtigen Tourismusbetriebes unmöglich geworden sei. Die kroatische Polizei - argumentiert man - habe hier durchgreifen müssen.
Auch in Slowenien ist man dieser Vorfälle wegen äußerst nervös. Die Zeitungen in Slowenien sprechen von einem „Szenarium, das aus Belgrad kommt", mit dem Serbien verhindern möchte, daß der Kroate Stipe Mesiö im Mai turnusmäßig das Amt des Vorsitzenden des Staatspräsidiums übernimmt.
Momentan hat sich die Lage im Osten Kroatiens etwas beruhigt. Am Mittwoch dieser Woche tagte wieder das Staatspräsidium unter Beiziehung von Regierungsmitgliedern aus den Teilrepubliken in Belgrad. Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluß noch nicht vor.
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