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Mit anderen lernen

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Kurz nach unserer Hochzeit wurden mein Mann und ich in eine Eheruride der Kana-MK (Marianische Kongregation) eingeladen. Jener erste Abend in dieser Runde war der Start für eine Lebensgestaltung, die in einer besonderen Weise unser Ehe- und Familienleben prägt: Nach der Begrüßung und einem bescheidenen Imbiß für die Paare der Runde wird das gemeinsam gewählte und vorbereitete Thema besprochen. Den Interessen der Leute entsprechend betrifft es Fragen und Probleme aus Ehe und Erziehung,

Glaube und Kirche oder gesellschaftliche Belange wie Schule, Umwelt...

Der zentrale Teil des Abends ist unseren religiösen Bedürfnissen gewidmet: Ein Text aus der Heiligen Schrift wird vorgelesen. Nach einer Besinnung in Stille führen wir ein Gespräch, bei dem wir einander unsere Betroffenheit vom Wort Gottes mitteilen.

Wir schließen mit persönlich formulierten Gebeten, in denen wir unser Alltagsleben, unsere Freuden und Sorgen dankend und bittend vor Gott bringen. Manchmal ist es auch ein Formgebet, das allen vertraut ist, etwa „Vater unser“.

In den ersten Eherunden war ich zunächst mehr hörende als sprechende Teilnehmerin. Die Wendigkeit im Sprechen und Diskutieren, das frei formulierte Gebet, fielen mir schwer. Doch erkannte ich den Wert dieses Tuns. Es wurde für meinen Mann und mich zu einem lebenswichtigen Bedürfnis.

Welche positiven Auswirkungen hat die Eherunde auf unsere Ehe? Durch regelmäßige Begegnung mit befreundeten Ehepaaren wurde unser Selbstbewußtsein als Ehepaar gestärkt und gefestigt.

Die Gespräche, die über den Abend hinausgehen, vertiefen durch Weiterdenken und Mitein-anderreden unsere Beziehung als Ehepaar, fördern die geistige Auseinandersetzung mit den Anliegen aus unserem Lebensbereich in unserer Zeit.

Eher unauffällig, aber doch einprägsam ist das Beispiel, das wir Ehepaare einander geben. Gegenseitige Aufmerksamkeit, Zuhören, Aussprechen lassen, Zeichen und Worte verraten bald, wie wir Ehepartner zueinander stehen.

Wir lernen voneinander und üben Selbstkontrolle.

Was wir heute mit unseren Kindern als Hauskirche praktizieren — das Tun und Reden im und vom Glauben — ist uns zur Freude geworden. So bereiten wir wöchentlich gemeinsam das Evangelium zum Sonntag vor, singen und beten miteinander. Mit den heranwachsenden Kindern können wir of f en über christliche Lebenspraxis sprechen, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind.

Eine wesentliche Erfahrung ist, daß das monatliche Treffen mit Freunden aus der Runde zuwenig ist, um Freundschaften zu vertiefen. Besuche einzelner Ehepaare helfen, einander besser zu verstehen. Unter acht Augen lassen sich so manche Probleme leichter durchleuchten. Und nicht zu vergessen: die vielen Hilfen im Alltag, die wir einander schenkten.

Ist Eherunde ein Garant für das Gelingen von Ehen? Für uns war und ist sie eine große Hilfe. Und wir können voll Freude feststellen, daß sich im Laufe von 25 Jahren kein Ehepaar — und es waren viele — aus unseren Runden scheiden ließ.

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