Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Mit dem Computer leben lernen
Durch die mikroelektronischen Produkte werden alle Bereiche menschlicher Aktivität erreicht: Es steht daher außer Frage, daß die neuen Infor-mations- und Kommunikationstechniken als Thema in die Schule gehören. Und es wird weiter deutlich, daß man sich nicht bloß auf technische Ausbildung in beruflichen Schulen beschränken darf.
Die neuen Instrumente werden tendenziell durch je-dermensch benutzt werden, und zwar keinesfalls ausschließlich zu professionel-
len Zwecken. Sie werden zu Bestandteilen der alltäglichen Zivilisation.
Nun könnte man natürlich einwenden, daß die Bedienung der neuen Informationsinstrumente soweit den Gewohnheiten des Menschen angepaßt würde, daß er eigentlich gar nichts mehr über sie erfahren müßte. Er muß auch nicht, aber er soll!
Nach den bei uns immer noch gültigen pädagogischen Maximen soll Schule Einblicke in „Black Boxes“ vermitteln, soll erklären und aufklären. Wie anders könnte man die vielen Grundinformationen begründen, mit denen Schüler und Schülerinnen seit Zeiten geplagt werden: Mathematik, Physik, Chemie, Philosophie und Religion gar.
Das Bildungswesen der Informationsgesellschaft wird informationstechnische Bildung vermitteln müssen: technisches Wissen, ökonomische Umsetzung, soziale Einordnung, ethische Bewertung.
An der Basis des Schulsystems steht — noch — nicht die Informationstechnik, sondern der Umgang mit Information. Auch die Computer, arbeiten mit Sprache und Schrift, und deren Vermittlung beginnt in der Volksschule. Hier ist die menschliche Dimension des Lehrers nicht durch Computer ersetzbar.
Die demokratische Computerbildung muß in der Hauptschule und in der Unterstufe der Höheren Schulen verordnet werden, denn sie geht alle Bürger an. Sie umfaßt die Benutzung und den Nutzen, die Funktionen und das. Funktionieren der neuen Informationstechnik.
Erst darauf kann berufliche Computerbildung aufsetzen, und erst weit darüber kommt man zur wissen-schaftspropädeutischen Informatik. Sinnvollerweise und mit wenigen Ausnahmen erst auf Hochschulniveau.
Das Bildungswesen steht vor einer neuen Alphabetisierungsaufgabe. Es geht nicht darum, ein Volk von Computerfreaks und Medienexperten heranzubilden, es geht darum, die Nutzungsmöglichkeiten für die je eigene Lebensgestaltung in der Informationsgesellschaft zu erschließen.
Dies ist keine technische, keine ökonomische, dies ist eine pädagogische Aufgabe. Und eine politische dazu.
Der Autor ist Professor für Pädago-
sik an den Universitäten Berlin, Pa-erborn und an der Wirtschaftsuniversität Wien.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!