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Mit dem Kopf durch die Wand

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Wer nach Israel kommt und dort ein wenig herumgeführt wird, dem zeigt man sicher auch den einsam aufragenden mächtigen Felsen Masada am Ufer des Toten Meeres. Ihn hatte Herodes in eine fast uneinnehmbare Festung verwandelt, die später noch mit 6 Meter hohen Mauern umgürtet und mit 37 Wachtürmen ausgestattet wurde. Im ersten nachchristlichen Jahrhundert wurde Judäa von den Römern erobert, und in ihrem letzten Aufstand flüchteten unter dem Anführer Eleazar viele Juden hierher und leisteten verzweifelten Widerstand. Als es den Römern trotzdem gelang, die Felsenfestung zu erstürmen, töteten sich, wie uns Flavius Josephus berichtet, 960 Juden, Männer, Frauen und Kinder, um nicht dem Sieger in die Hände zu fallen.

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Wer nach Israel kommt und dort ein wenig herumgeführt wird, dem zeigt man sicher auch den einsam aufragenden mächtigen Felsen Masada am Ufer des Toten Meeres. Ihn hatte Herodes in eine fast uneinnehmbare Festung verwandelt, die später noch mit 6 Meter hohen Mauern umgürtet und mit 37 Wachtürmen ausgestattet wurde. Im ersten nachchristlichen Jahrhundert wurde Judäa von den Römern erobert, und in ihrem letzten Aufstand flüchteten unter dem Anführer Eleazar viele Juden hierher und leisteten verzweifelten Widerstand. Als es den Römern trotzdem gelang, die Felsenfestung zu erstürmen, töteten sich, wie uns Flavius Josephus berichtet, 960 Juden, Männer, Frauen und Kinder, um nicht dem Sieger in die Hände zu fallen.

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Man sieht: ein großer, ein großartiger Stoff für ein Drama. Israel Eliraz, 1939 in Jerusalem geboren, hat es geschrieben und auch ein Ballettlibretto ausgearbeitet. Wir wissen leider nicht, wie dieses Theaterstück aussieht und was es wiegt. Der Choreograph Hans Kresnik, der mit dem Ballett des Theaters an der Wien das Werk zur Uraufführung brachte, war „Masada“ nicht gewachsen. Auch für ein „choreographisches Theater“, wie Kresnik das Ballett im Untertitel nennt, war, was er zu bieten hatte, zuwenig, zu oberflächlich, zu klischeehaft. Meist war die Bühne von vielen Tänzern bevölkert, erst von hart trainierenden Römern, später von Kämpfenden, am Schluß von Verzweifelten und Sterbenden. Von allem Anfang an bediente sich Kresnik eines gestischen Symbols für Mut, Verzweiflung und Widerstand: die Helden der einen und der anderen Seite werfen sich nach kurzem Anlauf gegen die Wände, und zwar mit dem ganzen Körper, so daß es kracht. Diese Wände bestehen nämlich aus Wellblech und wurden von VA Wölfl wohl extra für diesen Effekt so gebaut Das macht am Anfang einen recht starken Eindruck. Wenn sich aber immer das Gleiche - nicht drei- oder fünfmal, sondern wenigstens dreißigmal im Lauf des Abends - wiederholt, wird man zuerst ungeduldig, später ärgerlich. Auch an die im ersten Augenblick frappierende Kleidung der Krieger - Römer wie Juden -, die an die Ausstattung von Rugby-Spielern erinnert, empfindet man in ihrer Uniformität als störend.

Obwohl auf dem Programm mehr als ein Dutzend Namen von Tänzern stehen, ist es Kresnik nicht gelungen, einzelne Gestalten zu profilieren, so daß der Eindruck zweier Kollektive entsteht. Dagegen ist prinzipiell nichts zu sagen. Aber zur Choreographie solcher Gruppen hätte es einer stärkeren Hand bedurft. Zumindest hätte man den drei Gästen von der Bayerischen Staatsoper München größere Rollen geben sollen. Aber auch mit diesem Vorbehalt waren die Leistungen von Ferenc Barbay als römischer Feldherr Flavius Silva, Youri Varnos als Eleazar, Anführer der Juden, und Joyce Cucco als dessen Frau eindrucksvoll.

Die Musik für dieses eineinhalb Stunden dauernde und ohne Pause durchgespielte Ballett schrieb Gra- ziano Mandozzi, 1939 im Tessin geboren. Am Mozarteum ausgebüdet, hat sich Mandozzi auf allen nur vorstellbaren Gebieten der Musik umgesehen und betätigt. So hat er mehr als 60 Filme und Fernsehstücke mit seiner Musik ausgestattet. In den letzten Jahren beschäftigte er sich auch mit der Elektronik. Davon bekommen wir, vom Band abgespielt, auch in dieser Partitur, die im Theater -an der Wien uraufgeführt wurde,- reichliche und überlaute Proben. Die Substanz stammt aus Rock und Folk. Durchaus dominiert der Rhythmus, meist ein harter, stampfender, ohrenbetäubender. Manchmal, so gleich zu Beginn, sind auch einzelne Sätze eingeblendet, etwa „Anfangs wollte ich Maler werden. Doch dann wurde ich Politiker.

Aber so bald wie möglich werde ich; mich aus, der Politik zurüekziehen,! denn meine Bilder werden mehr gerühmt werden als meine Taten für mein Volk.“ Damit soll dem ganzen Stück eine gewisse Aktualität verliehen werden. Doch der Zuschauer hat die Parallele zum Warschauer Gettoaufstand längst bemerkt...

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