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Mit dem Terror leben

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Am 29.September begann nach jüdischer Zeitrechnung das Jahr 5790 seit Schöpfung der Welt. Im neuen Jahr soll endlich der Friedensprozeß beginnen und die Intifada, der palästinensische Volksaufstand, zu Ende gehen. Das ist der Wunsch, den man in Israels Presse gegenwärtig überall lesen kann.

Auch die Teilnehmer an den Nahostfriedensgesprächen in New York, die Ende vergangener Woche stattfanden, strebten dieses Ziel an.

Es trafen einander Likud-Außenminister Mosche Arens mit dem amerikanischen und dem ägyptischen Außenminister, es diskutierte Arbeiterpartei-Finanzminister Schimon Peres mit Präsident George Bush und mit Ägyptens Staatschef Hosni Mubarak. Es wurde viel geredet und diskutiert, erreicht wurde nichts, denn die beiden Israelis vertraten wieder einmal völlig verschiedene

Konzepte. Wer wirklich von den diversen Treffen profitierte, war das Hotel Waldorf Astoria, in dem alle Diskussionspartner abgestiegen waren.

Die Intifada hatte Friedensverhandlungen mit den Palästinensern dringlicher denn je gemacht. So beschloß die Koalitionsregierung eine Friedensinitiative, deren wichtigstes Ziel die Abhaltung von Wahlen in den besetzten Gebieten ist, um danach mit den gewählten Palästinenservertretern eine Autonomie für Cisjordanien und den Gazastreifen auszuhandeln. Danach - innerhalb vpn drei Jahren - sollen sich Palästinenser und Israelis zu Verhandlungen über eine endgültige Lö^ sung treffen. Das bedeutet, daß man die Differenzen zwischen Likud und Arbeiterpartei weiter vor sich herschieben wollte.

Als Hauptproblem stellte sich die Wahlvorbereitung heraus. Denn mit wem sollte Israel darüber verhandeln? Bis jetzt fanden sieh keine palästinensischen Gesprächspartner, da die PLO von Israel als solcher nicht akzeptiert wurde. Israel ist zwar bereit, Palästinenser mit PLO-Nähe anzuerkennen. Doch die PLO in Tunis mit Jasser Arafat an der Spitze fürchtete um ihre Führungsposition, wenn sie nicht auch das Sagen bei diesen Verhandlungen hätte.

Mubarak versuchte, mit Arafat einen Kompromiß auszuhandeln. Zwei der zehn palästinensischen Delegationsmitglieder sollten Palästinenser aus der Diaspora sein - und zwar Persönlichkeiten, die wegen ihrer PLO-Verbindung des Landes verwiesen worden waren. Die Arbeiterpartei war damit zufrieden, Likud goutierte den Vorschlag nicht.

Inzwischen hat sich auch die Sowjetunion als Vermittler angeboten. Doch solange sich die Israelis nicht auf die Akzeptanz einer palästinensischen Delegation einigen können, solange wird sich an der Friedensfront im Nahen Osten nichts ändern.

Der Aufstand mit Steinen und Brandbomben, nicht nur in den besetzten Gebieten,sondern auch im alten Israel, wird weitergehen. Die Differenzen zwischen Likud und Arbeiterpartei wurden besser bekannt. Israel wird aber mit dem Terror weiterleben müssen.

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