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Mit Erdöl-Milliarden zur Sonnenenergie

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Bei einem gigantischen Zukunftsprojekt Saudi-Arabiens, das sich vom Erdölexportland zum Lieferanten für Sonnenenergie entwickeln will, will Österreich auf wissenschaftlichem Gebiet kräftig mitmischen. Wie Wissenschaftsminister Hertha Firnberg nach ihrer Rückkehr von einem Besuch in Saudi-Arabien feststellte, soll bereits im März eine Kommission prüfen, in welcher Form Österreich die saudiarabischen Anstrengungen unterstützen kann. Möglicherweise wird auch der Prototyp des österreichischen Sonnenkraftwerkes, der bereits Ende des Jahres in Seibersdorf zusammengesetzt wird, in Saudi-Arabien getestet werden.

Minister Firnberg, die auf Einladung des saudiarabischen Wissenschaftsund Hochschulministers, Sheikh Hassan Al-Schaikh, verschiedene Großuniversitäten und Forschungszentren des Landes besucht hatte, zeigte sich beeindruckt von dem hohen Standard und der „stürmischen Entwicklung“ des Erdöllandes. Bereits bestehende Universitäten werden zu großen Wissenschaftszentren ausgebaut. „Österreich hat hier“, betont Dr. Firnberg, „auf Grund seines hohen Ansehens eine ungeheure Chance, in der Wissenschaft und Forschung wie auch in der

Wirtschaft ein Partner des aufstrebenden Erdteils zu werden.“

Saudi-Arabien mit seinen großen Wüstenflächen hat nach den Feststellungen des Rektors der Universität Dhahran täglich eine Sonnenenergieeinstrahlung, die einem Energieäquivalent von drei Jahren saudiarabischer Ölförderung entspricht. Das Ziel Saudi-Arabiens ist es daher, mit den Rieseneinkünften aus der Erdölgewinnung wissenschaftlich und technisch die Voraussetzungen zu schaffen, auch die Sonnenenergie des Landes „abzuernten“. Da Österreich derzeit dabei ist, den Prototyp eines Sonnenkraftwerkes mit konzentrierenden Kollektoren zu bauen und überdies hervorragende Fachleute besitzt, ist das Interesse Saudi-Arabiens entsprechend groß.

Mit Kollektoren wird Sonnenenergie eingefangen und Wärme erzeugt und diese über eine Turbine in elektrische Energie umgewandelt. Neben dem österreichischen Prototyp entsteht derzeit ein zweiter in der Bundesrepublik Deutschland, der mit Flachkollektoren arbeiten wird.

In der österreichisch-saudiarabischen Kommission werden Vertreter der drei großen Universitäten von Dhahran, Riad und Dschidda neben

Regierungsbeamten und Technikern vertreten sein. Von Österreich wird Univ.-Prof. Dr. Hans Kleinrath von der Technischen Universität Wien mitarbeiten, der auch den Prototyp des Sonnenkraftwerkes entworfen hat Die Kollektoren dürften von der Firma Swarovski geliefert werden.

Minister Firnberg hat neben diesem Kooperationsprojekt eine Reihe weiterer Schwerpunkte fixiert:

• Medizinisches Know-how soll stärker als bisher nach Saudi-Arabien „exportiert“ werden, vor allem ist Saudi-Arabien auch an einer Turnusarztausbildung interessiert.

• Junge österreichische Wissenschaf- terinnen sollen an den Frauenuniversitäten in Dischidda und Dhahran zum Einsatz kommen.

• Verhandlungen über die Gleichwertigkeit der Zeugnisse (Matura, Prüfungen, akademische Grade) werden aufgenommen.

• Für Österreichs Arabistik-Studen- ten sollen Perfektionskurse in Saudi-Arabien eingerichtet werden. Die große arabische Handschriftensammlung der österreichischen Nationalbibliothek wird für arabische Wissenschafter geöffnet.

• Neben der bereits bestehenden gemeinsamen Korrosionsforschung, der Quartärforschung sowie der Kooperation in der Lagerstättengeologie ist ein Projekt zur Erstellung eines ethnologischen Atlasses des südlichen Saudi-Arabien endgültig fixiert worden. Unter der Federführung von Univ.- Prof. Dr. Walter Dostal, Vorstand des Instituts für Völkerkunde der Universität Wien, wird ein Atlas’der Provinzen Asir und Najran entstehen.

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