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Mit Rot-Weiß-Rot um die Welt

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Mehr als drei Milliarden Schilling investierte die AUA in eine der modernsten Langstreckenflotten. Neben technischen waren bei der Auswahl auch ökologische Faktoren bestimmend.

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Mehr als drei Milliarden Schilling investierte die AUA in eine der modernsten Langstreckenflotten. Neben technischen waren bei der Auswahl auch ökologische Faktoren bestimmend.

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Mit knapp 60 Metern Länge und der Höhe eines fünfstöckigen Hochhauses nimmt sich der Airbus A340-200 recht imposant aus. Die österreichischen Nationalfarben Rot-Weiß-Rot leuchten weithin sichtbar auf dem Flughafen Narita bei Tokyo, Japan. Im Cockpit laufen die Vorbereitungen für den Direktflug nach Wien planmäßig. Klar und übersichtlich angeordnet zeigen die sechs Farbbildschirme die jeweils relevanten Flugdaten. Computergestützte Datenermittlung garantiert optimale Sicherheitsbedingungen für den 10.000 Kilometer-Flug.

Die Passagiere betreten in der Zwischenzeit, begleitet von klassischer Wiener Musik, das Flugzeug. 254 Fluggäste finden in der geräumigen und nach modernsten ergonomischen Gesichtspunkten gestalteten Kabine in der Auslegung von Austrian Airlines Platz. In den zehn Bordküchen bereiten die Flugbegleiter die Speisen für die zwölfstündige Reise vor. Über das sogenannte „In-seat-Video", den in den Sitzen eingebauten Video-Schirmen, werden die Fluggäste über Sicherheitseinrichtungen an Bord, den Verlauf und den aktuellen Stand der Flugroute informiert. Über die Multikanal-Stereoanla-ge hört jeder Fluggast Musik und Unterhaltung nach seinem Geschmack und in CD-Qualität. Bord-Telefon und -Fax stehen zur Verfügung.

Die vier Triebwerke werden zum Start auf Touren gebracht. Ein leises Summen ist alles, was man in der Kabine davon hört. Im 50 Meter langen Passagierraum herrscht entspannte Ruhe - die Klimaanlage, in sechs unabhängig voneinander zu steuernde Einheiten unterteilt, arbeitet ruhig und mit einem Minimum an Zugluft.

Sechs Stunden nach dem Start -die Fluggäste erholen sich nach einem Menü ihrer Wahl in den bequemen Schlafsesseln-begibt sich ein Teil der Crew in den sechs „Crewrestrooms" unterhalb der Passagierkabine zur Ruhe, während die zweite „Schicht" ihre Arbeit beginnt. Auch im Cockpit ruhen sich Pilot und Copilot in den speziell für sie vorgesehenen Ruhebetten aus, selbstverständlich nachdem sie das Flugzeugkommando an ihre beiden Kollegen übergeben haben.

Zukunftsmusik? Nein. Schon Ende kommenden Jahres werden Austrian Airlines zwei Airbus A340-200 in der beschriebenen Auslegung in den Liniendienst stellen. Die Investition in eine der modernsten Langstreckenflotten in der Größenordnung von mehr als drei Milliarden Schilling war gründlich geplant und vorbereitet.

Über ein Jahr lang hat sich ein Spezialistenteam mit der Auswahl des richtigen, auf die Anforderungen des Unternehmens und die Entwicklung der internationalen Luftfahrt zugeschnittenen Flugzeugtyps befaßt. Faktoren wie Passagierkomfort und -ka-pazität, Reichweite, Anforderungen an die Besatzung, technische und nicht zuletzt ökologische Aspekte waren bei der Auswahl bestimmend.

Mit ebensolcher Gewissenhaftigkeit wurde die zukünftige Kurz- und Mittelstreckenflotte ausgewählt. Ab November 1995 bis über das Jahr 2000 hinaus werden die Flugzeuge der Type MD 80 sukzessive gegen die gänzlich neu konzipierten Maschinen der Type Airbus A320 und A321 ausgewechselt. Insgesamt wurden 13

dieser Flugzeuge im Gesamtwert von knapp elf Milliarden Schilling fix bestellt. Es handelt sich dabei um die größte Investition in der Geschichte der österreichischen Luftfahrt.

Da die Mittelstreckenairbusse A320/321 vornehmlich im dichtbe-flogenen Europa zum Einsatz gelangen werden, war die Auswahl eines Triebwerkes, das besonderen Umweltanforderungen entspricht, vordringliche Aufgabe. Gemeinsam mit dem Partner Swissair wurden die Triebwerkshersteller gefordert, Motoren, die mindestens 30 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen und um zirka 50 Prozent weniger Schadstoffe pro Fluggastsitz emittieren, zu konstruieren. Ebenso wurde ein deutlich verbessertes Fluglärmverhalten der Triebwerkentwicklung abverlangt.

In vielerlei Hinsicht ist der Airbus A321 das modernste im Einsatz befindliche Verkehrsflugzeug. Neue Maßstäbe wurden in der Steuerungstechnologie gesetzt. Herkömmliche mechanische Flugsteuerungselemente wurden durch computergesteuerte Hydraulik-Systeme ersetzt.

Dadurch und durch den ebenfalls gewichtsmindernden Einsatz kohlefaserverstärkter Verbundwerkstoffe an Verkleidungen und nicht tragenden Elementen wird Kraftstoff gespart, was zum einen Kostensenkung und zum anderen Reduktion der Umweltbelastung bedeutet. Das Cockpit dieser neuen Flugzeuggeneration wurde gegenüber den am Markt befindlichen bei allem technischen Fortschritt in seiner Übersichtlichkeit und Handhabung vereinfacht.

Alle Flugzeugsysteme können über Bildschirme überwacht werden. Die übersichtliche Präsentation der Daten erlaubt den Piloten, diese sicher, ablaufgerecht und rasch zu interpretieren und das Flugzeug mittels elektronischer Impulse optimal zu steuern. Alle Flugdaten werden noch während des Fluges in ein zentrales Computerprogramm eingespeist, das automatisch eventuelle Unregelmäßigkeiten ausweist und damit die Wartungsplanung vereinfacht und die Wartungskosten senken hilft.

Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil einer konstanten, wohlüberlegten und -geplanten Flottenpolitik besteht im System der sogenannten „Cross Crew Qualifikation". Das bedeutet, daß die Cockpitcrew mit nur geringer Umschulungszeit sowohl auf der Kurz- und Mittelstrecke als auch auf der Langstrecke eingesetzt werden kann. Die Auslegung der technischen Systeme des A340 ist mit denen des A320 soweit ident, daß nicht nur im Bereich des Cockpit-Personals, sondern auch in der Wartung erhebliche Kostensenkungspotentiale ausgeschöpft werden.

Voraussetzung für all diese Neuerungen und Verbesserungen und für die zukünftige Weiterentwicklung auf dem Sektor der Flugzeugtechnologie ist Erfahrung. Austrian Airlines feiern im März das 35-Jahr-Jubiläum der Aufnahme des Linienflugbetrie-bes. Zu Beginn der Geschichte der österreichischen Luftfahrt nach dem Zweiten Weltkrieg standen vier AU A-Flugzeuge der Type Vickers Viscount. Zu Beginn der siebziger Jahre war die Flotte auf neun Flugzeuge angewachsen, vor zehn Jahren waren es schon 14 und heute verfügt die AUA über eine mit knapp über sechs Jahren sehr junge Flotte von 30 Flugzeugen, mit denen 67 Städte auf vier Kontinenten im Linienbetrieb angeflogen werden. Dazu kommen noch an die 100 wöchentliche Charterflüge während der Sommermonate. Von Beginn an waren die Techniker in Zusammenarbeit mit den Flugzeugherstellern darum bemüht, technische Verbesserungen in die laufende Weiterentwicklung und auch in die Neuentwicklung von Flugzeugen einzubringen. Ein gut funktionierendes System der Zusammenarbeit und des Feedback garantierten und garantieren optimale Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Flotte.

Zusammen mit Swissair waren Austrian Airlines Erstbesteller der Flugzeugtypen McDonnell Douglas DC-9-51, DC-9-80 (heute MD-80 genannt) und des Airbus A310. Als Erstbesteller hatten die beiden Airlines einen nicht unwesentlichen Anteil an der Entwicklung der jeweiligen, zum Teil revolutionären, Neuerungen.

Speziell in den Bereichen Sicherheit und Umwelttechnologie konnten dabei schöne Erfolge erzielt werden. Triebwerke der neuesten Generation verbrauchen um bis zu 30 Prozent weniger Treibstoff," umgelegt auf den Sitzplatz, als die meisten herkömmlichen Triebwerke.

Die Investitionen in diese Technologie der Zukunft sind hoch, sie liegen in Milliardenhöhe. Sie garantieren aber hohe Wirtschaftlichkeit und ein wesentliches Unterschreiten der behördlich verlangten Limits, was die Lärmentwicklung und die Schadstoffemissionen anbelangt.

Mit Entscheidungen, die heute getroffen werden, werden in der Luftfahrt die Weichen für morgen gestellt. Wie in kaum einem anderen Wirtschaftszweig ist eine Langfrist-Rentabilität von so großer Bedeutung wie in der Luftfahrt, ist Technologie ein so wesentlicher Erfolgsfaktor. Sicherheit, Pünktlichkeit, Komfort und nicht zuletzt Wirtschaftlichkeit, auf der Basis optimaler Umweltverträglichkeit, sind die wesentlichen Anforderungen, die an eine Flotte gestellt werden müssen und werden.

Mit der Bestellung der Flugzeuge der Airbus-Familie hat sich die AUA für das modernste am Markt befindliche Fluggerät entschieden. Zukunft findet in der Luftfahrt-Branche eben ein bißchen früher statt als anderswo.

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