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Mobil Oil Austria rationalisiert

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Weit gespannt war der Bogen der Themen, die anläßlich der Vorlage des Geschäftsberichtes der Mobil Oil Austria kürzlich im Palais Schwarzenberg in einer lebhaften Diskussion zur Sprache kamen: von den 365 Milliarden Dollar, welche die Weltkonzeme der Mineralölindustrie der westlichen Welt in den nächsten Jahren für Investitionen benötigen werden, bis zu Detailfragen, warum sich beispielsweise Münztankstellen bei uns kaum durchsetzen werden (für vernünftige Benzinmengen sind die gängigen 10-Schilling-Stücke zu klein). Gen.-Dir. Dipl.-Ing. G. Rußbach und Verkaufsdirektor Dr. F. Chorinsky standen Rede und Antwort, ob es sich nun um die Verhandlungen mit den OPEC-Ländern oder um die Preispolitik in Österreich, um das aus Kostengründen zurückgestellte Projekt von Lannach oder einen noch in Gang befindlichen Versuch handelte, Selbstbedienungstankstellen (die Mobil hat vier solcher Stationen bei uns in Betrieb) zu errichten.

Der Jahresumsatz der Mobil Oil Austria AG, die seit 94 Jahren bei uns tätig ist, betrug 1970 rund 2,63 Milliarden Schilling (Steigerung 13 Prozent). Der Absatz erhöhte sich um 12 Prozent von 1,33 Millionen Tonnen im Jahre 1969 auf 1,48 Millionen Tonnen im Jahre 1970. Der Gesamtmarktanteil der Mobil Oil Austria betrug Ende 1970 rund 14 Prozent (1969 waren es 13 Prozent). Rußbach betonte, daß man die Leistung seiner Gesellschaft als äußerst zufriedenstellend bezeichnen könne, da bedeutende Rationalisierungseffekte erzielt werden konnten. Allerdings ist die dem Mineralölhandel durch die Ablehnung oder Verzögerung von Preisanträgen von außen her aufgezwungene Ertragsschwäche die Ursache dafür, daß diese Bemühungen zum Teil neutralisiert wurden. Der Gewinn des Geschäftsjahres 1970 beträgt daher auch nur 16,6 Millionen Schilling, nach 26,6 Millionen im Jahre 1969. Der 1967 eingebrachte Preisantrag für Treibstoffe — basierend auf den durch die Suezkrise verursachten Kostenerhöhungen —fand 1968 die Ablehnung der Bundesregierung; damit steht Österreich im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, wo die in der Zwischenzeit ebenso aufgetretenen enormen Kostensteigerungen zumindest teilweise in den Preisen abgegolten wurden. Österreich ist auch das einzige europäische Land, in dem die großen Rohölpreiserhöhungen 1970 und 1971 noch nicht ihren Niederschlag in den Treibstoffpreisen gefunden haben.

Die künstlich erzwungene Ertragsschwäche verlieh den Rationalisierungsbemühungen große Bedeutung: Ende 1970 wurde die Primärdestillation in Kagran eingestellt; allerdings wird die dortige Tätigkeit der anderen Betriebseinheiten intensiviert. Außerdem wurden im Vorjahr 18 Tankstellen, die nicht mehr entsprachen, geschlossen. Der Erfolg der internen Bemühungen manifestiert sich auch in der Steigerung des Umsatzes pro Beschäftigten von 1,74 Millionen Schilling auf

Millionen (bei einem auf 806 verringerten Personalstand). Unter der Annahme, daß den nachgewiesenen Kostenerhöhungen letztlich die Anerkennung nicht versagt werden kann, hat Mobil 1970 die Investitionen um fast 50 Prozent auf 158 Millionen Schilling erhöht. Dieses „antdzyklische Verhalten“ fußt auf der Meinung, daß die raschen Änderungen der Marktbedürfnisse rechtzeitige Erweiterungsund Emeuerungsinvestitionen verlangen. Der Schwerpunkt der Investitionen lag im Bereich des Vertriebs. Die Zahl der Tank- und Servicestationen erhöhte sich von 681 auf 697, wobei sich dieser Zuwachs aus 34 Neuinbetriebnahmen und 18 Schließungen ergibt. Der Erweiterung der Serviceeinrichtungen an bereits bestehenden Stationen wurde große Aufmerksamkeit geschenkt, da die Modernisierung der Ausstattung eine Notwendigkeit zur langfristigen Verbesserung des Einkommens der Stationäre darstellt. Mobil versorgt mit 12 Prozent Anteil am Tankstellennetz rund 16 Prozent des heimischen Treibstoffmarktes; damit weist Mobil einen der höch sten Durchschnittsumsätze pro Tankstelle unter allen Mineralölgesellschaften in Österreich auf. Bereits derzeit sieht diese Gesellschaft eine Mindestumsatzerwartung von etwa 1 Million Liter Treibstoffen im Jahr als die untere Grenze für die Errichtung einer Tankstelle oder Servicestation an. Der Lohn- und Gehaltsaufwand ist in der Bilanz mit 88 Mil-

lionen ausgewiesen. Die freiwilligen Sozialleistungen stiegen von 7950 Schilling pro Mitarbeiter im Jahre 1969 auf 8730 Schilling im Jahre 1970. Die Bilanzsumme stieg von 868 Millionen auf 1,007 Millionen. Das Sachanlagevermögen ist zu 101 Prozent durch Eigenkapital gedeckt. Der Reingewinn beträgt 16,6 Millionen.

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