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Modellversuch „Sozialsprengel“

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Die Vorarlberger Landesregierung hat die Sozialabteilung beauftragt, die notwendigen Maßnahmen zur, Schaffung von vier Sozial-sprengeln als Modellversuch in die Wege zu leiten. Es handelt sich dabei um die Kummenberg-Region mit den Gemeinden Götzis - Ko-blach - Altach - Mäder, um den Sozialsprengel Rankweil mit den Gemeinden Meiningen - Rankweil - Ubersaken, üm den Sozialsprehgel Vorderland mit den Gemeinden Klaus - Weiler - Sulz - Röthis

- Zwischenwasser - Fraxern

- Viktorsberg - Laterns und um den Sozialsprengel Vorderwald mit den Gemeinden Dören - Hittisau - Krumbach

- Langen - Langenegg - Lingenau - Riefensberg - Si-bratsfäll - Sulzberg.

Für den Einsatz eines Sozialarbeiters werden in den genannten Sozialsprengeln die halben Personalkosten, jährlich jedoch höchstens 150.000 Schilling, vom Land übernommen. Für die Mitwirkung bei der Aktivierung der genannten Sozialsprengel konnte das Institut für Sozialdienste gewonnen werden, dem der entsprechende Aufwand ersetzt wird. Uber die Ergebnisse dieser Modellversuche ist der Landesregierung jährlich Bericht zu erstatten.

In verschiedenen Gemeinden und Regionen des Landes bestehen seit mehreren Jahren Bemühungen um die Bildung von Sozialsprengeln. Als erste haben acht Tal- und Berggemeinden des Vorderlandes bereits 1975 den Sozialsprengel Vorderland gegründet und bemühen sich seither um gemeinschaftliche und effektive Lösung ihrer Probleme im sozialen Bereich. Es gilt nun, Modelle zu schaffen und in Muster-Sozialsprengeln zu zeigen, welche Wirkungen im sozialen Bereich durch diese geeignete Organisationsform erzielt werden können. Die genannten Regionen bieten sich als Muster-Sozialsprengel an, nachdem bereits entsprechende Vorleistungen erbracht worden sind und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit besteht.

Zur Verwirklichung dieser Modelle ist es notwendig, die

einschlägigen Institutionen im Lande zur Mitarbeit heranzuziehen, insbesondere den Krankenpflegeverband, den Arbeitskreis für Vorsorge- und Soziälmedizin, das Institut für Sozialdienste und den Dachverband der Krankenpflegevereine. Das Institut für Sozialdienste wird eine Spezialkraft für die Aktivierung der Sozialsprengel einsetzen.

Einheimische Sozialarbeiter, welche die hiesigen Verhältnisse kennen, Werden voraussichtlich erst nach Abschluß ihrer Ausbildung im Sommer 1979 bzw. im Sommer 1980 für den Einsatz

„Ein Sozialsprengel umfaßt einen örtlichen Bereich mit höchstens 10.000 Einwohnern“

in Sozialsprengeln zur Verfügung stehen. Die notwendigen Schritte zur Bildung von Muster-Sozialsprengeln müssen jedoch heute schon eingeleitet werden. Deshalb der Beschluß der Landesregierung, der eine für Österreich einmalige Initiative darstellt.

Der Sozialsprengel ist ein Organisationsmodell für das umfassende Zusammenwirken aller Kräfte im sozialen Bereich auf der untersten Organisationsebene. Private und öffentliche Institutionen, Fachkräfte und Laien sollen im Nahraum zum Wohl des Klienten freiwillig zusammenarbeiten. Entscheidend ist die Übersehbarkeit des Sprengeis für die Beteiligten. Der Sozialsprengel umfaßt deshalb einen örtlichen Bereich mit höchstens 10.000 Einwohnern.

Aufgaben des Sozialsprengeis sind es, durch

• Verbesserung der sozialen Struktur,

• Koordination der medizinischen und Sozialberufe,

• Aktivierung der Nachbarschaftshilfe in diesem überschaubaren Raum soziale Notstände von vornherein zu verhindern oder beim Auftreten zu überwinden.

Ziele des Sozialsprengels sind:

• Hilfsbedürftigen die notwendigen sozialen Dienste anzubieten,

• Nachbarschaftshilfe als Ausdruck einer neuen Sozialgesinnung zu aktivieren,

• öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser, Altersheime etc. zu entlasten,

• der öffentlichen Hand Kosten einzusparen und den,-noch die sozialen Hilfen zu verbessern und persönlicher zu gestalten.

Ein Sozialzentrum hätte die Funktion des organisatorischen Mittelpunktes eines Sozialsprengels. Es sollte die sozialen Dienste beherbergen und einheitliche Anlaufstelle für die Klienten sein. Bereits im Altenhilfepro-gramm des Landes Vorarlberg, welches von der Vorarlberger Landesregierung 1974 beschlossen wurde, sind als. zielführende Organisationsmodelle für die Bewältigung sozialer Aufgaben Sozialsprengel und Sozialzentren dargestellt.

Die vielschichtigen Probleme der Menschen lassen sich am besten und einfachsten aus der Nähe zum Problem, im Nahraum des Menschen, im Sozialsprengel lösen. Im Nahverhältnis zum

„Im Nahverhältnis zum Betroffenen kann am besten festgestellt werden, was not tut“

Betroffenen kann am besten festgestellt werden, was not tut. Nur so kann es gelingen, Problemfälle und Notlagen so frühzeitig zu erfassen, daß die Bewältigung noch relativ einfach und mit verhältnismäßig geringen Mitteln möglich ist.

Entscheidend für die Effizienz sozialer Dienste ist, daß die richtigen Hilfen angeboten und koordiniert werden. Hiezu muß man die Notlage der Hilfsbedürftigen und Hilfesuchenden richtig erkennen und in ihrem sozialen Umfeld einschätzen können, was die Aufgabe qualifizierter Sozialarbeiter ist.

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