(Musikverein und Konzerthaus, Wien; „Wien modern") Man hatte auch heuer auf die richtige Mischung gesetzt: Claudio Abbados drittes Festival „Wien modern ", das Altmeister Ernst Krenek anläßlich seines „Neunzigers" ehrte und mit dem Schaffen des Amerikaners Elliott Carter, des Italieners Luciano Berio und des Polen Witold Lu-toslawski in rund 35 Konzerten konfrontierte, war ein Riesenerfolg beschert. Ein Blick in den Rückspiegel der Moderne, der umso spannender ausfiel, als auch junge Komponisten, Dreißigjährige wie der Veroneser Marco Stroppa und der Salzburger Gerhard Winkler, nach Wien kamen. Seit den fünfziger Jahren entwickelte Ideen und Techniken der Avantgardemusik prallten auf neue künstlerische Wertvorstellungen, zeigten, wie Etabliertes bei den Jungen aufgegriffen oder durch Neudenken überholt wird.
Eine wichtige Uraufführung fand übrigens noch nach dem offiziellen Ende von „Wien modern" statt: Christian Ofenbauers „Bruchstück III-Odysseusfragment". Ein Kammerstück als Ausflug in die brüchige Welt des antiken Mythos. Odys-seus, eine männliche Kampfmaschine, inspirierte Ofenbauer zu einem raffinierten Werkfragment, das die Neigung zum Fragmentarismus im modernen abendländischen Denken spiegelt.