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Moskaus Kampf ums Prestige

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Michael Gorbatschows Rückkehr nach dem Genfer Gipfeltreffen mit US-Präsident Reagan war nicht weniger triumphal als diejenige seines Gegenspielers. Die Begegnung bildete die gelungenste Public-Relations-Ubung eines Sowjetführers in der Geschichte.

Die Hochstimmung im Angesicht eines Resultates ohne besondere Substanz mag überraschen. Doch Moskaus politischer Führer hat im ersten Anlauf erreicht, was ihm von Anfang an im Sinn gestanden war: die Bestätigung der Ebenbürtigkeit in den Augen der Weltöffentlichkeit, die sich Moskau durchaus etwas kosten läßt.

Gorbatschows internationales Prestige ist gefestigt. In einem einstündigen Monolog zog der Kremlherr alle Register seiner Beredsamkeit: Charme und Witz, Vonglieren mit Halbwahrheiten und Verschweigen, wo dies aus der Parteiräson geboten ist.

Es wurde deutlich: Gorbatschow macht die Außenpolitik des Kremls, nicht Außenminister Schewardnadse oder Präsident Gromyko. Im Hinblick auf den 27. Parteikongreß im nächsten Februar, dem ersten des Führers, zeigt Gorbatschow, wie er auch die internationalen Fäden zieht.

Er gibt die Losung aus: der Dialog der beiden Supermächte ist wieder angelaufen, Entspannung erneut das Schlagwort. Nach sowjetischem Verständnis ist diese Parität der Nuklearwaffen auch politisches Gleichgewicht. „Star Wars“ verschiebt diese Balance i zugunsten der USA.

Der Fehlschlag, Reagan von dessen Lieblingsprogramm im Weltraum abzubringen, kann mit der Hartnäckigkeit des Gesprächspartners entschuldigt werden. Doch das letzte Wort ist in Moskau noch nicht gesprochen.

Will Gorbatschow sein ehrgeiziges Wirtschaftsprogramm im Innern verwirklichen, Verdoppelung der Produktion in 15 Jahren, dann braucht er Senkung der Rüstungsausgaben. SDI erschöpft das Potential des roten Riesen, sollte Reagan hart bleiben und die UdSSR zum Mitziehen zwingen.

Deshalb ist Gorbatschow zu größeren Konzessionen bereit: Afghanistan etwa ist ein Gesprächsthema, das als Entspannungsgeste bemäntelt werden kann.

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