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Mozart und Ignatius

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Genau 300 Jahre vor Mozarts frühem Tod, 1491 wurde Ignatius von Loyola geboren. In Salzburg gab es die Jesuiten nicht, da waren neben dem Erzbi-schof die Benediktiner bestimmend. Daß Mozart wohl auch in der oder jenen Jesuitenkirche, wie etwa in Wien in der Kirche Am Hof, dann und wann Orgel gespielt hat, und daß die „Waisenhausmesse" von 1768 zur Amtszeit und im Auftrag des damaligen Direktors des Waisenhauses am Rennweg, des Pater Ignaz Parham-mer aus der Gesellschaft Jesu, komponiert und uraufgeführt wurde, wissen nur wenige.

Vater Leopold hatte nämlich, verärgert über Intrigen gegen die Aufführung einer Oper seines Wunderkindes, 1768 seinen Weg zu dem Jesuiten Parhammer gefunden, da er selbst in Augsburg Jesuitenschüler gewesen war, und das mit Waisenkindern besetzte Chor- und Orchesterensemble einen respektablen Ruf hatte. Für einen der ausgezeichneten kleinen Trompeter schrieb Mozart außerdem ein eigenes, leider verlorengegangenes Konzertes zusammen mit der großen Messen 7. Dezember 1768 bei der EinweSung der noch im Bau befindlichen Waisenhauskirche durch den Wiener Erzbischof und in Anwesenheit der Kaiserin und ihres Gefolges aufgeführt wurde.

Als Sohn eines Buchbinders, der vor allem für die Jesuiten arbeitete und mit seiner Familie in der Augsburger Jesuitengasse in einem der Gesellschaft Jesu gehörenden Haus wohnte, hat Johann Georg Leopold Mozart seine humanistische Bildung und wahrscheinlich auch die musikalische Ausbildung bis zum 17. Lebensjahr bei den Jesuiten erworben. Nicht zu reden von seiner religiösen Bildung und Einstellung, die er dort als Schüler und in besonderer Weise als Sodale der Marianischen Kongregation mitbekommen hat. Briefe und

die Selbstverständlichkeit, mit der er Ereignisse des Lebens aus dem Vertrauen auf Gott deutete, zeugen davon.

Gleichwohl waren mit diesem Denken die Intentionen der Aufklärung vereinbar, wie sie Leopold zu seinen Salzburger Studien aufgenommen hat, und dieses Denken wurde offensichtlich auch durch die spätere Zugehörigkeit zu den Freimaurern von Vater und Sohn nicht beeinträchtigt. Leopold Mozarts Herkunft und seine Erziehung bei den Augsburger Jesuiten waren aber auch mitbestimmend für sein gewandtes Auftreten in der Öffentlichkeit, das auch für Wolfgang Amadeus bedeutsam werden sollte.

Im Alter von noch nicht fünf Jahren trat Leopold erstmals an einem Jesuitentheater auf - im September 1724 in der Tragödie „Paulinus oder Der Apfel der Zwietracht". Auch in fast allen folgenden Schuljahren Leopolds läßt sich dieses theatralische Engagement belegen. Die offenbar positiven Erfahrungen mit dem Schultheater gab er seinem Sohn Wolfgang mit und ließ den Fünfjährigen im Stück „Sigismund, König von Ungarn" mitspielen.

So gesehen wäre es nicht verwunderlich, wenn Theaterfachleute Strukturen und Elemente des barocken Jesuitendramas in den Opern Mozarts nachwiesen. Die ignatianisch-jesuiti-sche Prägung von Vater Leopold scheint für die Augsburger Jesuiten damals so deutlich erkennbar gewesen, daß sie sich ihn hätten können als Mitbruder vorstellen. Jedenfalls freute sich Wolfgang einmal sehr, als er von einem ehemaligen Mitschüler des Vaters erfuhr, „wie er die Pfarren herum gefopt hat, wegen den geistlich werden..." (11. Oktober 1777). Und schließlich gab der zum Erzbischof von Salzburg Ausgewanderte seiner Tochter Maria Anna - „Nannerl" - zum Namen ihrer Mutter, Walpurga, auch noch als vierten Namen, Jgnatia".

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