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Mühsamer Dialog

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Mußte die Reaktion auf die anfechtbaren Äußerungen des Wiener Weihbischofs Kurt Krenn so hart ausfallen? Das ist eine in diesen Tagen öfter gehörte Frage. Um sie zu beantworten, muß man das Umfeld in Erinnerung rufen: Erst ein hartes Wort gegen die Priesterseminare, dann die Beteuerung, Wien sei damit nicht gemeint gewesen, und dann der blitzartige Leitungswechsel im Wiener Priesterseminarl

Dieser Schock ist vielen in die Glieder gefahren. „Jetzt sind die Journalisten dran“, war anzunehmen, als Bischof Krenn diese als nächste ins Gerede brachte. „Principiis obstare“ mußte die unausweichliche Reaktion sein.

Inzwischen haben mehrere Bischöfe klargestellt, daß keiner von ihnen die Idee mit der missio canonica für katholische Medienleute verwirklichen will, auch nicht der Ordinarius von Wien. Für diese Klarstellung sei gedankt.

Gespräche mit Bischöfen bringen aber auch manch andere Klärung. Ich habe in den letzten Wochen ausführlich mit den Erzbischöfen Groer und Eder sowie mit Diözesanbi-schof Küng gesprochen. Alle stimmten sie mit dem Gesprächspartner darin überein, daß in der Kirche über das Wesentliche ernsthaft dialogisiert, nicht aber über Rand themen gestritten werden sollte.

Nur: Was ist ein Randthema? Wer bestimmt, was wichtig ist? „Muß das sein?“, ist eine im Zusammenhang mit Artikeln über Kirchenthemen immer wieder zu hörende Frage. Schwer ist es, einem Gesprächspartner beizubringen, daß Journalisten, auch katholische, nur eine andere Fragestellung gelten lassen können: Darf das sein?

Was'Gewissen, Gesetz und Geschmack noch bejahen können, darf Thema einer journalistischen Behandlung sein. Nur zu berichten, was der Kirche nützt, wäre ein Verrat an der Wahrheitspflicht.

Das Spannungsverhältnis zwischen Amtsträgern und Journalisten in der Kirche wird nie ganz auszuräumen, der Dialog immer schwierig - aber immerauch nützlich sein, wenn er vertrauensvoll geführt wird. Dieses Vertrauen gilt es wiederherzustellen, wo es gelitten hat.

Das Ziel muß bei den Bischöfen dasselbe wie bei katholischen Publizisten sein: die Kirche endgültig vom Mief des Obskurantismus und Irrationalismus freizuhalten und ihr im Zeitgespräch der Gesellschaft jene Glaubwürdigkeit zu erhalten, die durch Überzeugen und nicht durch autoritäre Allüren erreichbar ist.

ERRATA: Im Beitrag von Hubert FdchÜbauer auf Säte^FURCHE33/1969 hat der Druckfehlerteufel zugeschlagen: Der dritte Absatz muß richtig beginnen: „Eine solche Argumentation Übersicht, daß auch katholische Journalisten in erster Linie Journalisten und nicht Verkünder sind.“ Wir bitten um Entschuldigung.

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