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Müll: Wohin damit?

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Die verschiedene Formen der Müllentsorgung

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Die verschiedene Formen der Müllentsorgung

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Im wesentlichen gibt es vier Arten der Müllentsorgung:

• Physikalische Verfahren (Sortieren oder Aufbereiten): Aus dem gesamten Müll werden gezielt verschiedene Fraktionen, die einer besonderen Wiederverwertung zugeführt werden können, ausgewählt. Manchmal werden auch besonders schädliche Stoffe (etwa Schwermetalle wie Cadmium oder Quecksilber) ausgesondert, um Schaden zu vermeiden. „Die meisten der in Österreich vorhandenen Sortieranlagen dienen der Herstellung eines Rohmaterials für die Kompostierung... Insgesamt läßt sich feststellen, daß für durchschnittlich zusammengesetzten Müll die erforderliche Trennleistung zur Produktion von qualitativ genügendem Kompostrohmaterial von mechanischen Sortierverfahren nicht errreicht wird... Mit der separaten Sammlung der bio-genen organischen Fraktion des Mülls wird hingegen eine entsprechende Qualität des Kompostrohmaterials erreicht. "(Aus: „Umweltbericht Abfall", Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen, Wien 1989)

• Thermische Verfahren (Verbrennen, Pyrolyse): Müllverbrennung gibt es seit 1896, wo das Verfahren erstmals in Hamburg angewendet worden ist. Bei Temperaturen um 900 Grad bringt die Verbrennung nicht nur eine Volumensverringe -rung des Mülls, sondern auch eine Mineralisierung der organischen Substanz. Als Rückstand bleiben Schlacke, Kesselasche, Filterstaub, Rückstände aus weitergehender Rauchgasreinigung, Abwasser und Abgase. Die leichtflüchtigen Schwermetalle (Cadmium, Quecksilber, Zink) gelangen vor allem in die Abgase, was enorme Anforderungen an die Filterung stellt. Besonders nachteilig ist die Bildung von Chloriden und Sulphaten. Die Hauptquellen für Chlor sind der Kunststoff Polyvinylchlorid (rund 60 bis 80 Prozent) und Abfälle aus Küche und Garten, während Schwefel vor allem in pflanzlichen und tierischen Abfällen, Papier und Kunststoffen zu finden ist.

Eine getrennte Sammlung verringert daher die Giftigkeit der Verbrennungsrückstände. „Folglich ist die Müllverbrennung als chemischer Prozeß zur Mineralisierung, Konzentrierung und Immobilisierung von potentiellen Schadstoffen

zu optimieren. Die Verbrennungstechnik sollte daher primär stofforientiert und sekundär energieorientiert konzipiert werden." (Obig) Die Müllverbrennung wird wegen ihrer problematischen Abgasreinigung von weiten Bevölkerungsschichten abgelehnt. Sie besitzt allerdings den Vorteil, den Abfall auf ein Zehntel zu reduzieren und als mengenmäßig bedeutendsten Rückstand eine Schlacke, die erdkrustenähnlich ist, zu liefern. Sehr giftig sind die Filterrückstände. • Biotechnische Verfahren (Rotte, Kompostierung, Vergärung): Ziel des Einsatzes dieser Verfahren ist die Erzeugung eines humusähnlichen Produkts, das auf landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Flächen ausgebracht werden kann. Der Rotteprozeß bewirkt vor allem eine Verringerung des Volumens der Abfälle und ihre Entseuchung. Wesentlich für den Erfolg dieser Verfahren ist die Entstehung eines qualitativ hochwertigen Produkts. Alles andere ist nicht absetzbar.

Daher gilt es, im vorhinein möglichst alle Problemstoffe aus dem zu kompostierenden Müll zu eliminieren. Das bedeutet aber auch, daß der Zusatz von Klärschlamm bei der Kompostierung problematisch ist. Er bringt für das Verfahren zwar die erforderlichen Bakterien und die notwendigen Stickstoffverbindungen ein, belastet das Endprodukt aber durch die Schwermetalle, die er meist enthält. Analysen haben ergeben, daß der Anteil des leicht kompostierbaren Mülls sinkt und derzeit nur mehr etwa ein Drittel des Müllaufkommens ausmacht. •Ablagerung (Deponierung): Sollte nur bei jenen Abf allen angewendet werden, die auf keine andere Weise entsorgt werden können. Für die Errichtung solcher Ablagerungsstätten wird heute meist das in Deutschland entwickelte Multi-barrierenkonzept angewendet. Unabhängig voneinander sollen verschiedenen Vorsichtsmaßnahmen ein Eindringen von Giftstoffen in die Umgebung, vor allem ins Grund-wasser verhindern: Wasserundurchlässiger Boden, Plastikfolien, Deponierimg möglichst chemisch wenig reaktiver Stoffe, Abdeckung zur Verhinderimg des Eindringens von Regenwasser.

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