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Allerhöchste Aufgaben

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Ich könnte mir vorstellen, daß ihn die SPÖ einmal brauchen wird. Sogar für allerhöchste Aufgaben." - Gemeint ist Gerhard Zeiler, der soeben zum provisorischen ÖRF-Generalintendan-ten gewählte frühere Sinowatz-und Vranitzky-Sekretär. Die via „News" verbreitete Karriere-Prognose kommt von Teddy Podgor-ski, vormals selbst ein von der SPÖ nominierter ORF-„General" und intimer Kenner Zeilers (dieser war Podgorskis Generalsekretär am Küniglberg).

In der gleichen „News"-Ausgabe findet sich ein Bericht über die „erste" und „bisher größte Pleite der deutschen Privat-TV-Ära"; mit „irren 3,5 Milliarden Schilling" sei der Sender „Vox" in der Kreide, weiß die Wochenillustrierte atemlos zu berichten. Daß das damals von Zeiler geleitete „Tele 5" bereits vor zwei Jahren mit rund fünf Milliarden Schilling Minus zusperren mußte, wird schamhaft verschwiegen. Alles klar?

Die Liste der Zeiler eher wohlwollenden Berichterstattung setzt sich in „Kurier", „Krone" und „profil" nahtlos fort. Wobei ein dem SPÖ-Kandidaten gewogener ORF-Kurator gegenüber der FURCHE freimütig bekannte: „Die verfolgen ja alle ihre eigenen Interessen." Genau das ist aber das Problem: Die Interessenskoalition der größten Partei und der mächtigsten Medien des Landes. r M ynisch betrachtet ließe sich # natürlich lapidar feststellen, ^daß der ORF eben das maßstabgetreue Abbild der geselL schaftlichen Verhältnisse in Österreich ist" und somit der Idee eines „öffentlich-rechthchen" Rundfunks perfekt entspricht. Dazu paßt auch die frühzeitige Festlegung der SPÖ auf „ihren" Kandidaten, ohne überhaupt nach einer Konsenslösung zu suchen und der hinhaltende Widerstand der ÖVP, ohne allerdings eine attraktive Alternative anzubieten.

Eines zeigt sich jedenfalls: die Verquickung der Interessen von Politik und Massen(print)medien ist bereits so weit fortgeschritten, daß wohl weder eine Partei noch eine Zeitung ehrlichen Gewissens ein neues Volksbegehren für einen „unabhängigen ORF" initiieren könnte.

Ein schlechtes Omen am Vorabend der Liberalisierung der elektronischen Medienlandschaft.

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