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Begräbnis & Auferstehung
Na, auch zum Begräbnis gekommen? Die einem Journalistenkollegen etwas salopp hingeworfene Begrüßung vergangenen Freitag im Wiener Stephansdom wurde von diesem lächelnd-ernst beantwortet: Nicht unbedingt, wenn man wie Sie und ich an die Auferstehung glaubt.
Erraten, es geht um den Gottesdienst, mit dem die ÖVP ihren 50. Gründungstag und gleichzeitig einen schwierigen Parteitag andächtig einläutete. Mock und Schüssel kamen etwas zu spät: für ersteren hat das keine symbolische Bedeutung mehr. Ihn kann das Leben nicht mehr bestrafen, als es dies schon getan hat; für zweiteren Symbol, wie sehr der neue Obmann der immer kleiner werdenden „staatstragenden” Partei versuchen muß, die Entwicklungen einzuholen, um sie mitbestimmen zu können.
Die fünf, von mir verlangten Sätze, was die ÖVP dieser Republik anzubieten hat, hat Schüssel noch nicht gesagt, obwohl er sich in vielen Interviews dazu schon hätte äußern können. Aber das Schicksal der Partei verdeckt den Blick auf das für dieses Land Wesentliche. Ein ehemaliger hoher Funktionär beklagte mir gegenüber dieser läge, daß die ÖVP die letzten sechs Jahre, im vermeintlichen Bewußtsein, ideologisch gesiegt zu haben (global gesehen), verschlafen habe: Die Hände im Schoß, habe man bloß gewartet, was nach dem Aufziehen des Eisernen Vorhanges wohl passieren werde und Antworten zu geben vergessen.
Einer, der nicht abgewartet hat, und deswegen nicht selten getadelt wurde, tritt jetzt ab: Alois Mock. Er hat eine Politik „weder im Schlepptau der Medien noch im Schielen nach Wählerstimmen” (Mock, Standpunkte, Styria 1982) gemacht, einzig dem verpflichtet, was er für das Wohl des Landes als unabdingbar hielt. Dabei vergaß er nie, daß wir in einem Geflecht leben,, abhängig, bezogen aufeinander und verantwortlich füreinander (siehe Mocks ,,Jugoslawien”politik). Wird es Schüssel gelingen, so einen Mann für unser Land zu finden?
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